Romelu Lukaku ließ in den letzten Minuten beste Chancen aus. Foto: AFP/ALFREDO ESTRELLA

Am Ende rennt Belgien an, hat hochkarätige Chancen – aber es bleibt beim 0:0 gegen Kroatien. Damit kegelt das Team um Superstar Luka Modric einen Mitfavoriten raus und zieht ins Achtelfinale ein.

Mitfavorit Belgien ist die WM überraschend schon nach der Vorrunde beendet: Das Team um Superstar Kevin de Bruyne kam gegen Vizeweltmeister Kroatien nicht über ein 0:0 hinaus und musste sich mit Rang drei in Gruppe F begnügen. Kroatien erreichte dagegen als Zweiter hinter Überraschungsteam Marokko die K.o.-Runde. Dort wartet der Sieger der deutschen Gruppe E, das DFB-Team kann Platz eins allerdings nicht mehr erreichen.

Für den Weltranglisten-Zweiten Belgien war es das erste Vorrundenaus seit 24 Jahren. 2018 war die „Goldene Generation“, die längst ihren Glanz verloren hat, noch WM-Dritter geworden. Kroatien erreichte bei seiner sechsten WM-Teilnahme zum dritten Mal das Achtelfinale nach 1998 (Platz drei) und 2018.Nach den Chaos-Tagen von Doha muss die goldene Generation von Belgien wieder ohne Titel die Heimreise antreten. Kevin De Bruyne und Co. kamen am Donnerstag nicht über ein 0:0 gegen Vize-Weltmeister Kroatien hinaus und schieden damit bei der Fußball-WM in Katar bereits in der Vorrunde aus. Das war den Belgiern letztmals 1998 bei der Endrunde in Frankreich passiert. Für Kroatien geht indes die Reise weiter, Ex-Weltfußballer Luka Modric darf noch von der ganz großen Krönung seiner so erfolgreichen Karriere träumen.

Kevin De Bruyne bleibt ohne internationalen Titel

De Bruyne steht indes - ob im Verein oder in der Nationalelf - weiter ohne internationalen Titel da. Dreimal im Viertelfinale, dazu der dritte Platz in Russland lautete die Bilanz der letzten großen Turniere - der beste Jahrgang, den Belgien je hervorgebracht hat, bleibt unvollendet.

„Diese Generation verdient Respekt und Bewunderung“, hatte Belgiens Nationaltrainer Roberto Martínez vor dem Alles-oder-Nichts-Spiel klargestellt. In den Tagen seit der Ankunft am Golf hatte der so begabte Jahrgang allerdings in erster Linie reichlich Negativ-Schlagzeilen produziert. Ein angeblicher Kabinen-Zoff, eine Maulwurf-Affäre bis hin zum Krisengipfel hatten die schwachen sportlichen Auftritte begleitet.

Lukaku zunächst auf der Bank

Grund genug für Martinez, seine Startelf zu überdenken. Für den ohnehin seit langer Zeit außer Form spielenden Superstar und Kapitän Eden Hazard war gegen Kroatien lange kein Platz mehr, auch sein Bruder und Bundesligaprofi Thorgan rutschte aus der Anfangsformation. Auch für den angeschlagenen Superstar Romelu Lukaku reichte es noch nicht, der Torjäger von Inter Mailand saß auf der Bank und kam zur zweiten Halbzeit ins Spiel.

Zunächst einmal fehlte nicht viel, und Belgien hätte auch noch das schnellste Tor der WM-Geschichte kassiert. Bereits nach neun Sekunden setzte Ex-Bundesligaprofi Ivan Perisic einen Schuss aus halblinker Position knapp neben das Tor. So hätte er fast noch den Türken Hakan Sükür übertroffen, der bei der WM 2002 nach elf Sekunden im Spiel um Platz drei gegen Südkorea getroffen hatte.

Elfmeter wird zurückgenommen

Die Kroaten erwischten jedenfalls den besseren Start und sorgten für reichlich Verwirrung in der Defensive der Rode Duivels. Glück hatten die Belgier, dass der Foulelfmeter in der 15. Minute vom deutschen Video-Schiedsrichter Marco Fritz wieder einkassiert wurde. Der gefoulte Andrej Kramaric vom Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim hatte bei der Flanke zuvor hauchdünn im Abseits gestanden. So kam es nicht zum pikanten Duell zwischen Modric und Thibaut Courtois, die beide zu den Leistungsträgern bei Champions-League-Sieger Real Madrid zählen. Courtois bestritt am Donnerstag sein 100. Länderspiel.

Die Belgier übernahmen danach die Initiative. Mussten sie auch, denn mögliche Schützenhilfe aus dem Parallelspiel hatte sich frühzeitig erledigt. Viele Chancen ergaben sich im ersten Durchgang aber nicht. Die beste Gelegenheit hatte noch Dries Mertens nach feiner Vorarbeit von De Bruyne, doch der Altstar setzte den Ball über das Tor (13.). Kurz vor der Pause sorgte Mertens ein weiteres Mal für Gefahr (42.).

Pfostenglück für Kroatien

Es fehlte an Durchschlagskraft gegen die stabile Kroaten-Abwehr. Höchste Zeit für „Big Rom“, den belgischen Rekordtorjäger. Und es dauerte keine vier Minuten, ehe Lukaku nach seiner Einwechslung per Kopf erstmals in Aktion trat. Mit dem Stürmer war wieder eine Anspielstation in der Zentrale, der die Bälle festmachen und verteilen konnte. Und nur der Pfosten verhinderte das goldene Tor von Lukaku (60.).

Je mehr die Belgier riskierten, desto anfälliger wurden sie in der Defensive. Bei Schüssen von Mateo Kovacic (50.), Marcelo Brozovic (54.) und Modric (54. und 68.) war Courtois zur Stelle. Die letzten großen Chancen für Belgien vergab Lukaku kurz vor dem Ende (87./90.). Auch die späte Einwechslung von Eden Hazard konnte das bittere Aus der Belgier nicht mehr verhindern.