Unsere Frau in Venedig: Natascha Süder Happelmann Foto: dpa - dpa

Das Stuttgarter Institut für Auslandsbeziehungen koordiniert die Vorbereitungen für den deutschen Auftritt auf der internationalen Kunstschau. Diesmal bespielt Natascha Süder Happelmann den deutschen Pavillon. Hinter den Pseudonym verbirgt sich die 1967 geborene deutsch-iranische Künstlerin Natascha Sadr Haghighian.

StuttgartDen ersten Bildern nach ist sie ein harter Brocken. Bei der offiziellen Präsentation im vergangenen Herbst verbarg Natascha Süder Happelmann ihr Gesicht unter einer klobigen Steinmaske. Auf der diesjährigen Biennale von Venedig fällt der Frau mit dem Felsenhaupt die Ehre zu, den Deutschen Pavillon zu bespielen und damit die Bundesrepublik zu vertreten. Die alle zwei Jahre stattfindende Weltausstellung in der Lagunenstadt ist neben der Kasseler Documenta das wichtigste Kunstereignis überhaupt. Aber wer ist Süder Happelmann? Der Name klingt nach Loriot. Und tatsächlich handelt es sich dabei um ein Pseudonym. In Wahrheit heißt die Biennale-Abgesandte Natascha Sadr Haghighian und ist keineswegs unbekannt.

Die 1967 geborene Deutsch-Iranerin, die in der Bremer Kunsthochschule Bildhauerei lehrt und auch auf der vorletzten Documenta vertreten war, spielt ebenso gern mit Identitäten wie mit kreativen Genres. Den Verlautbarungen nach plant sie für Venedig ein multimediales Raumkunstwerk, weswegen sie auch Architekten, Komponisten und Soundtechniker ins Boot geholt hat. Zugleich versprechen zwei vorab publizierte Videos politische Bezüge. Im ersten sieht man das Steinkopfwesen vor deutschen Asylbewerberunterkünften umherwandern. Im zweiten besucht die Maske das Gelände italienischer Agrarunternehmen, die angeblich zu sklavenähnlichen Bedingungen Migranten beschäftigen.

Derzeit laufen in den venezianischen Giardini die letzten hektischen Vorbereitungen zum Ausstellungsstart am 10. Mai. Aber auch ein paar hundert Kilometer weiter nördlich, im Stuttgarter Institut für Auslandsbeziehungen (Ifa), sind die Tage vor der Eröffnung die stressigsten des Jahres. Der Mittlerorganisation für den Kulturaustausch obliegt nämlich die Koordinierung des deutschen Venedig-Beitrags. „Im Minutentakt gehen bei uns Mails aus dem Biennale-Kontext ein“, sagt Ellen Strittmatter, die Leiterin der Kunstabteilung beim Ifa. „Wir kümmern uns vor allem um die Bereitstellung des Pavillons sowie um administrative Fragen.“ Doch auch praktische Dinge wie die Reisen der Beteiligten, Pressegespräche oder Führungen werden großenteils von Stuttgart aus organisiert.

Verantwortliche Kuratorin für 2019 ist Franciska Zólyom. Ein Gremium des Auswärtigen Amtes hat die Direktorin der Leipziger Galerie für Zeitgenössische Kunst ausgewählt. In ihren inhaltlichen Entscheidungen sowie bei der Auswahl der Künstlerin und der Assistenten vor Ort habe die Kuratorin völlig unabhängig agieren können, betont die Ifa-Kunstchefin. „In der Konzeptionsphase war Frau Zólyom jedoch mehrfach hier in Stuttgart, um sich mit uns über ihr Vorgehen auszutauschen.“

Die Grundfinanzierung des Pavillons, so Ellen Strittmatter, sei durch das Ministerium gewährleistet. „Das Ifa selbst stellt keine weiteren Gelder zur Verfügung.“ Allerdings konnte Zólyom erfolgreich Drittmittel einwerben und gewann als Kooperationspartner unter anderem das Goethe-Institut. Für weitere Spenden sorgte der Ifa-Freundeskreis, den bereits Strittmatters Vorgängerin Elke aus dem Moore ins Leben gerufen hat.

Alles Wichtige lässt sich aber dann doch nicht von Stuttgart aus erledigen. Deswegen schickt das Ifa in der Eröffnungswoche rund ein Drittel seiner Kunstabteilung nach Venedig. So bekommt Haghighian/Happelmann noch ein paar helfende Hände mehr. Und vielleicht ist ja wieder, wie bei Anne Imhofs Beitrag 2017, ein „Goldener Löwe“ drin. Für den Deutschen Pavillon. Und ein bisschen auch für Stuttgart.