Die Titanenwurz blüht nur selten, und wenn, dann nur kurz Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die seltene Pflanze in den Hohenheimer Gärten öffnet ihre Blüte. Wer das wegen des widerlichen Geruchs nicht live erleben möchte, kann das besondere Ereignis per Livestream verfolgen.

Die Titanenwurz zählt zu den spektakulärsten Pflanzen weltweit. Sie blüht nur selten, und wenn, dann nur kurz. Dabei verströmt sie einen widerlichen Geruch nach Aas und Verwesung. Auf dem Gelände der Uni Hohenheim ist es jetzt wieder soweit. Darum hat das Sammlungsgewächshaus am Erna-Hruschka-Weg 2 von Freitag, 23. Juni, bis 21 Uhr, am Samstag, 24. Juni, von 10 bis 22 Uhr und am Sonntag, 25. Juni, von 10 bis 20 Uhr geöffnet.

Während das Team der Hohenheimer Gärten damit eine Sonderschicht einlegen muss, haben Titanenwurz-Fans das Glück, dass es ausgerechnet am Wochenende zu diesem spektakulären Ereignis kommt. Denn so haben besonders viele Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, die Pflanze aus der Nähe zu betrachten – und zu riechen. Wer der olfaktorischen Erfahrung lieber aus dem Weg gehen möchte, kann die Blüte auch über eine Webcam verfolgen:

In der Nacht auf Freitag war der Livestream für etwa zwei Stunden ausgefallen. Inzwischen funktioniere er aber wieder, sagt Helmut Dalitz, der wissenschaftliche Leiter der Hohenheimer Gärten. Dennoch könne es sein, dass das Bild am heimischen Bildschirm kurzzeitig schwarz bleibe. Dann nämlich, wenn die Mitarbeitenden ein Tuch über die Webcam hängen, weil sie sich gerade um die Pflanze kümmern und dabei nicht gefilmt werden wollen.

Titanwurz stellte 2021 Rekord auf

Das Team der Hohenheimer Gärten nennt seine Titanenwurz liebevoll „Surprise“. Sie macht ihrem Namen alle Ehre und sorgt immer wieder für Überraschungen. Das betrifft zum einen den genauen Blüh-Termin, denn auch Experten können nie genau vorhersagen, wann sich die Blüte öffnet. Zum anderen überrascht die pflanzliche Diva in Hohenheim aber auch damit, dass sie nur zwei Jahre nach der letzten Blüte die zweite Riesenknospe gebildet hat. Ob „Surprise“ diesmal mit der Größe ihrer Blüte ihren Rekord aus 2021 mit einem Durchmesser von 1,30 Metern übertreffen wird, bleibt noch abzuwarten.

2019 hatte der Palmengarten Frankfurt den Hohenheimer Gärten die empfindliche Knolle überlassen. Erst vor Kurzem wurde sie in einen größeren 500-Liter-Topf umgepflanzt – und dankt dies prompt. Ursprünglich ist Amorphophallus titanum, so der wissenschaftliche Name, in den Regenwäldern Sumatras in Indonesien beheimatet. Die Pflanze ist berühmt-berüchtigt für ihren an Aas und Kot erinnernden Gestank. Sie täuscht damit vor, ein verwesender Kadaver zu sein, und heizt sich sogar auf etwa 38 Grad auf, um den Geruch weit zu verbreiten. So lockt sie Insekten an, die ihre Eier an der Pflanze ablegen und dabei für die Bestäubung sorgen. Dankbar zeigt sich die Titanenwurz dafür nicht: Die schlüpfenden Larven verhungern an der Pflanze.