Ein Fototermin und intensive Gespräche: Bahnexperten in Kornwestheim Foto: Simon Granville

Mehr Gütertransporte auf die Schiene zu bringen – dieses Ziel wird regelmäßig propagiert. Doch die Umsetzung ist gar nicht so einfach, wie ein Expertengespräch zeigt.

Wenn man von Mobilität der Zukunft spricht, dann spielt der Güterverkehr auf der Schiene eine wichtige Rolle. Der befindet sich allerdings in einem enormen Spannungsfeld. Das wurde bei einem Gespräch zwischen Vertretern der Bahn sowie der örtlichen Politik und dem Verkehrsminister Winfried Hermann deutlich.

Passender Ort für den Austausch war der Kornwestheimer Rangierbahnhof, auf den am Wochenende zum „Tag der Schiene“ eingeladen war. Ermöglicht wurde ein klassischer Blick hinter die Kulissen – vom Gespräch über Jobs bei DB Cargo bis hin zum Probestehen im Führerhäuschen. Immerhin steht in Kornwestheim einer der größten Rangierbahnhöfe in ganz Deutschland: 66 parallel gelegene Gleise mit einer Gesamtlänge von 160 Kilometern, 520 Weichen und 300 Signalen. Täglich verlassen ungefähr 100 neu gebildete Züge die Station, und dies zu allen erdenklichen Zielen.

Kaum Platz für einen Ausbau des Bahnhofs

Große Zahlen – die noch weiter wachsen? Wenn mehr Verkehr auf die Schiene soll, müssen sie das. Und hier beginnt das Spannungsfeld. Dabei geht es zum einen um den schieren Platzbedarf. Kornwestheim ist eine Stadt, die keinen Wald hat und die schon heute dicht bebaut ist. Zum anderen gibt es Bedenken, inwieweit die Anwohner an Zugstrecken weiter belastet werden können. Mit Christian Eiberger aus Asperg und Rebecca Schwaderer aus Möglingen waren zwei Bürgermeister bei dem Termin, die zwar die Notwendigkeit des Güterverkehrs nicht verneinten. Sie warnten aber auch deutlich vor einer weiteren Mehrbelastung ihrer Bürger, die direkt an den Schienen wohnen. „Wir müssen die Menschen noch mehr als bisher mitnehmen“, betonte Christian Eiberger.

Ein weiteres Spannungsfeld gibt es im Übrigen am Ludwigsburger Bahnhof – nämlich zwischen einer Personenbeförderung auf den Schienen einerseits und dem Güterverkehr andererseits. „Für ein attraktives Angebot der S-Bahn und der neuen Stadtbahn Lucie sowie einer Barrierefreiheit am Bahnhof benötigen wir mehr Gleiskapazitäten“, sagte Frank von Meißner, Geschäftsführer des Zweckverbands Stadtbahn.

Meißner bemängelte außerdem, dass die politischen und behördlichen Verfahren zur Stärkung der Schiene zu lange dauern. „Wir brauchen die Verkehrswende jetzt. Nicht in 20 Jahren“, betonte er. Er hoffe auf eine clevere Lösung, um in Ludwigsburg einen guten Personenbahnhof zu bekommen und gleichzeitig den Güterverkehr stärken zu können.

„Die Verkehrsadern hier werden irgendwann explodieren“

Der Landesverkehrsminister Winfried Hermann appellierte, nicht mit dem Personenverkehr den Güterverkehr und umgekehrt zu verhindern. Hoffnung mache ihm die Digitalisierung im Güterverkehr, bei der unter anderem die Kupplungsbügel der Waggons nicht mehr von Hand bedient werden müssen, was zu einer schnelleren Abwicklung führt. Die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Silke Gericke, die zu dem Termin eingeladen hatte, warnte ebenfalls vor Konkurrenzdenken – auch im Bezug auf die Straße. „Die Verkehrsadern hier werden irgendwann explodieren.“