Die Streuobstwiese muss weichen – Porsche plant hier eine Erweiterung. Foto: /Simon Granville

Der Gemeinderat stimmt dem Entwurf des Bebauungsplans „Schertlenswald-Süd (IX)“ zu. Die GABL ist dagegen, weil eine wertvolle Streuobstwiese weichen muss.

Mit seinen Einwänden stand Fritz Schlicher, Fraktionsvorsitzender der Grün-Alternativen Bürgerliste Rutesheim (GABL), fast alleine da. Mit 15 Ja- und zwei Nein-Stimmen hat der Rutesheimer Gemeinderat kürzlich den Entwurf des Bebauungsplans im Gewerbegebiet „Schertlenswald-Süd (IX)“ gebilligt. Am Ortseingang rechts, von Leonberg kommend, kann somit ein bereits vorhandener Betrieb – dass dies der Automobilhersteller Porsche ist, ist längst kein Geheimnis mehr - im direkten Anschluss an dessen bestehenden Gewerbestandort bauen, sobald alle weiteren Verfahrensschritte abgeschlossen sind und der Bebauungsplan festgelegt ist. Dafür muss, und das ist Schlichers Kritik, eine etwa 1,3 Hektar große Streuobstwiese weichen, die direkt an der Rutesheimer Straße liegt. „Die Fläche ist schlecht ausgenutzt, die Streuobstwiese hätte man nicht für eine Erweiterung der Firma gebraucht“, sagt der Grünen-Politiker und verweist auf frühere optionale Pläne. „Als wir vor Jahren erstmals über die Ansiedlungspläne dieser Firma sprachen, war klar, dass große Gebäude entstehen würden und in diesen Gebäuden auch Parkdecks sein würden.“ Dieser „gute Gedanke“ (Schlicher) habe sich im Laufe der Zeit völlig in Luft aufgelöst, „und wir sehen heute im Luftbild, dass mehr als die Hälfte des Rutesheimer Betriebsgeländes mit oberirdischen Parkplätzen belegt ist“. Schlichers Partei begrüßt ausdrücklich die Erweiterungspläne von Porsche. „Aber unter guter Ausnutzung der vorhandenen Flächen. Diese Firma wirbt mit Umwelt- beziehungsweise Klimaschutz und hat immer noch hohe Gewinne. Ich bin sicher, sie hätte sich solchen Diskussionen nicht verweigert.“ Nun stehe Rutesheim vor einer „unnötigen Flächenversiegelung mit Zerstörung von Natur und Lebensräumen. Das lehnen wir ab.“

Passende Ausgleichsflächen in Renningen

Trotz dieses Kritikpunktes ist die Rutesheimer Bürgermeisterin Susanne Widmaier froh, dass es mit dem geplanten Bebauungsgebiet nun voran geht. Sie weiß um die Bedenken der Naturschützer, die die mageren Flachland-Mähwiesen gerne erhalten wollen. Denn diese zeichnen sich durch eine besonders hohe Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten aus. „Wir haben intensiv geprüft, ob wir bei uns die erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen abdecken können, das war leider nicht möglich.“ Nun soll in Renningen ein Bauer ein entsprechendes Feld in eine Wiese umwandeln. Und an der Rutesheimer Straße wird in naher Zukunft – der nächste Verfahrensschritt ist die Beteiligung der Öffentlichkeit sowie die Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange – Gewerbefläche geschaffen, „die zur Sicherung und Schaffung von hochwertigen Arbeitsplätzen beiträgt und die Wirtschaftsstruktur in der Stadt stärkt und fortentwickelt“, so die Bürgermeisterin. Porsche will den aktuellen Anforderungen an Produktions- und Entwicklungsflächen Rechnung tragen und so auch zukünftig in Rutesheim produzieren und entwickeln. Die Anbindung des Gewerbegebiets soll über die vorhandenen Betriebsflächen an die Alois-Senefelder-Straße erfolgen. Ein Anschluss an das überörtliche Straßennetz besteht somit direkt über die Umgehungsstraße.

Hochwertige Jobs sollen entstehen

„Wir freuen uns, dass es endlich einen weiteren Schritt vorangeht“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Tommy Scheef. Für Rutesheim sei es ein überaus positives Signal, dass sich eine Weltfirma wie Porsche zur Stadt als Standort bekenne. „Wir als Sozialdemokraten halten den Gewinn von Arbeitsplätzen und die möglichen Gewerbesteuereinnahmen für wichtige Faktoren bei der Entscheidung. Zum einen gibt es nicht viele Firmen, die auf so einer Fläche so viele hochwertige Jobs schaffen. Zum anderen müssen wir bei unseren Gewerbesteuern etwas tun. Die vergangenen Haushaltspläne haben das gezeigt“, sagt Tommy Scheef.