Die circa 1880 erbaute ehemalige Gemeindekelter ist seit nunmehr 113 Jahren die Heimat der Freiwilligen Feuerwehr Untertürkheim. Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Knapp 1100 Freiwillige Feuerwehrkräfte verteilt auf 23 Abteilungen gibt es in Stuttgart. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Grundschutz in der Landeshauptstadt, retten im Notfall Menschenleben. Doch an der nötigen Ausstattung hapert es. „Wir müssen Fahrzeuge abgeben, haben teilweise veraltete Geräte“, schlägt Holger Kamm, der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Untertürkheim, Alarm. Zudem ist das Magazin in der ehemaligen Gemeindekelter viel zu klein, „ein Neubau notwendig“, fordert er.

Bereits zu 92 Einsätzen rückte die Freiwillige Feuerwehr Untertürkheim in diesem Jahr aus. „Das ist für uns eine ganze Menge“, sagt Kommandant Kamm. Neben 50 Brandalarmen umfasst die Hilfeleistung auch Autounfälle und sogenannte Wasser-/Hausschäden. Nach dem schweren Unwetter am 3. Oktober musste eine Linde, die auf ein Haus gestürzt war, gefällt werden. In der Regel sind die ehrenamtlichen Kräfte früher am Einsatzort als die Berufsfeuerwehr. Das Schutzziel ist es, innerhalb von zehn Minuten nach dem Alarm vor Ort zu sein. Auf die Unterstützung der 23 Abteilungen der Freiwilligen fußt auch der Feuerwehrbedarfsplan der Stadt Stuttgart. Im Gegensatz dazu mangelt es aber an der dafür notwendigen Ausstattung.

„Die Probleme häufen sich“, schlug Kamm in der vergangenen Sitzung des Bezirksbeirats Untertürkheim daher Alarm. Zwei der insgesamt fünf Einsatzfahrzeuge müssen häufig an die Berufsfeuerwehr abgegeben werden - alleine 27 Wochen in diesem Jahr. „Es fehlen uns die Planungssicherheit und die Möglichkeit für Übungen“, mahnt Kamm. Und auch die technische Ausrüstung lässt zu wünschen übrig. Veraltete Lampen, die nicht richtig funktionieren, werden nicht durch neue ersetzt. Lebensrettende CO-Warngeräte, die die Helfer über giftige Gase informieren, als zu teuer abgestempelt - bei einem Stückpreis von 180 Euro.

Sauer stößt Kamm auch auf, dass im Zuge der Umgestaltung des Neckarufers im Lindenschulviertel keine Einlegestelle für das Rettungsboot geplant ist. Als eine von zwei Abteilungen - zusammen mit Münster - ist Untertürkheim für die Wasserrettung am Neckar verantwortlich. Sollten durch das neue Neckarufer oder die angedachte Surfwelle im Kraftwerkkanal Menschen in den Fluss stürzen, benötigen die Einsatzkräfte durch den Umweg zur Einsetzstelle nach Obertürkheim mehr als 20 Minuten. „Dann könnte es zu spät sein.“

Das größte Problem sieht der Kommandant aber im Feuerwehrmagazin in der Hindelanger Straße. „Es ist viel zu klein, entspricht bei weitem nicht mehr den heutigen Anforderungen“, sagt Kamm. Die circa 1880 erbaute ehemalige Gemeindekelter beherbergt seit 1904 die Freiwillige Feuerwehr. „Wir können die Unfallverhütungsvorschriften nicht einhalten.“ Umkleideräume sind nicht vorhanden, die Einsatzkräfte müssen sich in der Halle neben den Fahrzeugen umziehen - von Geschlechtertrennung ganz zu schweigen. Dabei bekommen sie die Abgase der Fahrzeuge direkt ab. Eine Abgasabsauganlage gibt es nicht. Für die 40 Aktiven steht nur eine einzige Dusche in der Männertoilette zur Verfügung. Und auch Stellplätze für die Privatfahrzeuge der Feuerwehraktiven gibt es nicht. Vielmehr ist die Parkplatzsituation an der engen Hindelanger- und Silvrettastraße für die Einsatzkräfte verheerend. „Fast immer sind die Rettungswege beim Einsatz zugeparkt. Kontrollen gibt es kaum“, weiß Kamm. Daher hat er sich nunmehr an die Stadtverwaltung und die Branddirektion mit dem Wunsch nach einem Neubau gewandt. „Man muss über einen anderen Standort nachdenken, mittelfristig geht es im jetzigen Magazin nicht mehr“.

Und Jürgen Hummel, der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Rotenberg, sprach ein weiteres Problem an: „Wir leiden unter dem Nachwuchsmangel.“ Mit gerade einmal 23 Aktiven ist man personell an der unteren Grenze angelangt. Insofern würden für die Abteilung, die im nächsten Jahr ein rundes Jubiläum feiert, die „nächsten 25 Jahre schwieriger als die vergangenen 125 Jahre“, betonte Hummel. Keine guten Voraussetzungen, um der Sicherungspflicht nachzukommen.