Der Individualverkehr darf auf der Wilhelmstraße erst mal weiterfahren. Foto: Simon Granville

Die stark befahrene Ludwigsburger Wilhelmstraße abends für den Individualverkehr sperren lassen? Ein Versuch könnte irgendwann kommen – aber erst mal nicht.

Freie Fahrt in der Ludwigsburger Wilhelmstraße? Das hat mancher satt. Die Initiative „Ludwigsburg – gut zu Fuß“ hat jüngst gefordert, die Wilhelmstraße für den Individualverkehr zu sperren, am Donnerstag war das Thema auch kommunalpolitisch wieder mal auf der Agenda. Anlass war der bereits im November 2022 von der SPD gestellte Antrag, Geld für ein Konzept lockerzumachen, das zwischen der Einmündung zur Eberhardstraße und der Zufahrt zum Arsenalplatz zumindest abends, sonn- und feiertags Autos und Motorräder von der stark befahrenen Straße fernhält.

Die Sperrung hatte sich die SPD eigentlich flankierend zu Pop-up-Aktionen gewünscht, die der Wilhelmstraße zu mehr Glanz verhelfen sollten. Allerdings war die Idee einer Pop-up-Maßnahme, bei der die Fahrbahn der Wilhelmstraße von Mai bis September dieses Jahre zugunsten von Fußgängern, Händlern und Gastronomen hätte verschmälert werden sollen, dann im Gemeinderat durchgefallen.

Nichtsdestotrotz: Wer abends in der Wilhelmstraße unterwegs sei und das Außengastro-Angebot Richtung Fahrbahn hin nutzen wolle, den störten Poser, Lärm und Abgase, so das Argument von SPD-Fraktionschefin Margit Liepins. Man möge die temporären Sperrzeiten doch mal einen Sommer lang testen und schauen, wie aufwendig die Kontrollen seien.

Die CDU stellt klar: „Wir wollen die autofreie Stadt nicht“

Die Idee stieß erwartungsgemäß auf sehr geteiltes Echo. „Wir wollen die autofreie Stadt nicht“, stellte CDU-Fraktionschef Klaus Herrmann klar und verurteilte das Ansinnen dieser „willkürlichen Straßensperrung“. „Die Wilhelmstraße wird nie eine Flaniermeile, und es wäre auch deshalb kein Gewinn, weil weiterhin Busse durch die Straße fahren.“ Außerdem, so Klaus Herrmanns These: „Autos tragen in der Wilhelmstraße auch zur sozialen Kontrolle bei.“ Pop-up-Maßnahmen seien dort ohnehin grundfalsch, „auf dem Rathaushof bringen sie vielleicht was, in der Wilhelmstraße nicht“. Die Poser seien zwar ein Problem, „aber dann posen sie halt anderswo“, argumentierte Herrmann. Die Sache gehöre auch nicht in den Mobilitätsausschuss, sondern in den Gemeinderat, und dort werde die CDU ihn ablehnen. Kilian Raasch (Freie Wähler) schloss sich dieser Sichtweise an.

„Ohne eine Beschlussfassung würden wir das sowieso nicht machen“, sagte Bürgermeister Sebastian Mannl. Die Verwaltung, die ihrerseits an eine Attraktivierung der Wilhelmstraße denke, stehe dem Thema aufgeschlossen gegenüber – allerdings nicht mehr in diesem Jahr. Man werde es voraussichtlich Mitte 2024 wieder aufrufen.

Unterstützung gibt es von den Grünen

Schützenhilfe gab’s für den SPD-Vorstoß von den Grünen: „Den Verkehr aus der Innenstadt rauszuhalten, ist in unserem Sinn“, kommentierte Christine Knoß. Gute Ideen, etwas auszuprobieren, seien den Versuch wert. „Viele fahren gewohnheitsmäßig durch die Wilhelmstraße, obwohl es anderweitig kürzer wäre.“ Elfriede Steinwand sagte, die Wilhelmstraße schneide die Seestraße, „unsere beste Einkaufsstraße“, von der Stadtmitte ab. Sie fände eine Beruhigung nicht nur abends wichtig, das sei eine „Light-Version“. Entlang der Wilhelmstraße sei auch tagsüber so viel Leben, dass die Autos störten.

Ob bei der Befreiung des Marktplatzes von Autos oder der Verkehrsberuhigung in der Unteren Seestraße: Jedes Mal sei der Aufschrei groß gewesen, sagte Margit Liepins. „Das habe ich in meiner langen politischen Erfahrung gelernt: In Ludwigsburg muss alles schrittweise gehen. Wenn man dann merkt, dass es doch funktioniert, finden sich auch Mehrheiten für den nächsten Schritt.“