Die „Lady Anastasia“ darf den Hafen von Port Adriano im Südwesten Mallorcas nicht mehr verlassen. Sie gehört dem Chef des staatlichen russischen Waffenexporteurs Rosoboronexport. Foto: dpa//Jose Luis Miro

Mit Verspätung setzen auch die Spanier russische Luxusjachten fest – auch „Lady Anastasia“, die ein ukrainischer Maschinist Ende Februar fast versenkt hätte. Einige Schiffe befinden sich auf der Flucht.

„Taras Ostapchuk ist am Leben“, sagt ein Mitarbeiter der Mallorquiner Anwältin Neus Canyelles. „Am Dienstag haben wir von ihm gehört. Er sitzt in Kiew in einem Bunker, ist bewaffnet und wartet darauf, dass die Russen kommen.“ Seine erste Schlacht gegen die Russen schlug der ukrainische Seemann Ende Februar. Damals versuchte er das Boot, auf dem er seit sieben Jahren arbeitete, zu versenken: die „Lady Anastasia“, eine 48-Meter-Jacht, die Alexander Michejew gehört, dem Direktor des staatlichen russischen Waffenexporteurs Rosoboronexport.

Jachten dürfen nicht auslaufen

Ostapchuks Anschlag misslang, die „Lady Anastasia“ liegt weiter im Hafen von Port Adriano im Südwesten Mallorcas, während sich der ukrainische Maschinist nach vorübergehender Festnahme auf den Weg über Polen nach Kiew machte, wo er jetzt sein Leben zur Verteidigung seines Heimatlandes aufs Spiel setzt. Eine kleine Befriedigung hat er: Am Dienstag wurde die „Lady Anastasia“ von den spanischen Behörden festgesetzt.

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Die Spanier sind „die letzten, die eingreifen“, kommentierte am Mittwoch die Lokalzeitung „Diario de Mallorca“. Russische Superjachten waren zuvor schon in Frankreich, Deutschland und Italien festgesetzt worden; die Spanier zeigten sich zunächst etwas zögerlicher. Am Montag schlugen sie schließlich doch noch zu: Sie verboten die Ausfahrt der 85-Meter-Jacht „Valerie“ des Chefs des russischen Rüstungskonzerns Rostec, Sergei Tschemesow, aus dem Hafen von Barcelona. Am Dienstag folgten die „Tango“ des russischen Unternehmers Viktor Vekselberg im Hafen von Palma de Mallorca und danach die „Lady Anastasia“.

Die Beschlagnahme der Boote ist rechtlich schwierig

Von der Festsetzung der „Valerie“ in Barcelona berichtete Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez am Montagabend persönlich in einem Fernsehinterview. „Wir müssen energisch handeln, um Putin hart zu treffen und sein Regime und seine Oligarchen, die sich in diesem System der Korruption, mit dem sie das russische Volk unterdrücken, bereichert haben“, sagte Sánchez.

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Bevor die Boote im nächsten Schritt beschlagnahmt werden können, müssen die Besitzverhältnisse geklärt werden, was nicht so einfach ist. Üblicherweise bemühen sich die reichen Käufer, Briefkastenfirmen mit Sitz in fernen Steueroasen zwischenzuschalten, um die Besitzverhältnisse zu verschleiern. Hilfreich dürften den Ermittlern die Enthüllungen journalistischer Plattformen wie dem „Internationalen Netzwerk investigativer Journalisten“ sein.

„My Solaris“ ist auf der Flucht

Das machte kürzlich die sogenannten Pandora-Papers publik und brachte so Kenntnisse über Steueroasen in bisher nicht bekanntem Ausmaß ans Licht. Nach diesen Dokumenten gehört die „Valerie“ einer Firma namens Delima Services Limited mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln. Hinter dieser Firma stecke eine Stieftochter des Rostec-Chefs Tschemesow.

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Während die „Valerie“, die „Tango“ und die „Lady Anastasia“ vorerst ihren Besitzern entzogen sind, haben sich etliche andere Schiffe auf die Flucht begeben. Roman Abramovitsch ließ sein Luxusboot „My Solaris“ erst vor wenigen Tagen von Barcelona nach Tivat in Montenegro bringen. Von dort ist es aber laut der Website MarineTraffic mit unbekanntem Ziel aufgebrochen.