Die jüngste Preisträgerin des National Book Award seit Philipp Roth: Tess Gunty. Foto: Camilla@marsh-agency.co.uk/Kiepenheuer&Witsch

Tess Gunty erzählt in ihrem Debüt „Der Kaninchenstall“ von einer verödenden Kleinstadt und ihren Bewohnern irgendwo im Rust-Belt der USA. Wie hier Liebe, Verfall und Vollkommenheit zusammenfinden, darf man getrost ein kleines Wunder nennen.

Hasen und ihre näheren Verwandten, die Kaninchen, hoppeln durch die Kulturgeschichte und die symbolische Spur, die sie hinterlassen, ist gemäß ihres natürlichen Bewegungsduktus von abrupten Richtungswechseln geprägt: die naheliegende Identifikation mit staunenswerter Fruchtbarkeit schlägt etwa auf einem Bild wie Tizians „Madonna mit dem Kaninchen“ einen Haken ins Spirituelle, wo das flauschig weiße Tier die Wonnen der unbefleckten Empfängnis signiert.