Selbst in der britischen Presse wurde vor 60 Jahren über den schlimmen Unfall auf der Autobahn bei Leonberg berichtet. Foto: Einholz

Vor 60 Jahren starben bei Leonberg zehn Menschen, als ein Bus in die Tiefe stürzte. Das Unglück ereignete sich aber nicht auf der A 81, wie mehrere Leser festgestellt haben

Zum Glück hat unsere Zeitung eine aufmerksame und gut informierte Leserschaft. So ist es zahlreichen Lesern nicht entgangen, dass es bei der Verortung des schweren Busunfalls auf der Autobahn bei Leonberg vor 60 Jahren eine Verwechslung der Autobahnen gegeben hat. Der tragische Vorfall hat sich auf der heutigen A 8 und nicht auf der A 81 ereignet, und zwar bei der Brücke in Silberberg über die Schwarzwaldbahn von Leonberg nach Weil der Stadt.

„Es gibt einen ganz einfachen Sachverhalt, der zeigt, dass in dem Bericht vom 6. Juli etwas nicht stimmt“, schreibt unser Leser Ulrich Rombach aus Stuttgart. „Warum soll ein Bus auf dem Weg von Belgien nach Österreich auf die Autobahn Heilbronn-Stuttgart kommen, denn die heutige A 6 nach Heilbronn war erst seit 1968 durchgehend befahrbar?“. Deshalb habe der Unfall mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht auf der A 81 zwischen Ludwigsburg und Leonberg stattgefunden, sondern auf der A 8 von Karlsruhe kommend auf Höhe Leonberg-Silberberg.

Sieben Todesopfer aus Großbritannien

„Das geografische Umfeld, die Lage der Brücke und der Blick durch die Brücke gen Leonberg zeigt sehr deutlich, dass es sich um diesen Streckenabschnitt handelt“, schreibt Ulrich Rombach. Er merkt auch an, dass es die heutige Autobahnbezeichnung – also A 81 – erst seit 1975 gebe.

Zehn Tote, 37 Verletzte, viele davon besonders schwer – das war die Bilanz des Unfalls am Sonntag, 7. Juli 1963. Sieben der Todesopfer kamen aus Großbritannien, drei waren deutsche Autofahrer. Am Tag zuvor waren 36 britische und dänische Touristen vom belgischen Seebad Ostende aus gestartet, um mit dem Bus nach Kitzbühel in Österreich zu reisen. Die meisten von ihnen kamen aus der Gegend von London und Manchester.

15 Meter tief auf die Bahngleise

Zu dem Unglück war es gekommen, weil der Busfahrer während eines Wolkenbruchs nach Angaben von Zeugen zu schnell unterwegs gewesen sei. Er habe eine Vollbremsung versucht, um einer Massenunfallstelle auszuweichen. Das Fahrzeug durchbrach die Seitenplanken der Autobahnbrücke und stürzte 15 Meter in die Tiefe auf die Gleise der Bahn. Dabei riss er auch die unter Strom stehende elektrischen Oberleitung mit sich. Der Bus blieb auf dem Dach liegen.

An der Karambolage hier waren elf Fahrzeuge beteiligt. Zu dem ursprünglichen Unfall, der die Tragödie ausgelöst hat, war es gekommen, weil ein Wagen plötzlich auf der Autobahn angehalten hatte.

Foto auch in Eisenbahnbuch

Von den britischen Touristen starben sechs noch am Unfallort. 29 Insassen des Omnibusses wurden verletzt, 18 von ihnen schwer. Eine weitere Person aus dem Bus erlag später im Krankenhaus ihren Verletzungen. In dem Massenunfall starben auch drei deutsche Autofahrer. In den an der Unfallserie beteiligten Autos wurden noch weitere acht Personen verletzt.

„Über das Anwesen der Familie Keppler direkt neben der Brücke und der damaligen Unfallstelle kann man heute bestimmt noch an die Filmstellen von damals gelangen, die in dem in der ARD-Mediathek gezeigten Beitrag des Unfalls zu sehen sind“, schreibt uns Martin Stingel aus Wendlingen am Neckar. „Vergleicht man das Bild mit dem Busunglück von damals mit dem Foto von Hans-Joachim Knupfer in dem Buch ,Die Württembergische Schwarzwaldbahn’ (Seite 37, rechts unten) kommt dieser Geländeeinschnitt zutage“, ist Martin Stingel überzeugt.

Autobahnbrücke am Silberberg

„Aus den Szenen in der ARD-Mediathek geht hervor, dass dies den Abschnitt Pforzheim–Leonberg der Autobahn betrifft, also die Autobahnbrücke am Silberberg, nicht, wie man zunächst meinen könnte, bei Ditzingen“, schreibt auch Hans-Joachim Knupfer aus Leonberg. „Die Brücke beim Silberberg ist höher und quert die Bahn in einem schrägen Winkel“, weiß der Bahnexperte.