Linda Forintos im traditionellen Hanbok vor dem Gyeongbokgung-Palast. Foto: privat

Die Wendlingerin Linda Forintos war auf einer fünfwöchigen Sprachreise in Südkorea und der Metropole Seoul. Dafür durfte sie sogar fünf Wochen in Deutschland der Schule fernbleiben.

Mitten im Schuljahr für einige Wochen einfach verreisen – davon träumt wohl so mancher Schüler. Für Linda Forintos vom Wendlinger Robert-Bosch-Gymnasium erfüllte sich dieser Traum. Denn die Schule stellte sie für fünf Wochen frei, damit sie eine Sprachreise nach Südkorea antreten konnte. „Ich interessiere mich für Korea seit ich zwölf bin“, sagt Forintos. Seitdem ist sie begeisterter Fan des sogenannten K-Pop – der koreanischen Popmusik. Sie liebe diese Musikrichtung und alles, was mit der Fankultur zusammenhängt.

Den K-Pop auf die Musik zu beschränken, ist zu kurz gesprungen: Es ist eine eigene Jugendkultur mit der inzwischen weltweit bekannten Musik, eigenen Stars und einer Fanszene, die international vernetzt ist. Diese Fangruppen gibt es auch in Baden-Württemberg. Regelmäßige Treffen gibt es unter anderem in Stuttgart und Karlsruhe. „Ich habe dort viele Freunde gefunden“, sagt Linda. Mit der K-Pop-Kultur wuchs auch ihr Interesse an Land und Leuten. Insbesondere die Sprache hat es der 16-Jährigen angetan. Sie fing an an, koreanisch zu lernen. „Ich habe verschiedene Lernapps und Online-Tutorials benutzt“, sagt Forintos. Auch das koreanische Alphabet hat sie sich selbst beigebracht. Anders als in China oder Japan gibt es in Korea nicht Tausende Schriftzeichen, sondern ein Alphabet aus 19 Konsonanten und 21 Vokalen. Trotzdem wollte Linda irgendwann mehr. „Ich wollte schon lange nach Korea reisen“, sagt sie.

Über ihren Freundeskreis in der K-Pop-Fanszene hörte sie bald von Sprachreisen. Linda entdeckte bei einem Anbieter eine Möglichkeit, für einige Wochen eine Sprachschule zu besuchen, allerdings mitten im Schuljahr. Nach etwas Überzeugungsarbeit stimmte RBG-Schulleiterin Karin Ecker zu. „Wir haben einen Zeitraum ausgesucht, in dem wenig Klassenarbeiten und andere wichtige Themen anstehen“, sagt sie. Einzige Bedingung: Linda sollte den verpassten Unterrichtsstoff nachholen oder parallel zu ihrem Aufenthalt in Seoul abarbeiten. „Ich habe viel davon während der Flüge hin und zurück gemacht“, erzählt sie. Von Deutschland aus ging es in Koreas Hauptstadt Seoul, dort lebte sie fünf Wochen bei einer Gastfamilie und besuchte eine Sprachschule mit täglichem Unterricht.

„Seoul ist eine riesige Stadt“, sagt Linda. Es ist mit knapp zehn Millionen Einwohnern die größte des Landes. Entsprechend viel ist geboten. Beeindruckend fand sie den Kontrast zwischen Tradition und Moderne, erzählt Linda. Historische Stadtviertel und Tempel grenzen an Straßenzüge, in denen sich Wolkenkratzer in den Himmel recken. Die Stadt erkundete Linda mit ihren Mitschülerinnen, die ebenfalls aus Europa kamen, aus Frankreich, Belgien und Schweden. „Wir waren zum Beispiel beim Gyeongbokgung-Palast.“ Er ist der erste und zugleich größte von fünf Palästen, die im Korea der Joseon-Dynastie errichtet wurden.

Besucher können sich in den umliegenden Geschäften Hanboks leihen. Das sind die traditionellen koreanischen Trachten. „Man sieht sehr viele Menschen damit auf dem Palastgelände“, sagt Forintos. Darunter sie selbst und ihre Mitschülerinnen.

Aber der wichtigste Grund für Lindas Reise war die K-Pop-Kultur hautnah mitzuerleben. Sie ist ein großer Fan der Band Enhypen, die gerade weltweit angesagt ist. Nur in Europa fristet das koreanische Musikphänomen noch ein Nischendasein. Dabei ist K-Pop ein internationaler Bestseller: 2022 waren acht der zehn meistverkauften Musikalben weltweit Alben von K-Pop-Gruppen.

Besonders angetan hat es Linda der Enhypen-Leadsänger Jungwon. Und da war es selbstverständlich, dass man am Geburtstag des Idols in einem der Cafés in der Nähe des Medienunternehmens der Stars feiern geht. Die K-Pop-Firmengebäude sind Pilgerstätten für Fans aus aller Welt. Insbesondere, wenn ein Bandmitglied wie Jungwon Geburtstag feiert. Der war am 9. Februar. „Alles ist mit dem Gesicht von ihm geschmückt“, sagt Linda. Auch an den Fassaden der Gebäude gibt es überlebensgroße Poster mit dem Konterfei des prominenten Geburtstagskindes.

Und dann kam Lindas größter Moment: Das Geburtstagskind selbst kam aus dem Gebäude und fuhr an ihr vorbei. Es war nicht das letzte Mal, dass sie ihren Star sah. Zum Abschluss ihrer Tournee gaben Enhypen gleich mehrere Zusatzkonzerte in Seoul. Linda war bei drei dabei. „Es war großartig“, sagt sie. Die Begegnung mit ihrem Idol sei der tollste Tag in ihrem Leben gewesen. Da tritt sogar der Erwerb ihres Koreanisch-Sprachdiploms beinahe in den Hintergrund.

Die fünf Wochen in Korea seien sehr intensiv gewesen, aber „ich habe auch meine Familie und meine Freunde vermisst“. Forintos Fazit fällt durchweg positiv aus: Vor allem die niedrigen Preise für Lebensmittel und Kleidung seien ihr positiv aufgefallen. Und sie hat ein neues Lieblingsessen: Bulgogi, das koreanische Feuerfleisch. „Koreanisches Essen ist wahnsinnig lecker.“ Allerdings sei die Küche sehr scharf. Deshalb musste sie erst lernen, wie man den Gastgebern mitteilt, dass man es lieber mild mag. Aber genau dafür ist eine Sprachreise ja da.