Die Schauspielerin Fran Drescher als Streikführerin Foto: dpa/Chris Pizzello

In Hollywood streiken die Schauspieler und die Drehbuchautoren gemeinsam und fordern Tantiemen aus dem Streaminggeschäft und mehr Sicherheit.

Bei seiner Weltpremiere flimmerte Christopher Nolans Film „Oppenheimer“ in Abwesenheit seiner Stars über die Leinwand. Matt Damon, Cillian Murphy und Emily Blunt waren in London zwar noch über den roten Teppich gelaufen. Doch pünktlich zu dem von der „Screen Actors Guild“ (SAG-AFTRA) beschlossenen Streikbeginn verschwanden sie zusammen mit den anderen Schauspielern von den Feierlichkeiten.

„Wir haben den Streik genehmigt“, erklärt Damon die Solidarität mit der 160 000 Mitglieder starken Gewerkschaft, die in einer Urabstimmung mit fast 98 Prozent der Stimmen für den Arbeitskampf gestimmt hatte. Dabei gehe es nicht um die Spitzenverdiener in Hollywood, „sondern um arbeitende Schauspieler“. Die Rede ist unter anderen von Beschäftigten, die in kleinen Rollen auftreten, Statisten oder Stuntleuten. Dies sei ein hartes Geschäft, in dem wenig verdient werde. „Es geht um Leben und Tod.“

„Es geht um die Existenz“

Damit lieferte Damon das Echo zu der Ankündigung der Gewerkschaftschefin Fran Drescher, die sich in den 90er-Jahren mit ihrer Rolle in der Sitcom „Die Nanny“ einen Namen gemacht hatte. Seit 2021 steht sie an der Spitze der mächtigen Gilde, die einst Ronald Reagan und Charlton Heston angeführt hatten. In der Gewerkschaftszentrale am Wilshire Boulevard von Los Angeles kündigte Drescher kämpferisch an, sich der Interessenvertretung der Drehbuchautoren (WGA) anzuschließen, die seit Mai streiken. „Es geht um nichts weniger als unsere Existenz“, erklärte die Schauspielerin, die zum Streikbeginn ein schwarzes Shirt mit der Aufschrift „Strong“ trug.

Wie bei dem letzten gemeinsamen Arbeitskampf mit den Drehbuchschreibern vor 60 Jahren geht es um grundlegende Veränderungen in der 134 Milliarden Dollar Film- und TV-Industrie. War es damals die Beteiligung an Fernseheinnahme, geht es diesmal um Tantiemen aus dem wachsenden Streaming-Geschäft, dessen Nutzungsstatistiken die Studios unter Verschluss halten. Zudem verlangen die Kreativen angesichts der Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz Bestandsschutz. Die Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP), in der sich Amazon, Apple, Disney, NBCUniversal, Netflix, Paramount, Sony und andere Studios zusammengeschlossen haben, weist das zurück.

Als Nächstes könnten weitere Großevents der Branche ausfallen

Angesichts der weit auseinander liegenden Positionen scheint nach Ansicht von Branchenkennern eine schnelle Einigung eher unwahrscheinlich zu sein. Die Londoner Premiere von „Oppenheimer“ dürfte deshalb nur die erste sichtbare Konsequenz des Streiks gewesen sein. Als Nächstes könnten die Emmys ausfallen, gefolgt von einem Boykott der Comic-Con in San Diego.

Verschoben sind bereits die Starts der neuen Superheldenfilme „Captain America“ oder „Blade“ von Marvel, Disneys Realverfilmung von „Moana“ und die geplanten „Avatar“-Fortsetzungen. „Barbie“ und „Mission: Impossible 7“ hatten zwar schon ihre Premieren, dürfen von den Mitwirkenden aber nicht weiter beworben werden.