Ein Wolf im Wald (Symbolbild). Foto: Imago/Martin Wagner

Im April ist ein Wolf in Ungarn illegal erschossen worden. Nun stellt sich heraus: Der Schütze soll nicht ein Jäger, sondern sein neunjähriges Kind gewesen sein.

Eine Wendung hat der Fall eines im April illegal abgeschossenen Wolfes in Ungarn genommen: Nicht ein Jäger, sondern sein neunjähriges Kind soll das aus der Schweiz eingewanderte Tier erschossen haben.

Dies berichtete das staatliche ungarische Fernsehen MTV am Donnerstagabend. Zuvor hatte die Webseite der Tageszeitung „Blikk“ einen Vertreter der Oberstaatsanwaltschaft im Bezirk Borsod im Nordosten Ungarns zitiert, der bestätigte, dass der Vater dem Neunjährigem seine Jagdwaffe gegeben habe, für die er einen Waffenschein gehabt habe. Mit dieser Waffe habe das Kind den Wolf mutmaßlich erschossen.

Der Wolf hatte eine Rekord-Strecke zurückgelegt

Die Polizei hatte bereits am Mittwoch in der nordostungarischen Stadt Nyiregyhaza den Vater des Kindes sowie einen weiteren Mann festgenommen, in dessen Begleitung das Kind gewesen war, als es den Wolf erschossen haben soll. Der Fall hatte im vergangenen April auch unter internationalen Tierschützern für großes Aufsehen gesorgt. Das zwei Jahre alte, männliche Tier aus dem Schweizer Kanton Graubünden mit der Bezeichnung „M237“ hatte zuvor eine Strecke von 1900 Kilometern zurückgelegt, als es über Südtirol und Österreich nach Ungarn wanderte.  

Wildhüter in Graubünden hatten das Tier mit einem GPS-Sender ausgestattet. Dessen Signale verschwanden plötzlich, als der Jungwolf den Nordosten Ungarns erreichte. Nach Angaben der Tierschutzvereinigung Gruppe Wolf Schweiz hatte „M237“ bis dahin die weiteste Strecke zurückgelegt, die je bei einem Wolf in Europa nachgewiesen werden konnte.

In der Nähe von Hidasnemeti fanden die Behörden den in einen Fluss geworfenen Peilsender. Zugleich ging die Polizei davon aus, das der Wolf Opfer eines illegale Abschusses wurde – Wölfe sind auch in Ungarn geschützt.

Bereits damals geriet der Vater des Neunjährigen ins Visier der Ermittlungen – allerdings hätten die damals vorliegenden Beweise für eine Festnahme nicht ausgereicht, hieß es. Die nun erfolgte Festnahme des Vaters und des Jagdgefährten, dem er seinen Sohn mit der eigenen Jagdwaffe anvertraut hatte, stützte sich auf Beweise, zu denen die Staatsanwaltschaft keine näheren Angaben machte.

Laut dem Fernsehbericht von MTV wirft die Behörden den beiden Männern Verbrechen gegen den Naturschutz sowie Gefährdung von Minderjährigen vor. Der Neunjährige ist nach ungarischem Recht nicht strafmündig.