Kurze Pause am Cannstatter Kursaal. Mike-Leon Dellasus mit dem Kinderhospiz-Teddybär Lukas. Foto: Sebastian Steegmüller - Sebastian Steegmüller

33-Jähriger sammelt Spenden für das Kinderhospiz, der Abschluss findet beim Megamarsch im September statt.

Bad Cannstatt Gloffa wird. Immer wenn Mike-Leon Delassus früher mit seinem Vater wandern war und nicht mehr weiter gehen wollte, bekam er diese Ansage zu hören. Offenbar ein prägendes Erlebnis – rund zwei Jahrzehnte später ist der Ausspruch das Motto seiner außergewöhnlichen Benefizaktion.

„Gloffa wird“ – heute muss sich der 33-jährige Kinderpädagoge nicht mehr groß zum Gehen motivieren. Den Weg von und zur Arbeit, zwischen seiner Wohnung in Gablenberg und seinem Arbeitsplatz, der Kita St. Josef in Bad Cannstatt, legt er fast immer zu Fuß zurück. „Weil mir Busse und Bahnen zu voll sind, bin ich irgendwann aufs Fahrrad umgestiegen“. Mittlerweile steht auch der Drahtesel meistens im Eck. „Ich habe gemerkt, dass ich beim Gehen am besten den Kopf freibekomme.“

Doch damit nicht genug. Auf Facebook hat er vom Megamarsch, der am 14. und 15. September in Stuttgart stattfindet, gelesen und spontan entschieden, sich dafür anzumelden. Auf einem 100 Kilometer langen Rundkurs geht es innerhalb von maximal 24 Stunden von Bad Cannstatt – Start ist am Samstagnachmittag in der Mercedesstraße – über Untertürkheim, Esslingen und Heumaden zum Fernsehturm, dann weiter über Büsnau, Feuerbach und Kornwestheim nach Aldingen und über Hofen, Münster, Fellbach und Luginsland wieder zurück nach Bad Cannstatt.

Einfach nur teilnehmen, reichte Delassus aber nicht. Weil das Kinderhospiz Stuttgart dringend im Garten Spielgeräte benötigt, hat er sich dazu entschieden, mit dem Lauf gleichzeitig Spenden für die Einrichtung in der Diemershalde zu sammeln. Sein Plan: Jeder, der etwas spendet, wird auf seinem gelben Laufshirt, das er beim Megamarsch trägt, verewigt. Entweder mit Namen, einem Bild oder einem Logo. Außerdem werden Unterstützer in sozialen Netzwerken erwähnt, in denen Delassus von seinen Trainingseinheiten berichtet. Um fit für den Megamarsch zu sein und im Vorfeld ordentlich die Werbetrommel zu rühren, hat der 33-Jährige die Distanz der Aktion „Gloffa wird“ auf insgesamt 1000 Kilometer erhöht, also 900 bis zum Start. Seit vergangenem Mai quält sich der 33-Jährige an Wochenenden regelmäßig um 2 Uhr nachts aus dem Bett, um wenig später stundenlang zu wandern. Unter anderem in seine Heimat bei Schwäbisch Gmünd und in den Schwarzwald. In zwei Wochen will er sich nach Ulm aufmachen und dann mit der Bahn zurückfahren.

Große Unterstützung erhält er von seiner Ehefrau, die ihm unter anderem selbst gemachte Müsliriegel bereitstellt. „Nur aufstehen will sie nachts mit mir nicht“, sagt Delassus mit einem Schmunzeln. „Daher schleiche ich mich so leise wie möglich raus.“ Dass er rechtzeitig mit dem Training angefangen habe, zahle sich aus. „Ungeübt hätte ich den Megamarsch nicht geschafft. Die ersten 30 Kilometer waren wirklich der Horror.“ Die größten Schwierigkeiten habe er an den Beinen und dem unteren Rücken gehabt. „Die Atmung war indes kein Problem.“ Mittlerweile hat er 670 Kilometer zurückgelegt. Immer mit dabei ist Teddybär Lukas, den er vom Kinderhospiz als Begleiter bekommen hat.

Ursprünglich hatte Delassus Spenden in Höhe von 500 Euro angepeilt, mittlerweile hat er bereits zehnmal so viel gesammelt. Er hofft, dass am Ende mehr als 11 000 Euro zusammenkommen. Dann wäre nämlich die rund 7000 Euro teure Schaukel finanziert. „Außerdem hätten wir noch etwas Geld für Fußballtore und weitere Spielsachen.“

Das Kinderhospiz, dessen ehrenamtlicher Botschafter er mittlerweile ist, habe er sich aus zwei Gründen ausgesucht. „Zum einen finanziert sich die Einrichtung ausschließlich aus Spenden und benötigt jährlich rund eine Millionen Euro, um die Kosten zu decken.“ Zum anderen sei sie in der Nachbarschaft. „Dadurch herrscht Transparenz, was mit den Spenden gemacht wird. Man weiß, wo der Schuh drückt“, sagt Delassus, der in den vergangenen Monaten in der gesamten Region Klinkenputzen gegangen ist. „Bedauerlich ist, dass viele große Firmen sofort abgesagt haben.“ So was mache man grundsätzlich nicht, habe er dann zu hören bekommen. „Die kleineren Betriebe und Läden haben da schon deutlich größere Hilfsbereitschaft gezeigt. Jeder tut, was er kann. Selbst richtig arme Leute, die von der Aktion hörten, haben etwas gespendet.“ Ein Fitnessstudio in der Ostendstraße habe ihm darüber hinaus kostenlose Trainingseinheiten angeboten, eine Werbeagentur in Gaisburg die Gestaltung des T-Shirts und die Produktion eines Videos übernommen. „Sie betreut auch meine Social-Media-Kanäle.“ Besonders gefreut habe er sich, dass seine Kita 245 Euro für das Kinderhospiz gesammelt hat. „Die Kinder wollen mich zudem beim Megamarsch am Sonntagnachmittag auf meinen letzten Metern ins Ziel begleiten.“

Die Spendenaktion „Gloffa wird“

Mike-Leon Delassus wandert zugunsten des Kinderhospizes Stuttgart 1000 Kilometer. Unter dem Hashtag „Gloffawird“ dokumentiert er regelmäßig Eindrücke von seinen Trainingseinheiten auf Facebook und Instagram. Am Sonntag, 25. August, findet zudem ab 15 Uhr in „Jacks Living Room“ des Hotel Le Meridien, Kernerplatz 9, eine Charity-Party statt. Weitere Infos zur Aktion gibt es im Internet unter www.gloffawird.de. Spenden können über das Portal www.betterplace.org/p71208 abgegeben werden.

Mehr zum 100-Kilometer-Lauf, der am 14. und 15. September stattfindet, gibt es ebenfalls im Internet unter www.megamarsch.de.