Wolfgang Haug leitet seit fast 50 Jahren ehrenamtlich das Stadtmuseum in Echterdingen und kennt die Geschichte des Tresorraums. Foto: Pauline Strempel

In der aktuellen Sonderausstellung im Stadtmuseum Echterdingen dreht sich alles ums Geld. Das Herzstück ist ein begehbarer Tresor.

Eine Ausstellung von unterschiedlichen Währungen in Vitrinen? „Das bitzelt nicht“, weiß Wolfgang Haug. „Deswegen führe ich Schulklassen hierhin“, ergänzt der ehrenamtliche Leiter des Stadtmuseums in Echterdingen und deutet zum hinteren Teil des Ausstellungsraums. Dort befindet sich der ehemalige Kassenraum der Kreissparkasse. Ein Teil der Wand ist ausziehbar. Dahinter ist eine Betontür, die durch ein Zahlenschloss und ein Spezialschloss gesichert ist. Mit einem klappbaren 30 Zentimeter langen Schlüssel öffnet Haug die Tür. Den aus einer Kombination von Zahlen und Links-rechts-Drehungen bestehenden Code für das Zahlenschloss hat er in seinem Schlüsseletui notiert. „Die Schulkinder müssen für zwei Minuten still sein, sonst kriege ich den Tresor nicht auf. Außerdem muss ich den Spannungsbogen aufrechterhalten“, erzählt der Museumsverantwortliche ernst.

In der Mitte des Tresorraums steht eine goldene Badewanne

Der Tresorraum biete den Kindern eine begehbare und begreifbare Welt. An den Wänden befinden sich Grafiken von der Goldhöhle Dagobert Ducks und den Panzerknackern. Eine bunte Beleuchtung versetzt in die glamouröse Stimmung der Welt des Geldes. In der Mitte des Tresorraums steht eine goldene Badewanne, die mit Goldtalern gefüllt ist. „Die Kinder dürfen sich reinlegen, im Geld wühlen, baden, duschen“, so Haug. Bei der Besichtigung des Museums bekommen Kinder eine kleine Schatzkiste, die sie in gelb und blau bemalen können – in den Farben des Wappens der Stadt. Der etwa 40 Kubikmeter große Tresorraum besteht aus 40 Zentimeter dicken Stahlbetonwänden. Die äußere Fassade ist mit Sandstein verblendet. Gebaut wurde der Originaltresor mit dem Einzug der Kreissparkasse 1937 in das Gebäude des heutigen Stadtmuseums.

Als historischer Tresor ist er nicht mit einem bestimmten Widerstandsgrad zertifiziert. Indes müsse er denkmalgeschützt werden, findet Haug. Bis zur Sonderausstellung „Money, Money, Money“, die im März 2023 eröffnet wurde, fungierte der Tresor als Lager von Exponaten. „Vor 40 Jahren hatte ich keine Ahnung, was ich mit dem Tresor machen soll. Man muss erfinderisch bleiben“, so der Museumsleiter. 1984 wurden eine von der Stadt verordnete neue Tresortür und eine Alarmanlage eingebaut.

Für fünf Jahre war der Tresorraum bis zum Ende des Kalten Krieges fremdbelegt. Während dieser Zeit wusste nicht einmal Haug, was sich in dem Tresorraum befindet. Später habe er die Lebensmittelkarten der Bevölkerung Leinfelden-Echterdingens im Tresorraum entdeckt. Was der Tresorraum 1937 gekostet hat, und welchen Wert er heute hat, kann Haug nicht sagen.

Einst nutzte die Sparkasse die Räumlichkeiten

Die neue Sonderausstellung „Money, Money, Money“ thematisiert den Währungswandel seit 1923, die Zeiten der Hyperinflation und der Massenarbeitslosigkeit, der Lebensmittelmarken und des wirtschaftlichen Aufschwungs durch den Bau des Flughafens, der Flughafensiedlung, sowie der vierspurigen Autobahn. Zwei lokale Anknüpfungspunkte hätten Haug zu der Sonderausstellung inspiriert. Einerseits war die Sparkasse Nutzerin der Räumlichkeiten des heutigen Stadtmuseums zwischen 1937 und 1964, andererseits produzierte der Ehapa-Verlag in Stetten die Micky-Maus-Hefte, deren Illustrationen jetzt im Tresorraum des Stadtmuseums zu sehen sind. „Ich will nicht ein 08/15-Museum, sondern ein Mitmachmuseum für Kinder anbieten“, beschreibt der Museumsleiter sein Hauptanliegen.

Weitere Informationen im Internet unter: https://www.leinfelden-echterdingen.de

Stadtmuseum

Öffnungszeiten
Die Ausstellung im Museum an der Hauptstraße 79 in Echterdingen ist sonntags von 10.30 bis 12.30 Uhr und 14.30 bis 17.30 Uhr geöffnet, sowie an den Vortrags-Donnerstagen von 17 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die Ausstellung ist sonntags von 10:30 bis 12:30 Uhr und 14:30 bis 17:30 Uhr geöffnet, sowie an den Vortrags-Donnerstagen von 17 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. Zur Schau gibt ein ausführliches Begleitprogamm: So spricht an diesem Donnerstag, 15. Juni, 18 Uhr, der evangelische Pfarrer Lukas Balles im Stadtmuseum, über das Thema „Glaube. Macht. Geld: Die religiöse Dimension des Geldes“. In den kommenden Wochen stehen jeden Donnerstagabend weitere interessante Vorträge an. Weitere Infos finden sich dazu auf der Website des Stadtmuseums Leinfelden-Echterdingen unter https://www.leinfelden-echterdingen.de.