Die Polizei wägt genau ab, welche Informationen sie an die Öffentlichkeit gibt. Foto: Imago/Maximilian Koch

Am Donnerstag haben Unbekannte in Ludwigsburg einen Geldtransporter überfallen. Neue Informationen hat die Polizei seitdem nicht herausgegeben. Woran liegt das?

Es ist ein Überfall, der aus der Feder eines Drehbuchautoren stammen könnte. Donnerstagnachmittag, Oßweiler Höhe in Ludwigsburg: Vier Unbekannte blockieren mit einem angeblichen Pannenauto einen Feldweg. Sie stoppen damit einen Geldtransporter, bedrohen die beiden Fahrer mit Pistolen, räumen den Transporter aus und die Beute in zwei Fluchtwagen, dann hauen die Täter in Richtung Oßweil ab. Das ist seit vergangenem Freitag über das Verbrechen bekannt, mehr aber nicht. Denn die Polizei gibt keine weiteren Informationen zu dem Vorfall heraus.

Die Täter sind noch auf der Flucht, auch über sie ist wenig bekannt. Vier maskierte Männer seien es gewesen. Einer habe einen Gehstock gehabt und mit seinem Auto eine Panne vorgetäuscht, um den Transporter zum Anhalten zu zwingen. Er sei „deutlich älter“ als die anderen drei Männer gewesen, zu denen es nur heißt, sie hätten eine „unterschiedliche Statur“ gehabt.

„Täterwissen“ als Schlüsselbegriff

Aus „ermittlungstaktischen Gründen“ werden die meisten Nachfragen nicht beantwortet, erklärt die Polizei auf Anfrage. „Ermittlungstaktisch“, das heißt übersetzt: „Je mehr Details nach außen dringen, desto stärker kann das den Wahrheitsgehalt der Aussagen von Beschuldigten beeinflussen.“ So erklärt es Aniello Ambrosio, Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart. „Täterwissen“ ist hier das Schlüsselwort. Verrät ein Verdächtiger in seiner Vernehmung nämlich Details, die noch nicht öffentlich bekannt sind, ist das ein gewichtiger Hinweis darauf, dass er an der Tat auch wirklich beteiligt war. Er kann sich hinterher nicht darauf berufen, davon aus Medienberichten erfahren zu haben.

Doch nicht nur zum Tathergang veröffentlicht die Polizei keine Informationen, auch die Frage, welche Geldsumme die Täter erbeutet haben, lässt sie offen. „Das könnte zusätzlich noch einen präventiven Aspekt haben“, sagt Ambrosio. „Man will nicht, dass Kriminelle ein besonderes Augenmerk auf die Transporter legen.“ Da er selbst nicht mit dem Überfall vertraut sei, könne er aber nur mutmaßen. Die Polizei Ludwigsburg äußert sich nicht zu ihrer Entscheidung.

Unverfälschte Zeugenaussagen

Bleibt noch die Frage nach den Fluchtwagen. Hier ist lediglich bekannt, dass es sich um ein helles und ein dunkles Fahrzeug handelt. Würden genauere Informationen nicht sogar dabei helfen, die Autos zu identifizieren? Einen Zeugenaufruf hat die Polizei bereits gestartet – und auch schon zwölf Hinweise erhalten, die derzeit überprüft werden. „In diesem Fall ist es ein Zwischending“, sagt Aniello Ambrosio.

Natürlich könnten Zeugenhinweise die Aufklärung unterstützen. Trotzdem dürften auch sie nicht mit zu vielen Details gefüttert werden. „Wichtig sind unverfälschte Zeugenaussagen“, erklärt Ambrosio. „Der Zeuge darf nicht glauben, sich an Dinge zu erinnern, die er gar nicht gesehen hat – nur weil sie schon in der Öffentlichkeit sind.“

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft wirbt zudem um Verständnis für die Polizei: „Sechs Tage seit dem Überfall, das klingt nach viel. Aber aus Sicht der Polizei ist das nicht so. Die Ermittlungen stehen noch relativ am Anfang.“