Der 4000-Einwohner-Ort Grindavík war in der Nacht zum Sonntag evakuiert worden, als sich die erneute Eruption auf der Reykjanes-Halbinsel mit einer Erdbebenserie angekündigt hatte. Foto: AFP/Icelandic Department of Cicil PR

Die Erde im Südwesten von Island kommt weiterhin nicht zur Ruhe. Ein erneuter Vulkanausbruch hat erstmals den evakuierten Ort Grindavík erreicht und dort schwere Schäden angerichtet.

Nach dem zweiten Vulkanausbruch innerhalb von vier Wochen schaut Island erneut gebannt auf die Lage im evakuierten Ort Grindavík. Mehrere Häuser wurden bereits von einem Lavastrom erfasst und zerstört, nachdem das flüssige Gestein bei der fünften Eruption im Südwesten der Nordatlantik-Insel seit 2021 erstmals auch den evakuierten Küstenort erreicht hatte. Am Sonntagabend (14. Januar) sprudelte weiterhin glutrote Lava aus zwei länglichen Erdrissen.

„Ein schwarzer Tag für Island“

„Heute ist ein schwarzer Tag für Grindavík und heute ist ein schwarzer Tag für ganz Island. Aber die Sonne wird wieder aufgehen“, sagte Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir nach Angaben des isländischen Rundfunksenders RÚV am Abend auf einem Pressebriefing des Zivilschutzes.

Zivilschutzchef Vídir Reynisson sprach demnach davon, dass die Ereignisse vom Sonntag noch lange in Erinnerung bleiben würden und man vermutlich erst den Beginn einer Kette solcher Ereignisse sehe.

Hier können Sie den Vulkanausbruch auf Island im Livestream sehen.

Bilder aus Grindavik

Lavaströme bei Grindavik. Foto: AFP/Halldor Kolbeins
Die ersten Häuser stehen bereits in Flammen. Foto: AFP/Halldor Kolbeins
Eine Hohe Rauchsäule steht über Grindavik. Foto: AFP/HalldorKolbeins
Aus einer kilometerlangen Erdspalte dringt Lava an die Erdoberfläche. Foto: Icelandic Civil Protection/AP/Uncredited/dpa
Der Himmel ist der Eruption hell erleuchtet. Foto: AFP/Sergei Gapon
Lavafontänen Foto: AFP//Halldor Kolbeins
Die Erde tut sich auf wie in einem Hölleninferno. Foto: AFP/Icelandic Department of Civil PR
Der Ort Grindavik ist dem Untergang geweiht. Foto: AFP/Halldor Kolbeins

Nach den Erdbeben kommt die Lava

Der 4000-Einwohner-Ort Grindavík war bereits in der Nacht zum Sonntag evakuiert worden, als sich die erneute Eruption auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich von Reykjavik mit einer abermaligen Erdbebenserie angekündigt hatte.

Um 7.57 Uhr (Ortszeit) am Morgen begann der Ausbruch schließlich, als erste Lava aus einem länglichen Erdspalt einige Hundert Meter nördlich von Grindavík sprudelte.

900 Meter langer Riss in der Erde

Bereits wenige Stunden danach hatte sich ein regelrechtes Lavameer in dem Gebiet gebildet, das glutrot in der Morgendämmerung leuchtete. Die Wetterbehörde Vedurstofa teilte am Sonntagabend mit, dass der Erdriss rund 900 Meter lang sei.

Bereits diese Lava kam Grindavík bedrohlich nahe. In den Mittagsstunden öffnete sich die Erde jedoch noch an einem anderen Ort – und zwar in einem gut 100 Meter langen Riss unmittelbar am nördlichen Stadtrand des Ortes. Von dort zog sich die Lava talabwärts, ehe sie mindestens drei Häuser in Brand setzte oder unter sich begrub. Da der Ort evakuiert war, bestand keine Gefahr für Menschenleben – wohl aber für das Hab und Gut der betroffenen Bewohner.

Spalte im Erdboden wird immer größer

Grindavík liegt rund 40 Kilometer südwestlich von Reykjavik. Der Ort war schon beim letzten Ausbruch Mitte Dezember in Mitleidenschaft gezogen worden, allerdings nicht durch die Lava, sondern durch etliche Erdbeben, die die Eruption angekündigt hatten. Die Beben hatten tiefe Risse in Straßen und andere Schäden verursacht. Auch diesmal hatte die Wetterbehörde vor der Eruption eine intensive Erdbebenserie verzeichnet.

Zuletzt war es in dem Gebiet am späten Abend des 18. Dezembers zu einem Ausbruch gekommen, als Lava zunächst aus einer zunächst mehrere Kilometer langen Erdspalte sprudelte. Die Eruption nahm aber innerhalb weniger Tage deutlich an Intensität ab.