„Adventus Domini“: Adventsdekoration aus dem Erzgebirge. Foto: Imago/Shotshop

Das Warten ist ein zentraler Aspekt des Advents. Vier Wochen wartet man  auf Weihnachten, das Hochfest der Geburt Jesu Christi. In „hingebender und freudiger Erwartung“ haben Christen aller Zeiten die Ankunft und Wiederkunft des Erlösers der Welt herbeigesehnt - bis heute.

Wir leben in endzeitlich stimmenden Zeiten. Ungewissheiten, Wagnisse, Sorgen allerorten. Die Lasten der Gegenwart wachsen ins Unermessliche. Die Zukunft steht auf dem Spiel. Diese globale Zustandsbeschreibung lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Krise.

Advent – ein neues Jahr

Der im 18. Jahrhundert im Erzgebirge aufgekommene Lichterbogen wird auch Schwibbogen genannt.  Foto: Imago/Pond5 Images

Am Sonntag, den 3. Dezember, hat inmitten globaler Umbrüche und ausgewachsener Krisensymptome der Advent 2023 begonnen. Mit dieser Zeit beginnt zugleich das neue Kirchenjahr. Christen bereiten sich in diesen Tagen des Betens und Besinnens auf das Kommen Gottes in die Welt vor – Weihnachten.

Nach christlichem Glauben wurde Gott in Jesus von Nazareth als Mensch geboren. Christus wird zum Mittler zwischen Gott und Menschen, zur Brücke zwischen Himmel und Erde. Das ist der Kern der christlichen Heilsbotschaft.

Zeit vor der Geburt des Herrn

„Tempus ante natale Domini“ – „Die Zeit vor der Geburt des Herrn“ Foto: Imago/Pond5 Images

Advent – abgeleitet vom griechischen „Epipháneia“ (Erscheinung) und lateinischen „Adventus“ – bedeutet Ankunft, „Adventus Domini“, die Ankunft des Herrn. Die Christen aller Zeiten und aller Länder bereiten sich auf das Hochfest der Geburt des Herrn vor. Im Gedenken, dass Gottes Sohn Fleisch wurde, um die Welt und Schöpfung zu erlösen.

Die Adventszeit – „Tempus ante natale Domini“ („Zeit vor der Geburt des Herrn“) oder „Tempus adventūs Domini“ („Zeit der Ankunft des Herrn“) – geht zurück auf frühkirchliche Traditionen. Erstmals im fünften Jahrhundert im norditalienischen Ravenna – dem damaligen Sitz des römischen Kaisers – gefeiert, war der Sonntag vor Weihnachten der Vorbereitung auf die Geburt Christi gewidmet.

Vier adventliche Tage

Erzgebirgischer Schwibbogen. Foto: Imago/Pond5 Images

In Rom wurde ab dem sechsten Jahrhundert die Zeit der Vorbereitung liturgisch begangen. Papst Gregor der Große (540-614) legte die Zahl der adventlichen Sonntage vor dem Geburtsfest Christi auf vier fest. Diese adventlichen Tage stehen symbolisch für 4000 Jahre, welche die Menschheit nach dem Sündenfall im Paradies auf den Erlöser und Heiland warten müssen.

Im 13. Jahrhundert wurde die römische Liturgie durch den Franziskanerorden in ganz Europa verbreitet. Papst Pius V. schrieb um 1570 die römische Adventsliturgie endgültig für die gesamte Kirche fest. Dabei ist es geblieben. Mit Ausnahme jener Diözesen, die im Ambrosianischen Ritus verblieben sind – wie das Erzbistum Mailand – und sich über sechs Sonntage auf Weihnachten vorbereiten.

Anfang und Ende der Zeiten

Große Kurrendefiguren aus Holz auf dem Weihnachtsmarkt in Schneeberg im Erzgebirge. Foto: Imago/Gabriele Hanke

Im Zentrum der biblischen Verkündigung im Gottesdienst der vier Adventssonntage stehen die biblischen Themen der Wiederkunft des Herrn, der Einzug Jesu in Jerusalem, Johannes der Täufer als Vorläufer Jesu und Maria, die Mutter des Herrn.

Neben dem erwartungsfrohen Erinnern an die Geburt Jesu hat der Advent noch ein zweites großes Thema: die Rückkehr Christi als Weltenrichter am „Eschaton“, dem Ende der Zeiten. Daher hat die Adventszeit auch einen Bußcharakter. Äußere Zeichen hierfür sind die violetten Messgewänder als liturgische Farbe und die violetten Bänder, die Adventskränze schmücken.

Der Adventskranz steht für den ganzen Erdkreis, der der Erlösung harrt. Je mehr Kerzen, je mehr Licht – desto näher rückt die Geburt des Heilands und Retters.

„Nun komm der Heiden Heiland“

Wandmosaik in der Hagia Sophia in Istanbul. Foto: Imago/Imagebroker

„Nun komm, der Heiden Heiland“ von Martin Luther (1483-1546) nach dem lateinischen Hymnus „Veni redemptor gentium“ von Ambrosius von Mailand (339-397), dem Bischof und Kirchenlehrer, gehört zu den beliebtesten Liedern der Adventszeit.

Abgesehen vom volkstümlichen Charakter und der stimmungsfrohen Melodik gibt es kaum einen anderen gottesdienstlichen Text, der den theologischen Sinn des Advents schöner und eindringlicher zum Ausdruck bringt als dieser Hymnus.

Hier die ersten lateinische Verse mit deutscher Übersetzung:

„Veni, redemptor gentium,“ – Nun komm, der Heiden Heiland,

„ostende partum virginis.“ – mache kund die Geburt aus der Jungfrau.

„Miretur omne saeculum.“ – Staunen soll alle Welt.

„Talis decet partus Deo.“ – Solche Geburt ist würdig Gottes.

„Non ex virili semine,“ – Nicht aus des Mannes Samen,

„sed mystico spiramine“ – sondern aus geheimnisvollem Anhauch

„Verbum Dei factum est caro,“ – ist das Wort Gottes Fleisch geworden,

„fructusque ventris floruit.“ – und die Frucht des Leibes erblüht.