Die Otto-Wahl-Staffel zwischen Rohrackerstraße und Speidelweg. Foto: Mathias Kuhn

Die Treppenverbindungzwischen der Rohrackerstraße und dem Speidelweg in Rohracker künftig den Namen Otto-Wahl-Staffel tragen. Damit wird ein NS-Widerstandskämpfer und KZ-Überlebender gewürdigt.

Rohracker - Auf Initiative des Bezirksbeirates Hedelfingen wird die bislang namenlose Treppenverbindung zwischen der Rohrackerstraße und dem Speidelweg in Rohracker künftig den Namen Otto-Wahl-Staffel tragen. Der Verwaltungsausschuss des Stuttgarter Gemeinderates hat der Straßenbenennung vor wenigen Tagen zugestimmt. In Kürze soll das entsprechende Straßenschild samt einer kleinen Zusatzinformation angebracht werden: „Otto Wahl, 1910-1997, NS-Widerstandskämpfer und KZ-Überlebender“. Damit soll Otto Wahl stellvertretend als einer von vielen Widerständlern gegen das NS-Regime geehrt werden, heißt es zur Begründung. Die Flächen befinden sich im Eigentum der Stadt Stuttgart. Die Straßenbenennung ist ohne Adressänderung von Anwohnern möglich.

Engagierter Gewerkschafter

Otto Wahl wurde am 23. Juni 1910 in Rohracker als viertes von fünf Kindern geboren. Der Vater war Weingärtner, die Mutter Hausfrau. Nach dem Besuch der Volksschule begann er eine Lehre als Karosserieschlosser. In Rohracker wuchs er in einem kämpferischen Arbeitermilieu heran – die organisierte Arbeiterbewegung war hier bereits 1910 fest verankert. Mit 16 Jahren trat er der Metall-Gewerkschaft bei und wurde Aktivist des Jugendverbands der Kommunistischen Partei (KJVD), den er gründete. Bei Konferenzen freundeten sich Otto Wahl und seine Mitstreiter mit den Jungkommunisten aus Luginsland um Friedrich Schlotterbeck und Willi Bleicher an. Die Rohracker Jugendgruppe wollte radikal sein, Probleme an den Wurzeln packen, aber im Gegensatz zu den dogmatischen Mitgliedern der KPD-Führung nicht spalterisch sein. Sie traf sich mit SPD- und auch mit CVJM-Mitgliedern zum Meinungsaustausch und zum Kampf gegen die Faschisten. Die Gruppe um Otto Wahl druckte Flugblätter und plante Aktionen. Am 9. Oktober 1935 wurde er als erster der Gruppe verhaftet, im Hotel Silber verhört und gefoltert. Er saß anderthalb Jahre in Untersuchungshaft und wurde dann zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens verurteilt. Nach Ende der Strafzeit kam er als Schutzhäftling ins Konzentrationslager Welzheim und über das KZ Dachau im September 1939 ins KZ Mauthausen. Auch dort schloss er sich dem Widerstand an. Am 5. Mai 1945 wurde er von alliierten Truppen befreit.

Politisch aktiv

Das Zuchthaus und vor allem die Jahre im Konzentrationslager haben Otto Wahl verändert, gesundheitlich war er schwer angeschlagen. Er blieb dennoch politisch aktiv, arbeitete in den Arbeiterausschüssen und kümmerte sich um die Versorgung der Bevölkerung. Ab Juli 1946 war er hauptamtlich bei der KPD tätig. Dort lernte er Annemarie Stotz kennen, die er 1948 heiratetet. Zeit seines Lebens war Wahl aktiver Gewerkschafter bei den Metallern, engagierte sich in Rohracker und in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), war Mitbegründer der Lagergemeinschaft Mauthausen und langjähriger westdeutscher Vertreter im Internationalen Mauthausen Komitee. Er starb am 8. Oktober 1997.