Beim Warnstreik 2018 war die Streikbereitschaft groß. Foto: /Lichtgut/Leif Piechowski

Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst zum Warnstreik aufgerufen. Deshalb werden am 8. März nicht alle Schüler- und Tagesbetreuungen öffnen.

Stuttgart - In der ersten Verhandlungsrunde sind sich Gewerkschaften und Kommunale Arbeitgeberverbände nicht einig geworden. Für die Beschäftigten im Erziehungs- und Sozialdienst sei, so die Gewerkschaft Verdi, „insbesondere beim Thema Entlastung kein Entgegenkommen der Arbeitgeber erkennbar“ gewesen. Deshalb ruft Verdi am 8. März, dem Internationalen Frauentag, zu Warnstreiks auf.

Schwerpunkte setzt die Gewerkschaft in Mannheim und in Stuttgart. „Wir wollen ein starkes Signal an die Arbeitgeber und an Politik und Gesellschaft richten, dass es in dieser Runde auch um die Aufwertung von immer noch typischen Frauenberufen geht: Rund 90 Prozent der Beschäftigten sind weiblich“, so Verdi. Welche Kitas, Schulkindbetreuungen oder Wohngruppen dem Aufruf zum Warnstreik folgen, steht jetzt noch nicht fest. „Wir sind aber bereit, dort Notdienstvereinbarungen abzuschließen, wo es unbedingt nötig ist“, sagt Ariane Raad von Verdi Stuttgart. Wo Kitas ganz geschlossen bleiben, würden die Eltern über die Einrichtungen informiert.

Überlastung hat zugenommen

Damit löst sich die Hoffnung der Stuttgarter Eltern erst einmal in Luft auf. Sie hatten an die Tarifparteien appelliert, möglichst gleich in der ersten Verhandlungsrunde zu einer Einigung zu kommen. Damit wären streikbedingte Kitaschließungen überflüssig geworden. Ariane Raad verweist jedoch auf den „Frust, der bei den Beschäftigten sehr hoch ist“, hervorgerufen durch eine „massive Überlastung“ wegen des Aufgabenzuwachses durch die Coronapandemie, wegen der hohen Krankheitsrate im Kollegium und der permanenten Gesundheitsgefährdung, der das pädagogische Personal ausgesetzt gewesen sei. „Es gab Sozialarbeiterinnen, die mussten mit den Kindern ihrer Wohngruppe in Quarantäne gehen“, so die Gewerkschafterin.

Martin Gross, der Landesbezirksleiter von Verdi, untermauert diese Aussage: „Notbetreuung, erweiterte Notbetreuung und der Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen haben Kitas und soziale Einrichtungen und Dienste ans absolute Limit gebracht. Derzeit fällt in den meisten Kitas ein Viertel der Beschäftigten wegen Corona aus. Echte Aufwertung und verbindliche Regeln zur Entlastung dulden keinen Aufschub mehr. Das sind wir den Kolleginnen und Kollegen schuldig.“

Tarifrunde verschoben

Die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst der Kommunen gehören zwar zum Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes, die Eingruppierungsregelungen sowie Regelungen etwa zum Gesundheitsschutz sind aber in einem eigenen Tarifvertrag vereinbart, der zuletzt 2015 verhandelt wurde. 2020 hätte die dritte Runde stattfinden sollen, diese wurde aber wegen der Coronapandemie verschoben.

Bei der Stadt Stuttgart betrifft die Tarifrunde mehr als 3000 Beschäftigte. 136 davon sind in Teilzeit für das Schulverwaltungsamt als Betreuungskräfte der Verlässlichen Grundschule tätig, 43 sind als Sozialarbeiterinnen und -arbeiter beim Gesundheitsamt angestellt. In den Kitas arbeiten rund 2500 Beschäftigte, vornehmlich Frauen, in Schülerhäusern, Ganztagsgrundschulen und Horten weitere 500. Auch für die 685 Angestellten im Sozial- und Erziehungsdienst der katholischen Kirche wird der Tarifabschluss zur Orientierungslinie. Bei der evangelischen Kirche sind davon rund 950 Beschäftigte in Kitas, 40 in Horten, zehn in der Schulsozialarbeit und rund 100 in Jugend-, Familien- und Altenhilfe betroffen.

Streikversammlung und Demo

Der Warnstreik in den Einrichtungen in Stuttgart und den Landkreisen Böblingen, Rems-Murr und Ludwigsburg am 8. März wird von Aktionen und einem Kulturprogramm begleitet. Um 10 Uhr beginnt anlässlich des Internationalen Frauentags ein feministisches Programm im Gewerkschaftshaus in der Willi-Bleicher-Straße 20. Um 15 Uhr beginnt ebendort die Streikversammlung, um 15.30 Uhr das Kulturprogramm und um 16.30 eine Demonstration.