Die Spielemesse beim Stuttgarter Messeherbst hat wieder einiges zu bieten. Foto: Andreas Rosar /Fotoagentur-Stuttgart

Auf der Spielemesse beim Messeherbst in Stuttgart, trifft Robotertechnik auf Magie und ökologisches Bewusstsein auf Begeisterung für bunte Kunststoffsteine. Auch wer weniger Zeit zum Spielen aufwenden will, wird fündig.

„Hier kann man sogar das Fernlicht einschalten!“, ruft Kathrin (39) ihrer Tochter zu. Die steckt grade den Kopf ins Innere des Lego-Bugatti, der unweit des Eingangs zur Spielemesse steht. 161.643 Steine wurden für das Gefährt verbaut. 1250 Stunden hat es gedauert. Kinder staunen. Erwachsene machen Selfies vor dem Nachbau. „Lego geht immer“, sagt Kathrin. Ihr Mann sei immer noch begeistert, wenn er einen Bausatz in die Finger bekomme.

Seit Jahren baut der dänische Hersteller gezielt sein Erwachsenensortiment aus. Tim Reißner von Open Brick Source findet das nur bedingt sinnvoll. Zum einen seien die Lego-Produkte sehr teuer. Zum anderen sei der Witz doch, dass Eltern und Kinder gemeinsam Spaß haben könnten. Open Brick Source bietet Lego-kompatible Klemmbausteine. Größere Elementen, die leuchten, Bausteine aus Holz und alles vom Dino bis zum Robotik-Baukasten. Der bietet auch erste Einblicke ins Programmieren. „Edukativ“ nennt Reißner das.

Nachhaltigkeit an Kinder herantragen

Die Steckbaustein-Anbieter von Hubelino lädt das Publikum zum Kugelbahnbau. Neben dem Vergnügen will die Firma „Tüftler und Denker von morgen anregen ihren Horizont zu erweitern und durch clevere Ideen Großartiges zu erschaffen.“ Spielen soll Nutzen bringen. So fordert „Rotkäppchen Deluxe“ von Smart Games zwar märchenhaft verspielt auf, den Weg zu Großmutters Haus zu finden, vermerkt auf der Verpackung allerdings auch, wie stark räumliches Denken, Planen, Problemlösung oder Konzentration gefördert werden. Das Kombinationsspiel „Genius“ lockt gar mit dem Versprechen „Hebe deine kognitiven Skills auf ein neues Level“.

„Wissensvermittlung ist mir ein Anliegen“, sagt Claudia Klein, die in Tübingen Materialien für junge Forscher entwickelt. Unter dem Label Tüftel-Tüte möchte sie Themen wie Nachhaltigkeit an Kinder herantragen – orientiert am Wissensdurst der Klientel. Die Angebote, etwa ein Astronomie-Set, sind lehrreich und mit 100 Prozent Recyclingpapiereinsatz und Druckfarben auf Pflanzenölbasis umweltfreundlich.

Wissenszuwachs willkommen

Das Material spielt auch bei Gaiagames eine Rolle. Am Messestand balanciert eine Fünfjährige ihre Holzhummel zur nächsten Blüte. Bei „Summsalabim“ geht es um Blumen und Nektar. Es wurde als Lernspiel ausgezeichnet. Dabei mag Gaia-Mitbegründer Micha Reimer diesen Begriff gar nicht. „Wir machen Spaßspiele mit Lerneffekt“ sagt er. „Spielen soll die Fantasie anregen. Unsere Hummeln werden nicht von der Agrarlobby bedroht, sondern vom Zauberer Pestizido!“ Wissenszuwachs ist freilich willkommen. In „Ecogon“ geht es darum, ein Ökosystem zu errichten. Dabei kommen getrocknete Bohnen zum Einsatz. „50 Prozent der veröffentlichten Spiele sind nur Abklatsch“, urteilt Reimer. Wir bieten lieber Neues.“

Weniger Zeit? – kein Problem

Fantasy ist kein Neuland sondern ein Dauerbrenner. Zauberberge, Drachenhüter, Magierakademien und Adaptionen von Klassikern wie „Der Herr der Ringe“: Das Angebot ist riesig. Auch das Pen-&-Paper-Rollenspiel hat einen Aufschwung erlebt. Nicht zuletzt durch den Erfolg der Netflix-Serie „Stranger Things“ samt Dungeons&Dragons-Anbindung.

Steffen, der am Gemeinschaftsstand mehrerer Rollenspielvereine über sein Hobby informiert, stellt fest, das Abtauchen in fantastische Welten verbinde inzwischen die Generationen: „Großväter lassen mit ihren Enkeln die Würfel rollen. Familien, spielen zwischen den Jahren große Kampagnen“, so der Tuttlinger.

Wer weniger Zeit aufwenden will, wird auf der Spielemesse ebenfalls fündig: In der „Unlock!“-Reihe sind Ableger der nach wie vor hoch im Kurs stehenden Escape Games erhältlich, die sich in rund 30 Minuten durchleben lassen.