Eine Kamerafrau kommt im April 2005 aus der Evangelisch-Methodistischen Christuskirche in Stuttgart Zuffenhausen Foto: dpa/Harry Melchert (Archiv)

Als Jamila fünf Jahre alt ist, überlebt sie einen Amoklauf. Jahrelang spricht sie kein Wort über das, was sie sah. Doch ihre Erinnerungen quälen sie. Bis sie ihr Schweigen bricht.

Als Jamila das Schweigen nicht mehr aushalten kann, ist sie zwölf Jahre alt. Vielleicht ist sie auch 13. Der Apriltag 2005 und was danach geschah sind in Jamilas Kopf in diffuse Splitter zerfallen. Manche sind unauffindbar, andere bohrten sich gestochen scharf in ihr Gedächtnis. Das Geräusch eines Stuhls, der auf Körper und Metall kracht. Hohe Frauenschreie, böses Starren aus bösen Männeraugen, rotes Blut auf rotem Backstein. „Mama“, sagt die zwölfjährige Jamila. „Warum hast du mich alleingelassen?“