Renate Klenk lag viele Wochen im Koma. Foto: privat

Renate Klenk aus Backnang musste aufgrund eines Aortenrisses der Bauchschlagader notoperiert werden. Danach ist nichts mehr wie vorher. Die 67-Jährige erlitt dadurch mehrere Schlaganfälle, ist gelähmt und oft in der Klinik. Doch etwas gibt ihr besonders viel Kraft, zu kämpfen.

Eigentlich war es ein ganz normaler Tag. Die Schwestern Nadja Ziat und Saskia Klenk wissen trotzdem auch ein dreiviertel Jahr später noch genau, was sie an jenem 25. März 2023 gemacht haben. Nadja Ziat bereitete den neunten Geburtstag ihrer Tochter vor, und Saskia Klenk war in Rottweil unterwegs und hochschwanger. „Alles wie immer und dann kam die Katastrophe völlig aus dem Nichts. Wir werden den 25. März nie vergessen, denn er hat das Leben von uns allen komplett auf den Kopf gestellt“, sagt Nadja Ziat und meint damit den schicksalhaften Tag, an dem ihre Mutter einen Bauchaortenriss fast nicht überlebt hätte.

Renate Klenk hat ein starkes Brennen in der Lunge, dann kollabiert sie

Doch der Reihe nach: Auch für Mutter Renate Klenk fing besagter Samstag Ende März erst mal recht unspektakulär an. Die Rentnerin, die trotz Ruhestand noch im Fahrdienst für behinderte Kinder im Einsatz war, musste zu einem Erste-Hilfe-Kurs nach Sindelfingen. Doch als der beendet war und sie mit den Kollegen zum Mittagessen am Tisch saß, war plötzlich nichts mehr wie es sein sollte – und wurde es auch nicht mehr.

Renate Klenk bekam starke Schmerzen im Brustbereich. Sie habe bei jedem Atemzug das Gefühl gehabt, ihre Lunge brenne. Anfangs ging die Backnangerin wegen ihrer Lungenkrankheit COPD davon aus, sie habe sich einen Infekt zugezogen. Doch plötzlich sackte sie regelrecht in sich zusammen. Mit dem Rettungswagen wurde sie ins Sindelfinger Krankenhaus eingeliefert. „Zum Glück haben die sehr schnell das Richtige vermutet und sie ins Robert-Bosch-Krankenhaus bringen lassen“, sagt ihre Tochter Saskia Klenk.

Die Not-OP dauert sieben Stunden, danach liegt die Backnangerin im Koma

Die dortigen Ärzte operierten Renate Klenk sieben Stunden lang. Der diagnostizierte Aortenriss der Bauchschlagader hätte auch tödlich verlaufen können. Doch die Backnangerin überlebte ihn – mit gravierenden Folgen. Mit der gefährlichen Notoperation, während der sie an einer Herz-Lungenmaschine angeschlossen war, fing der Leidensweg der heute 67-jährigen Frau erst an. Denn nachdem sie tags darauf für kurze Zeit das Bewusstsein wiedererlangt hatte, fiel die Backnangerin in ein Koma, aus dem sie so schnell auch nicht wieder erwachte. „Anfangs entschieden sich die Ärzte dafür, sie aufgrund der schweren OP und ihrer Panik in ein künstliches Koma zu versetzen, doch daraus wurde ein langes richtiges Koma, aus dem wir sie fast nicht wieder rausbekommen hätten“, erklärt ihre Tochter Nadja Ziat.

Durch die Lungenkrankheit COPD ist sie sowieso schon gehandicapt

Der Grund sei der, dass ihre Mutter – wohl durch ihre Lungenkrankheit COPD – eine erhöhte Blutkonzentration von Kohlenstoffdioxid habe. „Sie ist dadurch quasi in einem CO2-Koma gelandet.“ Ihre Familie – die beiden Töchter, eine Tante und vor allem die Enkel, die ihre Oma heiß und innig lieben – versuchten alles, um sie zurückzuholen. Lieblingslieder, Gerüche, Babygeräusche des frisch geborenen Kindes von Saskia Klenk – nichts half. Als sie schließlich viele Wochen später wieder aufwachte, war nicht mehr viel übrig von der ehemaligen aktiven, lebenslustigen Frau. Sie musste weiteren Operationen unterzogen werden und hatte durch die Aorten-OP in der Zeit auch noch zwei Schlaganfälle und einen Rückenmarksinfarkt erlitten. „Sie hat uns das gar nicht gleich gesagt, aber als sie nach mehr als acht Wochen Koma langsam wieder klarer wurde, merkte sie, dass sie von der Brust abwärts gelähmt ist“, sagt Saskia Klenk. Zudem hat sie als Folge des Luftröhrenschnitts dauerhaft ein Tracheostoma, also eine künstliche Öffnung an der Luftröhre. „Mittlerweile wissen wir auch, dass sie durch das Tracheostoma am Tag konstant Sauerstoff erhalten muss und nachts an die Beatmungsmaschine angeschlossen werden muss“, sagt Nadja Ziat und fügt hinzu, dass es für alle Beteiligten eine kaum zu bewerkstelligende Zeit sei. „Unsere Mutter möchte daheim leben. Sie braucht dafür aber diverse Hilfsmittel und eine Intensivpflege“, erklärt Saskia Klenk.

Ob alles so klappen wird, wie es vor allem die beiden Töchter gerade zu organisieren versuchen, ist nicht klar. „Wir warten noch auf einige Zusagen. Man wird sehr alleingelassen, organisatorisch und finanziell.“ Was aber schon feststeht, ist, dass die 32-Jährige und ihre 39-jährige Schwester ihrer Mutter ein Auto mit Rampe ermöglichen wollen. Damit soll sie, wenn sie nach Reha und erneutem Klinikaufenthalt endlich in die eigenen vier Wände entlassen werden kann, für das seelische Wohlbefinden auch mal wieder raus an die Luft. Um das zu ermöglichen, haben sich Renate Klenk und ihre Familie entschieden, die Geschichte öffentlich zu machen und mit einem Konto beziehungsweise einer Seite auf der digitalen Spendenplattform „GoFundMe“ um Hilfe zu bitten. „Mein großer Wunsch ist, mal wieder in einen Supermarkt zu können, um Lebensmittel einzukaufen“, sagt Renate Klenk. Der Tag im März vergangenen Jahres habe ihr Leben zerstört, aber für die Familie und vor allem für ihre Enkel wolle sie kämpfen, sagt sie und freut sich, dass ein Rollstuhl, ein Pflegebett und ein Treppenlifter bereitstehen.

Aber leicht fällt es ihr nicht, nach vorne zu blicken. Zu viel ist in den letzten Monaten über sie hereingebrochen. Deshalb hoffen Nadja Ziat und Heike Klenk auch, dass sie bald eine psychiatrische Unterstützung für ihre Mutter finden, damit diese über alles reden kann. Und auch ihre Töchter haben die schlimmste Zeit ihres Lebens erlebt. „Anfangs hat sie uns nicht wiedererkannt. Wir dachten schon, das bleibt so und hat mit dem Kopf zu tun. Dann stellte sich heraus, dass sich ihre Augen verschlechtert haben und sie uns mit der alten Brille schlicht nicht mehr sah“, sagt Nadja Ziat und fügt hinzu, dass gerade ein Mensch wie ihre Mutter, der sich immer für alle aufgeopfert habe, so etwas nicht verdient habe. „Aber sie will, und es wird besser werden. Dafür kämpfen wir alle.“

Hilfe Um Renate Klenk nach dem Klinikaufenthalt wieder mehr Mobilität zu bieten, sammeln ihre Töchter Geld. Zu „GoFundMe“ geht es unter: https://www.gofundme.com/f/querschnitt-lahmung-nach-krankenhaus-aufenthalt