Armin Picht (li.) und Andrea Langenstein in der Diakoniestation Stuttgart, die ihr Leitungsbüro im Cannstatter Carré haben. Foto: Diakoniestation Stuttgart (z)

Gerade die Corona-Pandemie setzt seit knapp einem Jahr große Anforderungen auch an die ambulanten Pflegedienste. Zu den größten Diensten zählt die Diakoniestation Stuttgart neben dem Caritasverband.

Bad Cannstatt - Wer sich nicht mehr vollständig selbst versorgen kann, für den gibt es die ambulante Pflege. Deren Mitarbeitende kommen ins Haus und unterstützen genau da, wo es beim Einzelnen nicht mehr geht. Eine unverzichtbare Hilfe. Damit bilden die Mitarbeiter eine Brücke, um Krankenhaus oder stationäre Pflege zu verhindern und geben Pflegebedürftigen die Möglichkeit, weiterhin zu Hause sein zu können.

Besondere Herausforderungen gibt es seit fast einem Jahr durch die Corona-Pandemie. Denn die Mitarbeiter sind auch hier tagtäglich weiterhin zu Hause im Einsatz, wo Hilfe vonnöten ist. Der Cannstatter Dekan Eckart Schultz-Berg blickt vor diesem Hintergrund nicht nur auf die große Leistung der Pfleger in den Altenheimen, sondern auch bei der ambulanten Pflege. Der Vorsitzende der Diakoniestation Stuttgart weiß um den großen Einsatz seiner Mitarbeitenden bei der Pflege zu Hause. So hatte er schon im April vergangenen Jahres in einem Gespräch mit unserer Zeitung erklärt: „Die Diakoniestation versorgt täglich rund 3000 Patienten zu Hause. Das ist eine riesige Verantwortung. Wir halten dadurch viele Betten in den Kliniken frei. Unser größtes Bemühen ist es, unsere Betreuten und unsere Mitarbeitenden bestmöglich vor Ansteckung zu schützen. Wir haben Notfallteams im Hintergrund aufgebaut, falls in einem Pflegebereich Corona auftritt. Und wir rüsten uns zur Pflege von Corona-Erkrankten.“

Schultz-Berg verwies nun dieser Tage einmal mehr auf die Bedeutung des Dienstes: „Ohne diesen Dienst, bräuchte man fünf große Krankenhäuser oder drei Altenheime.“ Das Pandemiemanagement sei sehr früh aufgebaut worden. Von Bad Cannstatt aus wird der ambulante Dienst organisiert. Zuständig sind die Leiterin des Pflegemanagements, Andrea Langenstein, und Geschäftsführer Armin Picht. „Wir sind die größte Diakoniestation in Baden-Württemberg“, erklärt Schultz-Berg. „Der Dienst ist in Coronazeiten herausfordernd, weil wir sowohl einzelne infizierte Kunden haben als auch Mitarbeitende in Quarantäne“, so der Dekan.

Im Bereich des Neckars hat die Diakoniestation Pflegestützpunkte in der Wilhelmstraße in Bad Cannstatt sowie unter anderem auch in Hedelfingen, Untertürkheim und Mühlhausen. Die Zentrale ist im Obergeschoss des Cannstatter Carré. „Das Personal arbeitet mit außergewöhnlichem Einsatz in diesen Tagen, um die Menschen zu Hause pflegerisch zu versorgen.“ Isabell Westermayer, zuständig für Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Diakoniestation Stuttgart, erklärt auf Nachfrage, dass derzeit rund 2500 Pflegende von der Diakoniestation in Stuttgart betreut werden von rund 500 Beschäftigten mit 180 Autos.

„Generell versorgen wir auch während der Pandemie alle Kunden. Wir haben derzeit keinen Aufnahmestopp. Diesen hatten wir im vergangenen Frühjahr kurzfristig aufgrund fehlender Schutzausrüstung. Inzwischen verfügen wir über ausreichend Schutzmaterial“, so Westermayer. Sie beschreibt die Herausforderungen für die Mitarbeitenden, die vor Ort gehen, so: „Unsere Mitarbeitenden sind die fachlichen Berater für die Fragen, die die Kunden zum Thema Covid-19 haben. Der Anspruch an Aufklärung und Beratung, gerade auch, was die Hygienemaßnahmen betrifft, sei sehr hoch geworden. „Wir tragen beispielsweise seit dem Frühjahr vergangenen Jahre permanent einen Mund-Nasenschutz, seit November ausschließlich FFP-2-Masken. Uns ist bewusst, dass wir sowohl für Kunden als auch für die Gesellschaft ein Vorbild sind. Oberste Priorität ist der Schutz der Kunden und Mitarbeitenden.“

Die Diakoniestation Stuttgart hat für alle Bereiche (ambulante Pflege, Tagespflege, Betreuungsgruppen, Ergotherapie und Krankenwohnung) Hygienekonzepte erstellt. Wenn die Mitarbeitenden coronainfizierte Kunden versorgen, tragen sie eine besondere Schutzausrüstung, zu der gehören: FFP 2-Maske, eine Schutzbrille, ein Schutzschild, Handschuhe und einen Einmalkittel. „Wir halten uns hier streng an die Richtlinien des Robert-Koch Instituts. Es gelten dann nochmals strengere Hygienemaßnahmen.“ Angaben, wie viele der zu Pflegenden derzeit mit Covid-19 infiziert sind, macht die Diakoniestation nicht, auch nicht zur Zahl der Ausfälle durch infizierte Mitarbeitende.

Die Herausforderungen bei der Leitung und dem Einsatz für die 15 Pflegestützpunkte werden von Westermayer so beschrieben: Es gehe darum, täglich Informationen zu sichten, zu bewerten und weiterzuleiten. Täglich eine Vielzahl an Fragen zu beantworten und die richtigen Entscheidungen zu treffen. „Für uns ist es wichtig, Ruhe und Professionalität zu wahren. Es ist für alle Beteiligten von großer Bedeutung, dass keine Unruhe entsteht.“

Picht sagt, wann er Notteams in kürzester Zeit organisierten muss: „Sollte ein Pflegebereich wegen zu vieler Covid-19-Fälle geschlossen werden müssen, übernehmen Kollegen aus anderen Stadtteilen die Notfallversorgung. Keiner unserer Kunden wird alleine gelassen oder bleibt unversorgt. Eine solche Situation ist bislang nicht eingetreten.“ Und so sehen die Wünsche der Verantwortlichen für die Arbeit der Diakoniestation aus: „Generell hilft es uns, wenn die Bevölkerung Verständnis für unsere Arbeit zeigt. So ist es hilfreich, wenn sich die Mitarbeitenden auf Ihren Touren nicht noch mit dem Problem der Parkplatzsuche auseinandersetzen müssen.“ Ansonsten stellt die Leitung der Diakoniestation fest: „Wir waren schnell in der Einführung von Antigentests. Seitdem sind uns regelmäßige Antigentests bei den Mitarbeitenden möglich. Dazu haben wir in der Einrichtung alle Leitungen, alle Stellvertretungen und die Pflegefachkräfte in der Tagespflege und der Krankenwohnung schulen lassen.“ Die Verantwortlichen hoffen, dass sich viele Menschen impfen lassen, damit die ihnen anvertrauten Menschen besser geschützt werden können.

Neben der Diakoniestation gehört auch der Caritasverband zu den großen Trägern, die in der ambulanten Pflege tätig sind. Die katholische Sozialstation Haus St. Monika bietet in den Stadtteilen Neugereut, Steinhaldenfeld und Hofen ambulante Pflege und weitere Dienstleistungen im häuslichen Bereich an. Dazu zählen Essen auf Rädern. Zubereitung von Mahlzeiten, Einkaufsdienste, Wäscheversorgung, Reinigung der Wohnung und Verhinderungspflege. Genaue Zahlen waren hier nicht zu bekommen. Die übrigen Stadtteile werden von den Katholischen Sozialstationen betreut, wie Sabine Reichle vom Caritasverband mitteilt.

Infos zum Caritasverband gibt es unter www.caritas-stuttgart.de/hilfe-beratung/altenhilfe/ambulante-angebote/sozialstation-st.-monika-und-essen-auf-raedern/sozialstation-st.-monika-und-essen-auf-raedern und bei der Katholischen Sozialstation unter www.sozialstationen-stuttgart.de/. Weitere Informationen zur Diakoniestation Stuttgart gibt es unter www.ds-stuttgart.de.