Erdrutsche haben die ehemalige malawische Hauptstadt Blantyre schwer verwüstet. Foto: AFP/Jack McBrams

Allein in Malawi sterben mehr als 225 Menschen. Dutzende werden noch vermisst. Überlebende sollen versucht haben, mit bloßen Händen im Schlamm nach Opfern des Tropensturms zu graben.

Nachdem der ausdauerndste Zyklon in der Geschichte der Wetteraufzeichnungen zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen schwere Verheerungen in den südostafrikanischen Staaten Mosambik und Malawi anrichtete, hat Malawis Präsident Lazarus Chakwera die internationale Gemeinschaft um Hilfe aufgerufen. „Das ist eine nationale Katastrophe“, sagte der Staatschef bei einem Besuch in Blantyre, dem von dem Unwetter am schlimmsten mitgenommenen Wirtschaftszentrum des Landes: „Wir können damit nicht alleine fertig werden.“

Überlebende sollen versucht haben, mit bloßen Händen im Schlamm nach Opfern zu graben

Nach Angaben seiner Regierung sind dem Wirbelsturm alleine in Malawi mindestens 225 Menschen zum Opfer gefallen, mehr als 700 Personen wurden verletzt, 41 werden noch vermisst. Fast hundert Menschen starben alleine in einer Cilobwe genannten Siedlung der einstigen Hauptstadt Blantyre, die von Erdrutschen fast völlig zerstört wurde. „Meine beste Freundin, ihr Bruder, ihre Schwester und ihre Mutter wurden alle von einer Schlammlawine mitgerissen“, klagte die 19-jährige Fadila Njolomole gegenüber AFP: „Wir können nicht einmal ihre Leichname finden.“ Überlebende sollen versucht haben, mit bloßen Händen im Schlamm nach Opfern zu graben.

Insgesamt zerstörte der Freddy genannte Tropensturm alleine in Malawi 88 000 Häuser oder Hütten, insgesamt seien 186 000 Menschen in irgendeiner Form geschädigt worden, teilte die Regierung mit. Sintflutartige Regenfälle rissen Brücken mit sich, zerstörten Straßen und stürzten Strommasten um. Präsident Chakwera rief den Notstand aus und ordnete eine zweiwöchige Staatstrauer an.

Obwohl das östlich von Malawi gelegene Nachbarland Mosambik vom selben Sturm mit derselben Wucht heimgesucht wurde, kamen dort nur rund zehn Menschen ums Leben. Nach Auffassung der UN-Koordinatorin in Mosambik, Myrta Kaulard, ist das vor allem auf die Maßnahmen zurückzuführen, die dort in den vergangenen Jahren zur Vorbeugung gegen die Schäden durch die an Zahl und Stärke zunehmenden Zyklone getroffen wurden. „Es zeigt, wie wichtig Investitionen sind, die den Folgen der Klimaerwärmung begegnen“, fügte Kaulard hinzu.

Der Zyklon wütete so lange wie bisher kein anderer Tropensturm

Freddy war gleich in zweifacher Weise einzigartig: Mit 36 Tagen hat er so lange gewütet wie bisher kein anderer Zyklon. Außerdem änderte er nach seiner ersten Begegnung mit dem afrikanischen Festland gleich zweimal die Richtung – kehrte zuerst aufs Meer zurück, um dann ein zweites Mal über Mosambik und Malawi herzufallen. In Malawi regnete es innerhalb von sechs Tagen so viel wie sonst in einem halben Jahr. Den Behörden zufolge starben in Malawi, Mosambik und auf der Insel Madagaskar 309 Menschen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet jetzt auch eine weitere Verschlimmerung der Cholera-Epidemie, mit der Malawi seit über einem Jahr zu kämpfen hat. In den vergangenen zwölf Monaten starben dort mehr als 1600 Menschen an der Durchfallerkrankung. Bisher wurden fast 40 000 Fälle registriert. Überschwemmungen pflegen Cholera-Epidemien zu verschlimmern, weil Trinkwasser mit kontaminiertem Wasser vermengt wird.