Galaxien, wie die von der ESO aufgenommene 35 Millionen Jahre entfernte Spiralgalaxie NGC 3521, lassen Eberhardt die Frage nach der Entstehung des Weltalls stellen. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Wenn Alfred Eberhardt in der Nacht in den Himmel starrt, liegt es nicht an Schlaflosigkeit. Der Hobby-Astronom ist seit seiner Kindheit von Sternen, Himmelskörpern und dem Weltall fasziniert. Mit oft selbst ausgetüftelten Apparaturen beobachtet er von seinem Dachgeschoss aus das Weltall. Mit Führungen will er auch Besuchern der Sternwarten in Stuttgart und Welzheim das Universum näherbringen und die Frage der Entstehung der Erde und unseres Sonnensystems diskutieren.

Wenn sich Eberhardt an dunklen Nächten von seiner Wohnung in der Wallmerstraße zwei Stockwerke höher ins Dachgeschoss verzieht, schaut er keinen Krimi, sondern in die unendlichen Weiten des Weltalls: Andromeda-Galaxie, Cassiopeia, Ursa Major, Omega-Nebel, eine der anderen 110 astronomischen Objekte, die im Messier-Katalog beschrieben werden, oder andere Himmelskörper peilt er mit seinem Schmidt-Cassegrain-Teleskop an. Bereits als Kind habe er sich für den Himmel und das Weltall interessiert. „Richtig gepackt hat mich die Astronomie im Ruhestand. Ich hatte endlich genügend Zeit dafür“, sagt der einstige Mitarbeiter der Daimler-Entwicklungsabteilung. Seinen Forscherdrang widmet er seitdem den unendlichen Weiten. Sein erstes Newton-Spiegelteleskop für die Terrasse hat der Tüftler größtenteils selbst gebaut. Um noch bessere Qualität zu erzielen, zog er nun ins Dachgeschoss seines Hauses um. Dort hat er sich eine eigene Sternwarte und ein Astrozimmer eingerichtet. Um optimal in den Nachthimmel blicken zu können, ließ er sich ein spezielles Fenster ins Dach bauen und konnte die EnBW überzeugen, einige alte, Licht streuende Birnen der nahen Straßenlaterne gegen energieschonende Lampen zu tauschen.

Für sein neues, modernes Schmidt-Cassegrain-Teleskop hat der schwäbische Tüftler eine Halte- und Hebevorrichtung konstruiert, mit der er das 40 Kilogramm schwere „Weltraumfernrohr“ richtig justiert ins geöffnete Dachfenster stellen kann. Jeder Handgriff sitzt, Zentimeterarbeit. Die Aussparungen am Dachbalken sind exakt berechnet: Die Sternenschau kann beginnen. Drei bis vier Stunden sitzt der heute 79-Jährige dann in seinem Stübchen und linst durchs Okular. „Dank der GPS-Daten kann das Gerät den gewünschten Himmelskörper ansteuern“, sagt Eberhardt. Im Rücken des Sternenguckers hängt ein Schaubild mit den 110 astronomischen Messier-Objekten, die er erblicken kann. Noch faszinierender als die teilweise wunderschönen Himmelsbilder findet Eberhardt allerdings, dass der Blick durchs Teleskop ein Blick in die Vergangenheit ist. „Wir sehen einen Quasar, einen aktiven Kern einer Galaxie, der mehrere Milliarden Lichtjahre entfernt ist und vielleicht längst nicht mehr existiert.“ Für diese spannenden Grenzfragen der Astronomie mit der Theologie will der Hobby-Astronom und gläubige Katholik auch interessierte Besucher der Sternwarte auf der Uhlandshöhe interessieren. Seit 2000 hat er mehr als 120 Tagesführungen abgehalten und bietet nun auch 90-minütige Führungen mit einem Vortrag durch die Sternwarte in Welzheim an. „Ich will die Freude an der Astronomie auf andere übertragen und ihnen das All näherbringen.“