In den Spielstraßen hinter dem Bärenplätze geht es oftmals eng zu. Lieferanten sowie Auto- und Radfahrer teilen sich mit Fußgängern den Raum. Foto: Sebastian Steegmüller

Amt für Stadtplanung und Wohnen will Maßnahme im September dem Bezirksbeirat vorschlagen.

Wangen - Vor knapp zwei Jahren hat Bezirksvorsteherin Beate Dietrich Wangener Bürger in die Kelter eingeladen, um im Eberhard-Ludwig-Saal über die dringendsten Verkehrsprobleme im Stadtbezirk zu diskutieren. Einmal mehr stellte sich in der rund zweistündigen Sitzung heraus, wo der Schuh drückt: Viele Anwohner sind vom Durchgangsverkehr genervt.

Eine beliebte Abkürzung stellt hierbei die verkehrsberuhigte Zone rund um das Bärenplätzle dar. „Morgens fahren die Pendler über die Biberacher Straße in Richtung Wangen, abends über die Ravensburger Straße wieder zurück“, sagt Claudia Riedl, die seit 30 Jahren in Wangen lebt und seit 2006 mit ihrer Familie an der Ecke Leutkircher Straße/Ravensburger Straße wohnt. Sie kann das Verkehrsgeschehen also aus nächster Nähe, nämlich von ihrem Balkon aus, mitverfolgen. „Der Verkehr ist in den vergangenen Jahren immer mehr geworden.“ Um auf das Problem aufmerksam zu machen, hat sie ein riesiges Banner quer über der Straße aufgehängt. „Kinderspielstraße – 7 km/h“ ist darauf zu lesen. Mit ihrem Protest ist sie nicht allein, schon bei dem Bürgerabend in der Kelter haben mehrere Nachbarn kritisiert, dass die meisten „Schleicher“ alles andere als schleichen würden. Egal ob Lieferverkehr, Rollerfahrer oder Pendler – „an die Schrittgeschwindigkeit hält sich keiner“, lautet die einhellige Meinung in der Sitzung.

Kein Gehweg

Viel getan hat sich seit damals nicht. Aus Sicht von Claudia Riedl ist die Situation noch immer untragbar. „Wenn Autofahrer hinter der Müllabfuhr oder einem Paketboten warten müssen, werden sie ungeduldig. Selbst Passanten, die in dem verkehrsberuhigten Bereich unterwegs sind, werden regelmäßig weggehupt.“ Das Problem: Es gibt kein Gehweg, auf den die Fußgänger ausweichen können. Die ideale Lösung aus Sicht von den Wangenern, die zwischen dem alten Rathaus und dem Bärenplätzle wohnen, ist, dass man zwar wie bisher über das alte Rathaus in die Ravensburger Straße einfahren, aber das Quartier nur noch über die Biberacher Straße in Richtung Ulmer Straße verlassen kann.

OB-Kandidaten vor Ort

Bei einem Vororttermin durch Wangen hat sich kürzlich auch Martin Körner, der Vorsitzende der SPD-Gemeinderatsfraktion und OB-Kandidat der Sozialdemokraten, ein Bild von der Situation gemacht – und kam auch zu dem Urteil, dass etwas getan werden muss. „Ich hatte nach der Begehung mit Mitarbeitern des Amts für Stadtplanung und Wohnen, Bereich Verkehrsplanung, gesprochen. Mir wurde mitgeteilt, dass sie im September in den Bezirksbeirat kommen, um die Poller als Begleitmaßnahme zur Umsetzung der Hauptradroute zwei vorzuschlagen. Da die Poller ja nicht die Welt kosten, gehe ich davon aus, dass die Finanzierung kein Problem ist.“

Sollte das Gremium grünes Licht geben, wovon auszugehen ist, steht der Verkehrsberuhigung eigentlich nichts mehr im Weg. Eigentlich, denn in der Verwaltung rechnet man nicht damit, dass die Maßnahme rasch umgesetzt wird. Zunächst müsse das Amt für Stadtplanung und Wohnen die Planung ausarbeiten. „Bis die Poller stehen, kann es dauern. Sechs Monate bis zu einem Dreivierteljahr“, heißt es aus dem Tiefbauamt, das letztlich für die Umsetzung verantwortlich ist.

Planung dauert

Im Optimalfall sollten Pendler anschließend auf der Hedelfinger Straße bleiben. Grundsätzlich muss jedoch auch beobachtet werden, ob sich der Verkehr in andere Bereiche des Wohngebiets, gerade in die Höhbergstraße, verlagert. Wangens CDU-Bezirksbeirat Marijan Laszlo, der mit Frank Nopper, OB-Kandidat der Christdemokraten, kürzlich ebenfalls die Problemzonen des Stadtbezirks unter die Lupe genommen hat, glaubt jedoch nicht daran. „Während der mehrwöchigen Neupflasterung des Bärenplätzles konnte eine Verlagerung in diese Richtung nicht beobachtet werden.“ Anlieger hätten ihm sogar berichtet, dass es auch dort ruhiger geworden ist.

Stuttgart-Ost als Vorbild

Darüber hinaus hat der CDU-Bezirksbeirat schon vor zwei Jahren vorgeschlagen, auch die Durchfahrt über die Höhbergstraße in die Zinkbrunnenstraße zu erschweren. „Quasi analog zum Stuttgarter Osten, den wir als Vorbild nehmen sollten.“ Dort sei es mit Einbahnstraßenregelungen gelungen, dass der Verkehr auf den Hauptstraßen bleibt.“ Wer sich nicht auskenne, würde sich durch die Zick-Zack-Verkehrsführung leicht verfahren, so Laszlo, der nicht versteht, warum die Stadt oftmals so umständlich agiert. „Am Bärenplätzle hätte man längst provisorisch Absperrschranken aufstellen können.“ Selbst zwei große Steine hätten es in einer Testphase getan.

Wie die Lösung letztlich aussieht, ist den meisten Anwohnern egal. „Ich finde es super, dass etwas passiert“, sagt Claudia Riedl, auch wenn sie sich bis zur Umsetzung noch etwas gedulden muss.