Selbst beim Vorzeigeunternehmen Stihl ist in kleinen Teilen der Produktion aktuell Kurzarbeit angesagt. Foto: Gottfried Stoppel

In einer Umfrage des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall zeigen sich Firmenchefs der heimischen Metall- und Elektroindustrie höchst unzufrieden mit der Ampel-Koalition und bewerten die Lage ihrer Unternehmen zum Teil prekär.

Die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie im Rems-Murr-Kreis blicken zu einem beträchtlichen Teil mit Sorge auf das neue Jahr. Das zumindest schließt der Vorsitzende der Bezirksgruppe des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall, Michael Prochaska, aus der jüngsten Umfrage unter Mitgliedsbetrieben.

Fast 40 Prozent rechnen mit Einbußen

Derzufolge erwarten nur knapp 14 Prozent der befragten Firmenchefs in 2024 eine ansteigende Geschäftsentwicklung, während fast 40 Prozent mit Einbußen rechnen. Ihren gegenwärtigen Auftragsbestand bewerten sogar lediglich knapp 7 Prozent der Unternehmer als gut. Die in der Coronazeit in einigen Unternehmen angestauten Produktions- und Lieferrückstände seien weitgehend abgearbeitet.

Die Auswirkungen sind bereits spürbar. Kurzarbeit sei wieder ein Thema, bestätigt Michael Kempter, der Geschäftsführer der Südwestmetall-Bezirksgruppe. Selbst beim Gartengerätehersteller Stihl in Waiblingen, dem das Corona-Cocooning zwei Jahre lang absolute Rekordumsätze beschert hatte, sind kleine Teile der Produktion derzeit gedrosselt oder ausgesetzt.

Hausgemachte Probleme?

Ursächlich für die wenig zufriedenstellende Lage sowie stark gedämpfte Erwartungen sind laut Südwestmetall neben konjunkturellen Einflüssen wie stark gestiegenen Material-, Energie- und Finanzbeschaffungskosten auch hausgemachte Hemmnisse: zu hohe Steuern und Sozialabgaben, zu viel Bürokratie, zu geringe öffentliche Investitionen in Zukunftsbereiche sowie ein wachsender Arbeits- und Fachkräftemangel.

Südwestmetall-Vorsitzender Prochaska: Für eine Versetzung reicht das Zeugnis der Bundesregierung kaum aus. Foto: Gottfried Stoppel

Verheerende Noten stellen die Rems-Murr-Unternehmer der Regierung in Berlin aus: Mehr als 48 Prozent bewerten die Arbeit der Ampel-Koalition mit der Schulnote „5“. Fast 14 Prozent geben eine „6“, während gerade einmal 34,5 Prozent noch eine „4“ für angemessen halten. „Für eine Versetzung würde dieses Zeugnis kaum ausreichen“, kommentiert das Michael Prochaska und fordert Abhilfe: „Unser Land ist dringend reformbedürftig.“

Bürokratiemonster Lieferkettengesetz

So müsse das Handeln für Unternehmer einfacher gestaltet werden, statt diesen ständig neue Hemmnisse in den Weg zu legen, so Prochaska und nennt das Lieferkettengesetz als ein Paradebeispiel für ein völlig ausuferndes „Bürokratiemonster“. Nur wenige von der aktuellen Bundesregierung auf den Weg gebrachte Reformen finden dagegen seine Zustimmung. Das Zuwanderungsgesetz ist zumindest bedingt ein solches. Doch die dringend benötigte Rekrutierung ausländischer Fachkräfte scheitere in der Praxis. Die Verwaltungen seien hoffnungslos überfordert, personell viel zu knapp bestückt, um die Anträge zu bearbeiten. Hier müsse sich etwas bewegen.

Das allerdings trifft auch auf den Verband selbst zu. Das zehnköpfige Team der Rems-Murr-Geschäftsstelle soll in das Büro der Zentrale nach Stuttgart ziehen. Das Gebäude an der Waiblinger Mayenner Straße wird vermutlich verkauft werden.