Bauchlandung für Deniz Undav und den VfB in Bochum. In unserer Bildergalerie blicken wir auf das Spiel zurück. Foto: Baumann

Nach dem 1:3 in Mönchengladbach kassiert der VfB bei einem skurrilen Spiel in Bochum die zweite Niederlage des noch jungen Jahres. Was sind die Gründe für den Fehlstart?

Bochums Trainer Thomas Letsch sprach hinterher von einem „komischen Fußballspiel“, sein Stuttgarter Gegenüber Sebastian Hoeneß nickte zustimmend, und jeder wusste, was gemeint war. Eine Halbzeitpause, die fast eine Stunde dauerte, das hat es in der Geschichte der Fußball-Bundesliga in dieser Form auch noch nicht gegeben. Eine die Rettungswege versperrende Zaunfahne der Stuttgarter Fans im Bochumer Ruhrstadion war Stein des Anstoßes für einen Disput zwischen Sicherheitsverantwortlichen und organisierter Fanszene, der beinahe einen Spielabbruch zur Folge gehabt hätte. Schiedsrichter Bastian Dankert hatte sich zuvor geweigert, die zweite Halbzeit anzupfeifen.

Nach 40-minütiger Diskussion und einem abschließenden Fluchttore-Test durch das Sicherheitspersonal – die Tore ließen sich trotz hängen gebliebener „Cannstatter Kurve“-Zaunfahne öffnen – ging es endlich weiter. Und für den VfB denkbar schlecht los. Angelo Stiller ließ sich zu einem unbedachten Abspiel Richtung eigener Strafraumgrenze verleiten. Matus Beru spritzte dazwischen, schüttelte Dan-Axel Zagadou ab und ließ Torhüter Alexander Nübel keine Chance – 1:0 (50.), das Tor des Tages.

„Für uns war die Spielunterbrechung schwerer zu verdauen“

„Für uns war die Spielunterbrechung offenbar schwerer zu verdauen“, sagte Sportdirektor Fabian Wohlgemuth. „In Bochum in Rückstand zu geraten, darf dir nicht passieren“, schwante Hoeneß da schon Böses. Die Gastgeber mitsamt dem euphorisierten Publikum im ausverkauften Ruhrstadion im Rücken waren nun richtig angezündet und brachten den VfB ein ums andere Mal in Bedrängnis.

Eine Reaktion der Stuttgarter ließ aber nicht lange auf sich warten. Der VfB war um Wiedergutmachung bemüht und schnürte die Hausherren in der Folge in deren eigener Hälfte ein. Doch Deniz Undav, Josha Vagnoman, Stiller, Chris Führich und Kapitän Waldemar Anton trafen alles, nur das Bochumer Tor nicht. Entweder strich der Ball knapp über oder knapp neben den Kasten. Oder einer der leidenschaftlich verteidigenden Bochumer brachte irgendwie immer noch ein Körperteil dazwischen. Es war verhext, weshalb Letsch auch davon sprach, teilweise „großes Glück“ gehabt zu haben.

Der VfB hat sich den Start ins neue Jahr anders vorgestellt

Der VfB war bedient. „Natürlich haben wir uns den Start ins neue Jahr ganz anders vorgestellt“, bilanzierte Sportdirektor Wohlgemuth nüchtern. Zwei Niederlagen in Folge stehen zu Buche, nach dem 1:3 in Mönchengladbach nun die nächste Pleite tief im Westen. Ein Fehlstart.

Den Hoeneß aber differenziert betrachtet haben wollte. „In Gladbach waren wir mehr schlecht als gut. Heute kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen“, sagte der Coach, der trotz des Rückstands in der Schlussphase nur einen einzigen Wechsel vornahm (Roberto Massimo kam für Atakan Karazor) und seinen 1,90 Meter großen Stürmer Jovan Milosevic 90 Minuten auf der Bank schmoren ließ. Stattdessen beorderte er in den Schlussminuten im Brechstangen-Modus Abwehrmann Zagadou an die vorderste Front.

Einzig die Effizienz vor dem Tor habe gefehlt, analysierte Hoeneß. 19 zu sechs Torschütze, 494 zu 294 gespielte Pässe sowie 63 Prozent Ballbesitz brachten das Stuttgarter Übergewicht deutlich zum Ausdruck. Unterm Strich standen aber 0:1 Tore; auch weil es der VfB seinen Gegnern im Moment zu einfach macht mit dem Toreschießen. Aus dem Spiel heraus hatte Bochum praktisch keine Torchance. Dennoch war der eine Fehler von Stiller einer zu viel.

Stillers Fehler war einer zu viel

„Solche Phasen gibt es“, wollte Hoeneß dennoch nicht allzu viel hadern. „Die übersteht man aber nicht einfach so. Wir müssen hart an uns arbeiten, dann können wir die Phase auch kurz halten.“ Idealerweise bis zum kommenden Wochenende. Am Samstag (15.30 Uhr) gastiert RB Leipzig zum ersten Heimspiel des Jahres in der MHP-Arena.