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Gemeinderat stimmt für eine sofortige Sperrung der Wilhelmsbrücke für den Kfz-Verkehr nach Eröffnung des Rosensteintunnels im November.

Bad Cannstatt - Der Gemeinderat hat der Umsetzungsplanung zur provisorischen Verkehrsführung in der Pragstraße nach der Eröffnung des Rosensteintunnels zugestimmt. Zudem soll, wie von einer öko-sozialen Mehrheit im Bezirksbeirat Bad Cannstatt gefordert, die Wilhelmsbrücke sofort nach Eröffnung des Rosensteintunnels nach den Herbstferien im November für den Autoverkehr gesperrt werden. Und die Anwohner des Seilerviertels dürfen sich freuen: In der Schönestraße wird eine Fahrspur in Richtung Rosensteinbrücke weggenommen und eine Pop-up-Bikelane eingerichtet.

Wenn der Rosensteintunnel im November in Betrieb geht, eröffnet das umfangreiche Gestaltungsmöglichkeiten in Bezug auf Städtebau und Verkehr entlang der Pragstraße und im Bereich des Neckarufers beziehungsweise der Neckartalstraße. Wichtig ist, die Veränderung in der Verkehrsstruktur bald nach der Eröffnung des Rosensteintunnels durch die Umsetzung provisorischer Maßnahmen zu unterstützen. Das hatte Andreas Hemmerich vom Stadtplanungsamt im Bezirksbeirat Bad Cannstatt bereits vor vier Wochen ausführlich erläutert (wir berichteten). Eine Vorgehensweise, die vom Bürgergremium begrüßt wurde.

Neuer Verkehrsstrukturplan

Da die vor Jahren erfolgten Untersuchungen zur Verkehrsentwicklung nach Ansicht der städtischen Verkehrsexperten nicht mehr aussagekräftig sind, sind im Umfeld des Rosensteintunnels nach der Eröffnung erneut Verkehrserhebungen nötig. Sie sollen eine neue Datengrundlage zur genaueren Planung, zum Beispiel für umzubauende Knotenpunkte, erbringen. Dazu gehören insbesondere die Kreuzungen Rosensteinbrücke Süd, Rosensteinbrücke Nord, Pragstraße/Wilhelmastraße, Neckartalstraße/Wilhelmsbrücke, Pragstraße/Haldenstraße und Brückenstraße/Altenburger Steige. Über das weitere Vorgehen, sprich über einen neuen Verkehrsstrukturplan, soll noch vor der Sommerpause berichtet werden.

Was jetzt schon fest steht: In einem ersten Schritt können entlang der Pragstraße auf beiden Fahrbahnen, die zunächst erhalten bleiben, provisorische Rückbaumaßnahmen umgesetzt werden. Geplant sind auf beiden Seiten temporäre Angebote für den Radverkehr unter Wegnahme jeweils eines Fahrstreifens, die dann mit der endgültigen Umgestaltung der Pragstraße ersetzt werden. Als temporäre Maßnahme in der Schönestraße hat der Gemeinderat die Umsetzung von provisorischen Radverkehrsanlagen – einer sogenannten Pop-up-Bikelane – beschlossen.

Kritik an Maßnahme

Darüber hinaus soll – ebenfalls gleichzeitig mit der Eröffnung des Rosensteintunnels – die Wilhelmsbrücke für den Kfz-Verkehr gesperrt werden und künftig nur noch dem Fuß- und Radverkehr zur Verfügung stehen. Ein in Bad Cannstatt sehr umstrittenes Thema. Das konservative Lager sowohl im Gemeinde- wie auch im Bezirksbeirat lehnt die Sperrung ab; zumal auch keine aktuellen Zahlen vorliegen würden. Und auch der lokale Einzelhandel der Altstadt ist vehement dagegen und hat dies schon mehrfach zum Ausdruck gebracht. Unter den Einzelhändlern herrscht große Angst, dass potenzielle Kunden vom Hallschlag, der Altenburg sowie von den Stadtteilen Birkenäcker und Burgholzhof künftig nicht mehr zum Einkaufen nach Bad Cannstatt, wenn die Anfahrt über die Wilhelmsbrücke nicht mehr möglich ist.

Separate Rad- und Fußwege

Was den Bebauungsplan Rosensteintunnel/Umbau Leuzeknoten aus dem Jahr 2012, in dem der Rückbau der Pragstraße enthalten ist, gibt es einige Änderungen. Unter anderem betrifft das die durchgängige Führung des Radverkehrs in Fahrtrichtung Bad Cannstatt auf Radfahrstreifen oder Radwegen mit konsequenter Trennung vom Fußverkehr insbesondere in den Bereichen mit starkem Gefälle. Auch wird das Angebot für den Radverkehr in Richtung Pragsattel im Bereich der Knotenpunkte durch einen Radfahrstreifen sowie in den übrigen Abschnitten durch eine höhere Qualität des gemeinsamen Geh- und Radwegs verbessert. Zudem wird der Fuß- und Radverkehr an den Knotenpunkten Rosensteinbrücke Nord, Pragstraße/Wilhelmastraße, Pragstraße/Haldenstraße und Pragstraße/Quellenstraße optimiert. Gleiches gilt für das Grünkonzept, das jetzt sehr viel mehr Baumstandorte beinhaltet. Allerdings fallen dadurch Parkplätze in der Pragstraße weg. Es wird auch geprüft, den geplanten Platz vor dem Wilhelmatheater durch eine flächensparende Verkehrslösung aufzuwerten. Die Idee einer neuen Linksabbiegemöglichkeit von der Rosensteinbrücke in Richtung Neckartalstraße wurde dagegen aufgegeben. Die endgültige Spureinteilung und Radverkehrsführung im Bereich des Knotenpunkts Neckartalstraße/Pragstraße/Rosensteinbrücke soll noch einmal geprüft und auf Grundlage aktueller Verkehrserhebungen vertieft betrachtet werden.