Rodolfo Guzmán. Foto: privat - privat

Am Samstag ist der Tag der seltsamen Musik, der seit mehr als 20 Jahren weltweit gefeiert wird. Da drängt sich die Frage auf: Was ist seltsame Musik eigentlich?

Bad CannstattDer Tag der seltsamen Musik wird seit mehr als 20 Jahren am 24. August weltweit gefeiert. Da drängt sich die Frage auf: Was ist seltsame Musik eigentlich? Gibt es die überhaupt oder liegt es nur am Geschmack des Hörers, was als seltsam oder normal empfunden wird? Antworten auf diese Fragen gibt Rodolfo Guzmán, der als Musiklehrer am Gottlieb-Daimler-Gymnasium unterrichtet.

Haben Sie schon einmal vom Tag der seltsamen Musik gehört, der seit dem Jahr 1998 am 24. August gefeiert wird?
Ja.

Ist dieser Tag aus Ihrer Sicht wichtig oder überflüssig?
Jedes Event, das Musik fördert und Künstlern eine Bühne bietet, ist aus meiner Sicht wichtig.

Der Tag wurde von Patrick Grant ins Leben gerufen, kennen Sie diesen Komponisten?
Nicht sehr gut.

Gibt es seltsame Musik aus Ihrer Sicht überhaupt?
Alles, was klingt und eine Emotion erzeugt, ist für mich Musik. Diese Ansicht gibt es seit über 50 Jahren und ist nicht neu.

Was verstehen Sie unter seltsamer oder außergewöhnlicher Musik?
Musik losgelöst von Konventionen, im freien Fall. Musik, für die das Erfüllen von Erwartungen keine Rolle spielt. Musik, die sich mit anderen Elementen, zum Beispiel Sounddesign, Mikrointervallen oder Geräuschen verbindet. Im besten Fall aber ein Konzept beinhaltet. Je bekannter dieses Konzept dem Hörer ist, desto weniger wird er die Musik als seltsam empfinden, da er das Werk besser versteht.

Welche Musik empfinden die meisten Leute Ihrer Erfahrung nach als seltsam?
Laien meistens die Musik der Moderne.

Wie bringen Sie Ihren Schülern außergewöhnliche Musik näher, die von ihnen zunächst als seltsam empfunden wird?
Muss Musik immer gefallen?“, lautet meine Einstiegsfrage. Muss sie nicht! Wir suchen im Unterricht nach der Aussage der Musik. Jimmy Hendrix‘ verzerrte, aggressive Interpretation der US-Hymne beim Woodstock-Festival als Protest gegen den Vietnamkrieg zum Beispiel oder John Lennons Schreie in „Cold Turkey“ als Ausdruck des Schmerzes beim Drogenentzug.

Gibt es Künstler, deren Musik Sie persönlich als sehr außergewöhnlich – im Sinn von seltsam – einordnen würden?
Ja. Dirty Loops, Bruce Hornsby, Jacob Collier, Jesus Molina, Hans Zimmer oder auch Klaus Fessmann (Klangsteine). Aber das sind eher außergewöhnliche Stücke – nicht unbedingt seltsame.

Beherrschen Sie ein außergewöhnliches Instrument?
Sofern man das von digitalen Sounds am Computer behaupten kann, ja.

Die Fragen stellte Janey Schumacher.