Ein Luftbild der massiven Zerstörung von Hügeln und Wäldern durch die Abholzung im Osten des Bundesstaates Meghalaya im Nordosten Indiens. Foto: epa/dpa

Eigentlich haben Länder, Unternehmen und Investoren öffentlich versprochen, bis 2030 die weltweite Zerstörung von Wäldern zu stoppen. Doch 2022 hat diese sogar zugenommen. Wälder von der Fläche eines ganzen deutschen Bundeslandes wurden zerstört.

Die weltweite Zerstörung von Wäldern hat einem neuen Bericht zufolge im vergangenen Jahr zugenommen. 2022 sei die globale Zerstörung von Wäldern im Vergleich zu 2021 um vier Prozent gestiegen, heißt es in dem Bericht, der von mehreren wissenschaftlichen Organisationen und zivilen Verbänden am Dienstag (24. Oktober) in Washington veröffentlicht wurde.

Dabei seien 2022 insgesamt 6,6 Millionen Hektar Wälder verloren gegangen – eine Fläche fast so groß wie Bayern. 96 Prozent davon sei in tropischen Regionen vernichtet worden.

Gebrochene Versprechen der Staaten

Waldzerstörung im Jahr 2022. Foto: dpa-/Grafik

In den vergangenen gut 20 Jahren ging am meisten Wald durch Forstwirtschaft verloren: 148 Millionen Hektar – mehr als ein Drittel davon in Nordamerika. Foto: dpa//Globus-Grafik

Seit dem Jahr 2000 sind 12 Prozent der weltweiten Waldflächen verloren gegangen. 12 Prozent bedeutet: Die Fläche der verlorenen Bäume ist in etwa so groß wie Indien und Peru zusammen. Foto: dpa//Globus-Grafik

Elf Fußballfelder – so viel tropischer Urwald wurde 2022 pro Minute zerstört. 2022 sind 4,1 Millionen Hektar tropischer Urwald verloren gegangen, sagt die Organisation Global Forest Watch. Foto: dpa//Globus-Grafik

Der Report verweist auf die öffentlichen Versprechen von Ländern, Unternehmen und Investoren: Demnach soll bis 2030 ein Ende der Waldvernichtung erreicht werden und zudem sollen bis dahin 350 Millionen Hektar geschädigter Landschaften und Wälder wieder hergestellt werden. Diese Vereinbarungen wurden in den vergangenen Jahren auf mehreren internationalen Treffen erstellt.

Vom Ziel des Stopps der Waldvernichtung sei die Welt 2022 aber weit entfernt gewesen, heißt es weiter. Vor allem Landwirtschaft, Straßenbau, Brände und kommerzielles Holzfällen seien die Treiber der Zerstörung. 2022 lag die globale Bruttoabholzung demnach 21 Prozent über dem Wert, der erforderlich wäre, um die Entwaldung bis 2030 zu beenden. Die Datenlage zu den weltweiten Wiederherstellungsbemühungen der Wälder sei schlecht. Auch ein globaler Überblick über die natürliche Walderholung fehle.

Wäldern droht komplette Zerstörung

„Die Wälder der Welt stecken in der Krise“, sagt Erin Matson von der Beratungsfirma Climate Focus,der den Bericht mitverfasst hat. „Es wurden so viele Versprechen gemacht, das Abholzen aufzuhalten und den Schutz der Wälder zu finanzieren. Aber die Chance auf Fortschritt wird jedes Jahr wieder aufgegeben.“ 2023 müsste die Abholzung von Wäldern dem Report zufolge um 27,8 Prozent reduziert werden, um die gemachten Versprechen einhalten zu können. Zudem nehme die biologische Vielfalt in den Wäldern „in alarmierendem Tempo ab“.

Es gebe aber auch positive Entwicklungen, heißt es in dem Bericht. So seien 50 Länder weltweit auf dem Weg dahin, Abholzungen zu beenden. Auch Brasilien, Indonesien und Malaysia, wo sich große Regenwälder befinden, die als wichtige CO2-Speicher gelten und wichtige Funktionen beim Kampf gegen den Klimawandel haben, machten Fortschritte bei der Bekämpfung des Verlustes.

Mittel für Walderhaltung sind zu gering

Weltweit fließen nach Angaben des Reports jährlich 2,2 Milliarden Dollar an öffentlichen Mitteln in die Wälder, was ein verschwindend geringer Anteil im Vergleich zu anderen weltweiten Investitionen sei. Regierungen sollten ein Umfeld mit mehr Anreizen für Unternehmen schaffen, Wälder zu schützen, nachhaltig zu bewirtschaften und wiederherzustellen, fordern die Autoren.

Für die Berechnung der Zerstörung von Wäldern nuzten die Autoren vor allem Satellitendaten. Die Berechnungsmodelle würden jedes Jahr neu kalibriert und auf den neuesten Stand gebracht, heißt es von den Autoren. Dabei würden dann auch frühere Berechnungen teils aktualisiert.

Fläche von der Größe Dänemark abgeholzt

Seit der Glasgow-Erklärung zum Stopp der weltweiten Entwaldung vor zwei Jahren sei allein eine Tropenwaldfläche der Größe Dänemarks verloren gegangen, erklärt Susanne Winter von der Umweltstiftung WWF, die zeitgleich ihren Bericht „Forest Pathways“ veröffentlicht hat. „Mit weniger Waldfläche und -qualität ist es unmöglich, die Klima- und Biodiversitätskrise zu bewältigen.“

Um die globalen Wald-Ziele noch erreichen zu können, sind laut WWF unter anderem ein Ende der waldschädigenden Agrarsubventionen und eine Reform bestimmter Handelsregeln nötig. Wichtig sei ein Übergang zu einer Land- und Forstwirtschaft, die sich an planetaren Grenzen der Waldökosysteme ausrichte und weitere Waldzerstörung verhindere, schreibt der WWF.