Stadtkind Carina Kriebernig Foto: Lichtgut/Iannone

Man wächst und wächst und wächst: Beim VHS-Pressecafé stellt die Leiterin des Stadtkind-Teams, Carina Kriebernig, den erfolgreichen digitalen Kanal für das Stadtleben vor.

„Das Stadtkind ist wie eine gute Freundin, die über Stuttgart und die Menschen in der Stadt Bescheid weiß, alle Neueröffnungen kennt, mir interessante Leute vorstellt, immer Geheimtipps auf Lager hat und spannende Geschichten erzählt.“ Knackig bringt Carina Kriebernig, die Leiterin des Stadtkind-Teams unserer Zeitung, das Profil ihrer dreiköpfigen Redaktion auf den Punkt beim VHS-Pressecafé. Im Treffpunkt Rotebühlplatz haben sich knapp 20 – vor allem junge Menschen – eingefunden sowie im Livestream, um etwas über das Stadtkind als „digitale Homebase für Stadtgeschichten“ zu hören.

Das Stadtkind ist zehn Jahre alt

„Alles begann als Projekt der Volontärin Katharina Sorg – nun gibt es uns schon seit zehn Jahren, der Wahnsinn!“, schwärmt Kriebernig, die seit Anfang 2021 dabei ist. Nach einer Kolumne im StZ-Lokalteil und eigenem Blog, sei man seit 2021 auf der Homepage der Stuttgarter Zeitung zu finden, zum Teil auch mit Bezahlartikel hinter der „Paywall“. Drei Artikel stelle das Stadtkind täglich online. „Rund zehn Autorinnen schreiben regelmäßig für uns.“ Zu den fixen Themen gehörten Wochenendtipps, Kunsthighlight des Monats, Neueröffnungen. „Seit Kurzem auch die Good News des Monats.“ Der Servicecharakter stehe im Vordergrund. Da gehe es um Neueröffnungen von Läden, Lokalen, neue Spaziergänge in den Stadtteilen, in der Reihe „Blick in die Küche“ um Lieblingsrezepte von Stuttgarterinnen, in „Power Couples“ um starke Paare, die zusammenarbeiteten. „Sehr beliebt sind unsere Homestorys.“

Bei allen Altersgruppen – über Stuttgart weit hinaus – goutiert würden Texte zu „Liebe, Sex und mentaler Gesundheit“. Etwa die Kolumne eines Stuttgarter Therapeuten über Glück, Zufriedenheit, Ängste, Sorgen. Oder die Antworten der monatlich befragten Sextherapeutin. „Wir sprechen Tabus an.“ Themen wie Fremdgehen und Seitensprünge würden extrem gut geklickt.

Aber auch anderes habe man im Blick: Stadtentwicklung. „Österreichischer Platz, Schützenplatz, Neckarinsel, die neue Radkampagne der Stadt. Vom Blogcharakter geblieben sind dem Stadtkind die ‚Ti Amos’ – kleine Liebeserklärungen an Sachen, die Stuttgart ausmachen wie die Butterbrezel. Was just besonders gelesen wird, will jemand wissen? „Alles mit Hitze, Abkühlung, Hinterhöfe, Freibäder, Seen in der Umgebung, Eissorten – Feste am Wochenende. Und ein Text über zwei Stuttgarterinnen, die Heimwerken für Frauen propagieren.“

Welcher Stuttgarter macht bei Pornos mit?

Das Stadtkind hat Erfolg „bei vielen jungen Menschen, 25 bis 34 Jahre“, so Kriebernig – Auswertungen zeigend. Aber man erreiche auch die Altersgruppe darunter und darüber. Da junge Leute in Medien unterwegs seien, in denen es nicht genuin um Texte gehe wie Instagram und Tiktok, sei es schwieriger, sie für Zeitungen zu erreichen. Das Stadtkind nutze daher Bilder, eben auf Instagram, um Reichweite zu generieren, sich zu vermarkten und zu erreichen, dass Menschen auf die Stadtkindsseite stoßen, Abos abschließen für das gesamte Angebot der Zeitung. „Wir fahren mittlerweile gute Zahlen ein.“ Viele Leser und Leserinnen schrieben Stadtkind auf Social Media an, berichteten über Neueröffnungen, Veränderungen in der Stadt. „Social Media nutzen wir auch für Aufrufe, wenn wir über bestimmte Themen schreiben wollen. Da melden sich immer einige. Derzeit suchen wir junge Leute mit Immobilien und Stuttgarter*innen, die beim Pornoportal Onlyfans mitmachen.“

Inspirationen durch Austausch

Die drei Redakteurinnen seien viel in der Stadt unterwegs, hätten eigene große Netzwerke. „Ideal ist die Arbeit im Innenstadtbüro am Hans-im-Glück-Brunnen, auf dem Weg kann man schon auf Geschichten stoßen.“ Inspiration komme auch von anderen jungen Medien. Man tausche sich aus im Netzwerk Jule, Initiative junge Leser der Zeitungsverlage, aus.

Bei der Zeitung lebe man von Absprachen. „Konferenzen ab morgens, Gespräche mit Digitalmedien und der Lokalredaktion; bei unserem breiten Spektrum gibt es viele Überschneidungen mit anderen Ressorts.“ Was, wenn auch jemand im Lokalen über ein bestimmtes Thema schreibe? Oft fänden Texte nicht zur jungen Zielgruppe. „Da machen wir trotzdem einen Text, wir gehen eher kleinteiliger vor.“

Weitere Ideen für die Zukunft

Manches indes könne sich Ende des Jahres ändern, weil die Ressorts aufgelöst würden, in Thementeams übergingen. Für die Zukunft des Stadtkinds hat Kriebernig weitere Ideen. „Weiter wachsen, sichtbarer werden im Stadtgeschehen, Podcast mit Stuttgarter Gästen, vielleicht eigene Veranstaltungen ... ein eigenes Stadtkind-Abo.“