Kanye West hat neuerdings eine Titanprothese auf den Zähnen. Doch nicht nur Promis richten sich die Zähne: Auch in Stuttgart kann man sich Veneers einsetzen lassen. Ganz unbedenklich sind die aber nicht.
850 000 Dollar soll Kanye West angeblich für seine jüngste Provokation gezahlt haben – Der Rapper zeigte sich vor kurzem auf Instagram mit einem Gebiss aus Titan. Es handele sich um eine dauerhafte Zahnprothese, unter der Wests Zähne noch intakt seien, wie ein Insider gegenüber der Washington Post sagte.
Solche Eingriffe sind unter Stars keine Seltenheit – Grillz, Verkronungen oder Veneers scheinen beliebte Methoden zu sein, um seinem Lächeln einen Hollywood-Flair zu verleihen. In diesem Kontext oft genannt: eine Behandlung mit invasiven Veneers. Dabei wird ein Teil des Zahnschmelzes abgefeilt und angepasste Schalen aus Keramik permanent auf die Vorderseite der Zähne geklebt.
Gelbliche Zähne, Schiefstellungen oder abgebrochene Kanten
Der Trend der Veneers scheint jetzt im Mainstream angekommen zu sein. Auch in Stuttgart kann man sich den Zahnschmelz abfeilen und Keramikschalen aufkleben lassen – und das wird wohl immer populärer. „Wir bekommen deutlich mehr Anfragen für Veneers als in den letzten Jahren“, sagt Dimitri Schulz, Inhaber einer Zahnarztpraxis in Stuttgart-Feuerbach, die auch ästhetische Eingriffe durchführt. Die Nachfrage habe sich in den letzten Jahre schätzungsweise verdoppelt.
Schulz sieht die sozialen Medien in der Verantwortung für die Entwicklung. Denn da seien schönheitsbedingte Zahnbehandlungen sehr präsent. „Es wird viel Perfektionismus gepostet, daran wollen sich meine Patienten anpassen“, so Schulz. Der Wunsch nach Veneers sei meist ästhetischen Ursprungs: gelbliche Zähne, leichte Schiefstellungen oder abgebrochene Kanten ließen sich mit den Keramikschalen kaschieren.
Abschleifen und Aufkleben
Von Eckzahn bis Eckzahn werden die Veneers in Schulz’ Praxis üblicherweise angebracht, um die 2500 Euro kostet die Behandlung für die sechs Zähne. „Wir schleifen zwischen 0,6 und 0,8 Millimeter der vorderen Zahnoberfläche ab“, so der Zahnarzt. Zirka die Hälfte des Zahnschmelzes, denn dieser sei Schulz zufolge bis zu 1,5 Millimeter dick.
Dann wird ein Abdruck des Gebisses genommen, die Schalen aus Keramik gefertigt und aufgeklebt. Sind die Zähne erst beschliffen, sollten die Keramikschalen ein Leben lang getragen werden. „Der geschliffene Zahn sieht unter den Veneers nicht mehr ästhetisch aus“, so Schulz. Auch medizinisch sei es bedenklich, den angerauten Zahn ungeschützt zu lassen. Durch den fehlenden Zahnschmelz sei das Gebiss sensibel, in Einzelfällen würde durch das Abschleifen auch Dentin, also Zahnbein freigelegt. Schulz zufolge sei es aber nicht notwendig, die Keramikschalen nach einiger Zeit auszutauschen.
Begrenzte Haltbarkeit
„Bei guter Pflege können Veneers sehr lange halten“, sagt auch Dr. Yvonne Wagner, Direktorin des Zahnfortbildungszentrums Stuttgart (ZFZ). In der Praxis spreche man aber in der Regel von einer Haltbarkeit von sieben bis zehn Jahren. Das würde vorrangig vom Patienten abhängen, häufig werde die Mundhygiene vernachlässigt. Auch bei Knirschen oder ähnlichem könne das Veneer beschädigt und ausgetauscht werden müssen.
„Die alten Keramikschalen werden abgeschliffen und neue Veneers im Labor angefertigt“, erklärt die Zahnärztin, die die Verblendschalen selbst in ihrer Praxis anbietet. Zudem werde der Zahn noch einmal vorbehandelt und eventuell erneut minimal abgeschliffen, damit die Veneers halten.
Wann sind Veneers sinnvoll?
„Veneers sollte man nur in Betracht ziehen, wenn es keine schonendere Alternative gibt“, meint Roland Frankenberger, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn- Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK). Schließlich werde meist gesunde Zahnsubstanz abgeschliffen. Vor einer Behandlung mit Veneers sollten zunächst Methoden wie Bleaching oder kieferorthopädische Maßnahmen in Erwägung gezogen werden.
„Wenn ein Patient mit gesunden Zähnen zu uns kommt und hellere Zähne haben möchte, werden wir sicher keine Veneers anbringen“, so Frankenberger. In Fällen extremer Verfärbung oder einer Zahnfraktur sei die Methode aber sehr effektiv. Eine Korrektur schiefer Zähne nur mit den Keramikschalen lehnt er ab, da hier in der Regel viel zu viel gesunde Zahnhartsubstanz entfernt werden müsse. Auch bei Patienten unter 25 Jahren empfiehlt er Veneers nicht, da der Kiefer bis dahin noch wächst.
Krankenkassen übernehmen Veneers nicht
Die Preisspanne für Veneers scheint stark zu schwanken. Während Dimitri Schulz Kosten von rund 2500 Euro nennt, verweist Frankenberger auf fünfstellige Beträge, mit denen Patienten rechnen müssten. Bei einem Austausch der Veneers seien ähnliche Kosten zu erwarten. Laut Schulz, Wagner und Frankenberger übernehmen die Krankenkassen die Leistungen in den seltensten Fällen, da es sich laut Schulz meist um einen „rein ästhetischen Eingriff “ handelt.