Das Team von Allianz MTV Stuttgart stemmte sich mit aller Macht dem Topfavoriten aus Istanbul entgegen und durfte am Ende jubeln. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Was ein Spiel, was ein Kampf! Und was ein Ergebnis! Die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart haben am Dienstagabend die Sensation geschafft und das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Fenerbahce Istanbul gewonnen.

Es war ja ein weit entfernter Traum gewesen – der erstmalige Einzug ins Halbfinale der Champions League. Schließlich war Fenerbahce Istanbul zu Gast in der Scharrena. Aber: Je länger das Hinspiel im Viertelfinale von Allianz MTV Stuttgart gegen das türkische Topteam dauerte, desto mehr schien sogar die Sensation möglich, also ein Sieg gegen den haushohen Favoriten. Mit unbändigem Kampfgeist stellten sich die Stuttgarterinnen dem Tabellenführer der türkischen Liga entgegen – und schafften am Ende tatsächlich das völlig Unerwartete: einen 3:2-Erfolg im ersten von zwei Aufeinandertreffen. „Mehr geht nicht“, jubelte MTV-Sportchefin Kim Renkema. Oder doch? Das Rückspiel findet am nächsten Mittwoch in Istanbul statt.

So ein klein wenig nach Auswärtsspiel fühlte es sich für die Stuttgarterinnen ja bereits am Dienstagabend an. Mehrere hundert Fenerbahce-Fans sorgten für eine Atmosphäre, wie sie selbst die stimmgewaltige Scharrena wohl noch nie erlebt hat bei einer Volleyballpartie. Allerdings: mit zunächst auch negativen Begleiterscheinungen. Pünktlich zu Anpfiff brannte im Block der emotionalen Fener-Fans ein Rauchtopf. Die Schwaden zogen durch die Halle, es gab gar einen kleinen Tumult – aber: Das Stuttgarter Team ließ sich von der aufgeheizten Atmosphäre zunächst wenig beeindrucken.

Im zweiten Satz erwacht der Kampfgeist vollends

Das Team von Trainer Konstantin Bitter ging direkt in Führung und blieb bis zum 8:8 im ersten Satz auch in Front. Erst dann setzte sich die individuelle Qualität der Fenerbahce-Spielerinnen – vor allem der Russin Arina Fedorovtseva – mehr und mehr durch. Beim Rückstand von 13:19 schien der Satz verloren, aber die Stuttgarterinnen bewiesen Kampfgeist, zeigten starke Rettungsaktionen, waren im Angriff aber noch nicht durchschlagskräftig genug. Mit 25:22 ging der erste Durchgang an die Gäste aus Istanbul.

Doch dann erwachte der Kampfgeist der Allianz-Spielerinnen erst so richtig. Zwar lagen der Bundesliga-Spitzenreiter schnell mit 2:7 zurück. Dann aber fand neben der starken Jolien Knollema vor allem Krystal Rivers besser ins Spiel. Beim 15:15 war der Satz wieder völlig offen, die Gäste brachten erstmals Superstar Melissa Vargas, doch mit dem Ass von Monique Strubbe zum 23:22 ging der MTV in Führung. Zwei Satzbälle wurden danach vergeben, ehe ein Istanbuler Angriffsball im Aus landete – und die Stuttgarterinnen mit 26:24 das geschafft hatten, was in dieser Saison in der Champions League noch keinen Fener-Gegnerinnen gelungen war: ein Satzgewinn. Spätestens jetzt war auch das Stuttgarter Publikum in der ausverkauften Scharrena euphorisiert.

Allerdings konnten die MTV-Volleyballerinnen ihr Topniveau aus Satz zwei nicht ganz halten, die Gäste legten dagegen noch einen Gang zu, weshalb Satz drei eine recht klare Angelegenheit war – 19:25 stand es am Ende aus Sicht der Stuttgarterinnen. Die sich aber noch lange nicht geschlagen gaben. „Wir haben gekämpft, gelitten, nie aufgegeben. Und wir haben immer gespürt, dass etwas möglich ist“, jubelte der Trainer Konstantin Bitter, „es ist eine Sensation. Ich bin einfach nur stolz auf das Team.“

Im vierten Durchgang kamen sie nach einem 5:8-Rückstand zurück, führten 13:10, konnte den Vorsprung auf 19:15 ausbauen und schnupperten an einem zweiten Satzgewinn. Tatsächlich machte Eline Timmerman den entscheidenden Punkt zum 25:20. Und plötzlich lag sogar die Sensation in der Luft.

Eline Timmerman macht den Deckel drauf

Auch im Tie-Break startete der MTV stark, dreht ein 5:7 bis zum letzten Seitenwechsel in eine 8:7-Führung, lag 12:8 vorne. Und nach etwas mehr als zwei Stunden Spielzeit drückte erneut Eline Timmerman den Ball zum 15:10 auf den Boden. Der Rest war Jubel pur.