Wie hier in einer Nebenhalle der Hanns-Martin-Schleyerhalle in Stuttgart werden wohl bald auch in Hallen im Landkreis Betten aufgebaut. Foto: /SDMG/Schulz

Die Unterkünfte und Privatwohnungen im Kreis Ludwigsburg reichen bislang aus – auch Dank der Bevölkerung. Doch die Vorbereitung auf die nächste Stufe läuft.

Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine werden auch im Kreis Ludwigsburg immer mehr spürbar. Die Städte und Gemeinden bereiten sich auf die Ankunft weiterer Flüchtlinge vor. Vor allem auf die Situation, wenn die Kapazitäten in Unterkünften und Wohnungen nicht ausreichen sollten. Was dann bleibt, ist die Unterbringung in Hallen. Dafür wird angepackt.

Etwa in Sachsenheim und Freiberg. „Wir tun alles, damit die Menschen bei uns Ruhe und Sicherheit finden, die sie brauchen“, sagt der Sachsenheimer Bürgermeister Holger Albrich. 78 Flüchtlinge aus der Ukraine sind in seiner Stadt untergebracht, davon elf in städtischen Unterkünften. Noch ist Platz für 50 Personen. Und danach? Angedacht ist, die Unterkunft Steigle für 50  Personen zu nutzen, die das Landratsamt in den Vorjahren als Erstunterbringung angemietet hatte. Die Bewohner sollen in andere Obdachlosenunterkünfte der Stadt wechseln. Bis das Haus gewappnet ist, wird auf die Sonnenberghalle im Stadtteil Ochsenbach ausgewichen. Einer ihrer Vorteile ist, dass sie nicht für Schulsport genutzt wird.

Hallen sind nicht von jetzt auf gleich nutzbar

Turn- und der Musikverein verzichten auf ihre Nutzung. „Natürlich würden wir gerne mit dem Trainingsbetrieb voll hochfahren, nachdem die Coronabeschränkungen endlich weggefallen sind“, sagt der TV-Vorsitzende Volker Schoch. Mit Simone Weiß, Vorsitzende der Musiker, ist er sich aber einig: „Die Menschen, die vor dem Krieg gegen ihr Land zu uns flüchten, brauchen die Sonnenberghalle jetzt dringender als wir.“

Lesen Sie aus unserem Angebot: Ludwigsburger Arzt koordiniert Kriegsverletzten-Versorgung

Doch auch die Halle ist nicht sofort nutzbar: „Wir brauchen erst eine Brandschutzbegehung“, erklärt die Sachsenheimer Pressesprecherin Nicole Raichle. Zunächst habe gar im Raum gestanden, ob eine Nutzungsänderung für die Halle hermüsse, was nun aber nicht der Fall sei. Trotzdem müssten Themen wie Schutzböden oder Trennwände besprochen werden: „Es ist nicht so, dass man einfach ein paar Feldbetten in die Halle stellen kann, und dann ziehen die Leute ein“, so Raichle. Betten zu bekommen sei überdies nicht einfach, und die Frage, wie viele man anschaffen solle, auch: „Es ist schwierig, sie auf Verdacht zu kaufen, wenn man nicht weiß, wie viele gebraucht werden.“

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Unterkünfte – ein Wettlauf gegen die Zeit

Die Schulen und Kindergärten bereiten sich ebenfalls vor. „Für die Betreuung, auch über den Unterricht hinaus, werden wir ehrenamtliche Unterstützung brauchen. Hier zählen wir auf ein starkes Helfernetzwerk“, sagt Rainer Graef, Schulleiter der Hohenhaslacher Kirbachschule. Ein solches wird bereits aufgebaut – von der Stadt mit dem Arbeitskreis Asyl, der Aktion Miteinander, den christlichen Kirchengemeinden, dem Türkisch-Islamischen Kultur- und Sportverein, der Sport- und Kulturgemeinschaft und weiteren Partnern. „Ich bin sicher, dass wir gemeinsam diese Herausforderungen meistern werden. Dazu brauchen wir aber weiterhin die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger“, sagt Bürgermeister Albrich. Am Samstag fand außerdem ein Aktionstag für Solidarität, Frieden und Gemeinsinn statt. Neben Hilfsangeboten und Musik gab es Redebeiträge, darunter von Olga Akimova aus Odessa, die seit drei Wochen mit ihrem eineinhalbjährigen Sohn in Sachsenheim ist.

Großes Engagement in der Bevölkerung

Auch in Freiberg am Neckar läuft die Vorbereitung: Hier wurden für die Lugaufhalle jüngst 50 Feldbetten angeliefert, die vorerst gelagert werden. Zunächst werden die angebotenen privaten Zimmer und Wohnungen genutzt. Bisher wurden rund 50 Flüchtlinge in der Stadt angemeldet. Sie konnten dank der Unterstützung aus der Bevölkerung privat untergebracht werden. Gerechnet werden muss aber damit, dass auch die Halle benötigt wird. Sport- und Bewegungsangebote sollen dann ausweichen. Ebenso betroffen wäre Schulsport, der nach Abstimmung mit der Grünlandschule bei gutem Wetter alternativ im Freien stattfinden kann.

Schulen und Kindergärten bereiten sich vor

Auch in den Schulen und Kindergärten werden Geflüchtete aufgenommen. „Konkrete Vorgaben des Landes liegen noch nicht vor“, teilt das Freiberger Rathaus mit. Man will aber, „so gut wie möglich und wie es die Menschlichkeit gebietet“, geflüchteten Kindern schnelle Ablenkung und ein gutes Ankommen ermöglichen. Ein Vorhaben, das auch sonst vielerorts im Kreis zu spüren ist.

Die Flüchtlingssituation im Landkreis Ludwigsburg

Zahlen
Im März wurden nach Auskunft des Landratsamtes bislang 197 Personen aufgenommen, davon 104 aus der Ukraine. Die Unterbringungskapazität wird mit Hochdruck aufgebaut. Sollte dies nicht ausreichen, müssten Notunterkünfte wie Hallen belegt werden – hier packt der Landkreis in Freiberg mit an. Einen Zeitplan gibt es dafür noch nicht. Eine Belegung landkreiseigener Sporthallen wurde angedacht, ist aber noch nicht konkret geplant. Im Fall der Fälle sollen Hallen belegt werden, die dies schon 2015/16 waren – die der Carl-Schaefer-Schule und der Berufsschulzentren Bietigheim-Bissingen und am Römerhügel.

Zusammenarbeit
„Für die Notunterkünfte stehen wir in engem Austausch mit den Kommunen“, sagt Sprecher Andreas Fritz. Planungsgrundlagen, Genehmigungserfordernisse und teils Einrichtungsgegenstände werden gestellt. Jedoch sei es auch für den Kreis bereits schwierig, die Ausstattung zeitnah zu bekommen.