In der Jörg-Ratgeb-Schule gibt es Ärger um eine Abschlussklasse in der Werkrealschule, die nun doch nicht gebildet werden darf. Foto:  

An der Jörg-Ratgeb-Schule gibt es Ärger, weil dort eine Abschlussklasse der Werkrealschule doch nicht eingerichtet werden kann. Der Rektor hatte den Eltern zugesagt, das Schulamt es nicht amtlich bestätigt.

Neugereut - In der Jörg-Ratgeb-Schule kochen die Gemüter hoch: Erst hat der Rektor der Werkrealschule, Ralph Röhrig, den Eltern und Schülern zugesagt, dass ihm das Schulamt in mündlicher und schriftlicher Form zugesichert habe, dass eine 10. Klasse gebildet werden dürfe. Dies wurde dann durch das Staatliche Schulamt zurückgenommen. Die Eltern erfuhren nach eigenen Angaben erst am 8. Mai vom Rektor, dass die Klasse nicht gebildet werden darf, und waren verärgert. Sie schrieben an das Schulamt, um möglichst schnell eine Lösung zu finden. Dort schilderten sie nochmals sowohl dem Amtsleiter wie auch dessen Stellvertreterin das Anliegen der Klasse 9.8 der Realschule an der Jörg-Ratgeb-Schule.

Nämlich, dass sich ihre Kinder mitten in den Vorbereitungen zum Abschluss der 9. Jahrgangsstufe befinden und ein Großteil der Schüler eine weiterführende Schule besuchen soll. Bis vor wenigen Tagen seien sie sich noch sicher gewesen, so Elternvertretern Sibylle Jakisch, dass die weiterführende Schule auch die 10. Klasse der Werkrealschule in Neugereut sein wird. Nun ist dem nicht so.

Eltern sind enttäuscht

Dem Schulamt schildern die Betroffenen den Vorgang so: „Im Februar 2020 haben wir die Zusage der Schulleitung erhalten, dass diese 10. Klasse im Schuljahr 20/21 angeboten wird und unsere Kinder sich darauf bewerben können. Von den 20 Schülern im Klassenverband haben dies 14 Schüler getan. Einige wenige haben sich auf andere Schulen beworben“, so Jakisch. Am 8. Mai habe sie die Schulleitung darüber informiert, dass das Schulamt diese feste Zusage zurückgenommen habe. Der Rektor habe mitgeteilt, dass es im Schuljahr 20/21 diese 10. Klasse nicht mehr gibt, da die gesamte Abteilung Werkrealschule an der Jörg-Ratgeb-Schule abgeschafft werde. Den Eltern wurde nun empfohlen, ihre Kinder an der Rosensteinschule in Stuttgart-Nord anzumelden, die ebenfalls diesen Abschluss anbiete. Die Eltern zeigten sich empört über die Entscheidung des Amts. Sie können sie nicht nachvollziehen. „Uns lag eine verbindliche Zusage seitens unserer Schulleitung vor, auf dessen Basis sich unsere Kinder für einen weiteren Schulaufenthalt in ihrem vertrauten Schulumfeld entschieden haben. Wir haben deshalb auch keine alternativen Schulbewerbungen unternommen, weil wir auf diese verbindliche Zusage vertraut haben“, so Jakisch. Die ihnen als einzige Alternative empfohlene Rosensteinschule habe leider einen zweifelhaften Ruf. „Wir sind nicht gewillt, unsere Kinder in dieses schulische Umfeld zu schicken, da wir einen sehr negativen Einfluss auf ihre weitere Entwicklung befürchten“, erklärten die Eltern in einem Schreiben ans Schulamt. Sie fordern Chancengleichheit, da sie nun keine Möglichkeit mehr hätten, eine weiterführende Schule für ihre Kinder zu suchen, weil alle Fristen bereits abgelaufen seien. Sie erklären, dass die Schüler in Neugereut sehr zufrieden seien mit der Schulsituation, gerne dort hingingen und forderten eine rasche Lösung: eine Ausnahmeregelung.

Kein Maulkorb für den Schulleiter

Das Schulamt antwortete den Eltern, dass ab dem kommenden Schuljahr 2020/21 die Schule den Schulnamen: Jörg-Ratgeb-Schule, Realschule und Gymnasium führen werde. Sie habe keinen Werkrealschulzweig mehr und könne daher auch keine Werkrealschulklasse 10 mehr bilden. Es sei richtig, heißt es im Schreiben an die Eltern, dass Schulleiter Röhrig gerne ein weiteres Schuljahr eine Werkrealschulklasse 10 geführt hätte und dass es diesbezüglich Überlegungen zwischen ihm und dem damals zuständigen Schulrat gab, wie dies gelingen könnte. Eine amtliche Zusage von Seiten des Schulamts Stuttgart habe es zu keinem Zeitpunkt gegeben, es seien lediglich noch einmal die rechtlichen Grundlagen geprüft worden. Bereits Ende März habe Röhrig vom Staatlichen Schulamt die Mitteilung erhalten, dass die Einrichtung einer Werkrealschulklasse 10 im nächsten Schuljahr keine rechtliche Grundlage habe. Dies sei dem Schulamt vom Schulträger (Stadt Stuttgart) und vom Regierungspräsidium ausdrücklich bestätigt worden. Dies zu ändern, liege nicht im Ermessen des Staatlichen Schulamts. Das Schulamt bestreitet auch, dass es einen Maulkorb für den Rektor gab, diese Informationen nicht an die Eltern weiterzugeben.

Keine Ausnahmeregelung

Der Rektor ist derzeit in den Pfingstferien und auch von der geschäftsführenden Rektorin Brigitte Liebelt war dazu nichts zu erfahren. Die Eltern wiederum weisen darauf hin, dass der Rektor ihnen versichert habe, dass ihm das Schulamt mehrfach in schriftlicher Form die Bildung der 10. Klasse zugesichert habe. Er habe nochmals alles Mögliche versucht, um doch eine andere Entscheidung zu erreichen. Doch das Schulamt sei bei seiner Meinung geblieben. Das Schulamt verweist auf Nachfrage unserer Zeitung an das Regierungspräsidium. Dieses erklärt einmal mehr, dass die Werkrealschule in Neugereut gestrichen wird. „Eine amtliche Zusage von Seiten des Schulamts Stuttgart gab es zu keinem Zeitpunkt, es seien lediglich die rechtlichen Grundlagen geprüft worden“, erklärt RP-Pressereferentin Julia Christiansen. Bereits Ende März habe der Schulleiter vom Staatlichen Schulamt Stuttgart die Mitteilung erhalten. Eine Ausnahmeregelung könne nicht erteilt werden.

Die Standorte der Werkrealschulklassen 10 für das kommende Schuljahr habe das Schulamt allen Schulen am 29. April mitgeteilt. Es stehe den Eltern frei, ihre Kinder an einem der folgenden Standorte anzumelden, sofern es dort freie Plätze gibt: die Rosensteinschule, die GWRS Gablenberg, die Bismarckschule, die Eichendorffschule, die GWRS Ostheim, die Pestalozzischule, die Uhlandschule und die Wilhelmsschule Wangen. Die Eltern sind von dem Verfahren enttäuscht.