Auch kurz vor Vorlesungsbeginn gibt es an mehreren Hochschulen in Stuttgart noch etliche freie Studienplätze. Das hat zum Teil auch fachliche Gründe.
Stuttgart - Die Vorkurse sind schon gelaufen, an diesem Montag beginnt bei den Hochschulen der Vorlesungsbetrieb erstmals wieder in Präsenz. Die Unis folgen etwas später. Doch derzeit sind etliche Studienplätze noch nicht besetzt. Die Unis versuchen, selbst Numerus-clausus-Studienplätze per Losverfahren noch zu besetzen – ohne Ansehen des Notenschnitts.
Uni Stuttgart hat 186 Plätze verlost
Die Uni vermeldet zum Wintersemester einen Bewerberrückgang um zehn Prozent auf 32 277. Der Rückgang betreffe vor allem die Bachelorstudiengänge. Die Zahl der Masterbewerber sei fast konstant, bei den internationalen Bewerbern sogar um zehn Prozent gestiegen. Mit einer Verlosungsaktion sollten die noch freien Studienplätze in 25 Bachelorstudiengängen, davon acht fürs Lehramt, gefüllt werden. Dabei wurden 186 Plätze verlost. Trotz gesunkener Bewerberzahlen ist bei den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften jedoch eine Vollauslastung erreicht worden. Deutlich weniger gefragt seien die Maschinenbaustudiengänge und die Bau- und Umweltingenieurwissenschaften. Elektrotechnik bleibe hingegen stabil, bei den Informatikzahlen gebe es gegenüber dem Vorjahr steigende Einschreibezahlen.
Uni Hohenheim hat ein Wiwi-Problem
„Wir haben Restplätze frei, für die man sich noch bewerben kann“, sagt der Unisprecher Florian Klebs. „Kurzentschlossene Studierwillige sollten von dieser Sondersituation profitieren.“ Im Hohenheimer Angebot sind neben fünf unbeschränkten Studiengängen auch zehn mit Numerus clausus, die im Losverfahren aufgefüllt werden sollen. Besonders viel Luft gibt es noch in den Wirtschaftswissenschaften. Dort sind von den 619 Anfängerplätzen erst rund 500 besetzt. Das sei „ein Fächerspezifikum, das wir schon länger im Blick haben“, sagt Korinna Huber, Prorektorin für Lehre. „Das Profil sollte geschärft werden, um das Fach attraktiver zu machen“, räumt sie ein. Dass diese Strategie funktionieren kann, belegen zwei neue Spezialisierungsrichtungen beim Bachelor: Digital Business Management und Sustainability & Change mit je 100 Plätzen. Alle sind belegt.
Weitere Zuwächse erwartet Huber auch deshalb noch, weil der Stundenplan fürs Wintersemester erst am Freitag online gegangen sei. „Viele, die eine Zulassung haben, gucken, was gibt’s, und entscheiden dann“, so Korinna Huber. Nachzügler seien auch noch aus dem Ausland zu erwarten, die coronabedingt mit Reisebeschränkungen zu kämpfen hätten.
„Wir verlosen keine Platzkarten“
Korinna Huber ist über das Einschreibverfahren nicht unglücklich: „Ich glaube, dass unser Präsenzangebot zieht“, sagt die Prorektorin. Einen Kampf um die Hörsaalplätze werde es nicht geben: „Nein, wir verlosen keine Platzkarten.“ Geplant sei, dass jeweils die Hälfte der Studierenden in Präsenz und online die Vorlesung verfolgten, jeweils im Wechsel. Das funktioniere über Funkmikros und Funkpointer „supertoll“, so Huber.
Medienhochschule meldet volles Haus
Deutliche Bewerbereinbrüche um fast ein Drittel (von 6573 auf 4600) für die 890 Anfängerplätze in 26 Bachelor- und Masterstudiengängen verzeichnet die Hochschule der Medien (HdM). Prorektor Mathias Hinkelmann vermutet, dass dies mit den offenen Fragen zum Studium rund um Corona zu tun haben könnte und „dass viele Schüler die Schnauze voll haben vom digitalen Lernen“. Dass dennoch alle Studiengänge ausgebucht seien, liege daran, dass das Bewerberinteresse vor allem bei den Spitzenreitern zurückgegangen sei. Etwa beim Bachelor Werbung und Marktkommunikation, wo es „nur“ noch 833 Bewerber (Vorjahr 1227) auf die 45 Anfängerplätze gab. Ähnlich sehe es auch bei Audiovisuellen Medien (688, zuvor 944), Online-Medienmanagement (623, zuvor 801) und Medienwirtschaft (521, zuvor 777) aus.
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Die Notenschnitte seien zwar „etwas abgesunken, aber nicht so stark wie vermutet“, berichtet Mathias Hinkelmann außerdem als Coronafolge. Die Nachfrage nach Masterstudiengängen sei stabil, sie seien ebenfalls ausgebucht.
Technikhochschule hat Mathe-Problem
An der Hochschule für Technik (HFT) spricht Rektorin Katja Rade von einer „weiterhin guten Bewerberlage“. Mit 8102 Bewerbungen auf 878 Studienplätze sei es zwar ein leichter Rückgang zum Rekordjahr 2020 mit 9000 Bewerbern, man liege aber „sehr deutlich über den Vor-Corona-Jahren“ mit 6000 Bewerbern. Es gebe aber Rückgänge bei den internationalen Studierenden. Fast alle Studiengänge seien ausgebucht, fünf Prozent der Plätze nicht belegt. Vor allem in den sehr technisch-mathematischen Bachelorstudiengängen – Bauphysik, Mathematik, Vermessung, Informationslogistik – liege man wie in den Vorjahren „leicht unter Plan“.