Eric Burdons Blick schweift immer noch weit in die Ferne. Foto: Veranstalter - Veranstalter

Rockveteran Eric Burdon, mittlerweile 78 Jahre alt, wollte es im Stuttgarter Beethovensaal noch einmal wissen. Allzu viel Publikumszuspruch fand der Abschieds-Act des Mannes, der einst mit den Beatles und den Stones auf Augenhöhe gehandelt wurde, allerdings nicht.

StuttgartDer Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle ist bei Weitem nicht voll, als Eric Burdon and The Animals ihren recht unprätentiösen Bühnenabschied begehen. An den zahlreichen Evergreens lag das gewiss nicht. Eric Burdon ist der große Künstler, der in seiner Karriere wahrscheinlich die schlechtesten Entscheidungen getroffen hat. Mitte der Sechzigerjahre führte seine Band The Animals gemeinsam mit den Beatles und den Rolling Stones die sogenannte British Invasion an, lieferte einen Hit nach dem anderen. Doch „die schwärzeste weiße Stimme aller Zeiten“, wie er genannt wurde, backt seit Jahrzehnten deutlich kleinere Brötchen. Schuld daran waren miese Abzock-Manager, aber auch sein ungebrochener Unwille, sich mit der Businessseite der Musik auseinanderzusetzen. Jetzt, mit 78 Jahren, begibt er sich auf Abschiedstournee. Dass viele Reihen an diesem glutheißen Dienstagabend leer bleiben, das dürfte selbst einen unverbesserlichen Idealisten nicht kalt lassen.

Kein einziges Konzertplakat sah man in der Stadt, und die, die dann doch den Weg in die Liederhalle fanden, brauchten locker die Hälfte des Konzerts, um mal langsam in Stimmung zu kommen. Das Ganze war mit 80 Minuten nicht überlang, enthielt aber die bei einem Bühnenabschied erwartbaren Stücke. Unterstützt von seiner sechsköpfigen Band, die sich Animals nennt, der Mitglieder aber zu den Hochzeiten der Originalband ausnahmslos noch nicht auf der Welt waren, spielt sich Burdon routiniert, aber keineswegs statisch durch sein Repertoire. Mit 78 ist die ganz große Geste auf der Bühne freilich nicht mehr drin. Doch auch wenn man spärliche Ansagen vom Mann mit der schwarzen Sonnenbrille gewohnt ist, hätte es bei einem Abschied schon etwas mehr sein dürfen.

Immerhin: Der Sound sitzt, ist nicht zu laut und dennoch druckvoll, seine Band macht einen guten, lässigen und entspannt groovenden Job. Mehr eine Blues-Combo aus New Orleans (inklusive zweier Bläser) als eine herkömmliche Rockband, unterfüttern sie Burdons unerreicht voluminöses, eruptives Organ blendend. „When I was young“, der dritte Song, bricht erstmals den Bann des etwas konsternierten Publikums, das während der ersten beiden Nummern, „Soul of a Man“ und „Mama told me not to come“ nicht so recht weiß, was es von der ganzen Nummer halten soll.

Die Menschen sind für die Hits hier, das wird schnell klar. Aber die kommen ja auch: „Spill the Wine“, „It’s my Life“, „Don’t let me be misunderstood“ und „Don’t bring me down“ gibt es in rapider Folge, dazwischen ist Zeit für eine herrlich düstere, ahnungsvolle Interpretation von „In the Pines“. Aber klar, man ist vor allem wegen „House of the rising Sun“ hier – wie einige andere von Eric Burdons größten Erfolgen eine Coverversion mit strammen 55 Jahren auf dem Buckel. Hier lässt der schelmische Burdon dann doch wieder etwas von dem unbequemen, nonkonformen Typen aufblitzen, der nie so angepasst war wie die Beatles oder die Stones: Er singt den Titel komplett asynchron und in einer Jazz-Interpretation, während die Orgel munter röhren darf.