Die Reutlinger Ultras pflegen eine langjährige Fanfreundschaft mit Ultras vom VfB Stuttgart. Foto: IMAGO/ULMER Pressebildagentur/IMAGO/Ulmer

Der VfB Stuttgart läuft am Samstag anlässlich des Jubiläums „70 Jahre Kreuzeiche“ gegen den SSV Reutlingen auf. Ein Spiel mit einer gewissen Note. Wir haben alles Wissenswerte rund um die Partie zusammengetragen.

Nach einer vom Abstiegskampf geprägten Saison steht für den SSV Reutlingen ein wahrer Festtag an. Für den Oberligisten kommt das Testspiel gegen den Bundesligisten VfB Stuttgart (Samstag, 15 Uhr, Liveticker) gerade recht. Wir haben alles Wissenswerte rund um die Partie zusammengetragen.

Stadion-Umbau mit Folgen

Als das Stadion an der Kreuzeiche im Jahr 1953 erbaut wurde, ahnte natürlich noch niemand, was sich Jahrzehnte später ereignen würde. Anfang März 2002 wurde die alte Haupttribüne abgerissen. Reutlingen war damals Zweitligist. Ein Neubau sollte her. Stattliche 16,5 Millionen Euro hat dieser offiziell verschlungen, zur Einweihung der neuen Tribüne schaute der FC Bayern München vorbei. Doch die Baumaßnahme wurde zum Bumerang. Die durch den Neubau entstandenen finanziellen Belastungen führten mit zur Lizenzverweigerung im Sommer 2003 und zum Reutlinger Absturz in die Oberliga BW. Dort ist der SSV noch heute notiert und auch wenn die finanzielle Konsolidierung des Clubs dem Vernehmen nach auf einem guten Weg zu sein scheint, so lässt es sich doch konstatieren, dass die Geschichte des SSV in den letzten zwei Dekaden maßgeblich von diesem Haupttribünenbau beeinflusst wurde.

Intensive Fanfreundschaft

Das Spiel ist nicht nur ein Duell zweier Mannschaften aus der Region, sondern auch eines zwischen zwei Fangruppen, die eine intensive Freundschaft auszeichnet. Bereits 2004, also ein Jahr vor der Gründung der Reutlinger Ultragruppe „Szene E“, soll zum ersten Mal der „Buddy“, das Erkennungssymbol der Ultras vom „Commando Cannstatt“, im Reutlinger Block zu sehen gewesen sein. Diese nun bald auch schon 20 Jahre andauernde Fanfreundschaft wird von beiden Seiten ausführlich gepflegt, immer wieder kommt es zu gemeinsamen Auftritten, beziehungsweise gegenseitigen Besuchen bei Spielen. Und auch für die jetzt anstehende Partie spielten die Fangruppen eine Rolle. Denn auch aus ihren Reihen kam ein Impuls, den die Verantwortlichen beider Clubs im Frühjahr aufnahmen, um schließlich die Rahmenbedingungen der Begegnung aufzusetzen. Endgültig fixiert wurde dann alles nach dem erfolgreichen Klassenerhalt des VfB im Mai. Ob diese Fanfreundschaft am Samstag auf den Rängen wahrnehmbar sein wird, bleibt abzuwarten. So wird es wohl keinen gemeinsamen Auftritt der Gruppen geben.

Die finanzielle Komponente

Dass eine solche Partie für den ausrichtenden Oberligisten einen finanziellen Segen darstellen kann, davon ist auszugehen. Eine Veranstaltung dieser Größenordnung wirft eine stattliche sechsstellige Summe für Reutlingen ab. Zwar betont man, dass die Partie keinen Retterspiel-Charakter habe. Aber dass dieses Testspiel eine entsprechende Hilfe für den finanziell nicht auf Rosen gebetteten Oberligisten darstellt, dürfte klar sein. Der VfB ist dem SSV zudem entgegengekommen, die bei solchen Anlässen oft gängige 50/50-Splittung der Einnahmen wird es nicht geben. Das Gros der Einnahmen kassiert der SSV. Zu Details des geschlossenen Vertrages will man auf Nachfrage keine Auskunft geben und verweist auf getroffene Absprachen.

Andrang, Anreise, An- und Abfahrt

„Stadionbesucher müssen sich im Zeitraum von 13 bis 15 Uhr sowie von 17.30 bis 18.30 Uhr rund um die Kreuzeiche auf ein erhöhtes Verkehrsaufkommen einstellen. Aufgrund der An- und Abreise von bis zu 10.000 Fußballfans ist mit erheblichen Verkehrsbehinderungen zu rechnen. Betroffen hiervon sind auch Freibadbesucher und Anwohner“, heißt es auf der Webseite des Clubs. Der Run auf die Karten ist groß. Bisher wurde die Marke von 6000 Tickets im Vorverkauf geknackt. Es gib weiterhin Karten, online und auch Tageskassen (nur Stehplätze) werden geöffnet sein. Kinder unter sechs Jahren erhalten freien Eintritt. Der Veranstalter empfiehlt die Anreise mit dem ÖPNV und rechnet mit einer endgültigen Zahl zwischen 8000 und 10.000 Zuschauern.

Wetter und Streaming

Wer den Weg an die Kreuzeiche antritt, der sollte an Sonnencreme und kühle Getränke denken. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) stellt Temperaturen bis zu 37 Grad Celsius in Aussicht. Kommt es so, wäre das Kuriosum gegeben, dass der VfB an den bisher heißesten Tagen des Jahres 2023 Testspiele austrägt. Schon am vergangenen Sonntag gegen die Hohenlohe-Auswahl in Schwäbisch Hall wurde die bisherige Rekordtemperatur gemessen. Wer den Weg nicht antritt, der kann die Partie im Stream verfolgen. Die Stuttgarter Sportfilmer von „Leagues“, die unter anderem alle Regionalligaspiele zeigen, kooperieren seit diesem Winter mit dem SSV. Die Begegnung gibt es für 5 Euro im Stream.

Wiedersehen mit alten Bekannten

Dass es zwischen dem SSV und dem VfB immer wieder zu Spielerwechsel kommt, ist vielfach nachzuvollziehen. So wechselten einst Timo Baumgartl und Benedict dos Santos aus Reutlingen nach Stuttgart. Zuletzt vollzog Patrick Vuc den Schritt zur VfB U21. Aber auch im aktuellen Reutlinger Kader sind einige Spieler, die schon beim VfB in der Jugend aktiv waren. So schnürten einst Jovan Djermanovic, Marco Gaiser, Marvin Jäger, Muhamad Sanyang und Mirhan Inan die Kickstiefel in Cannstatt.