Zeit für geflochtene Haare: Pause im Zeltlager am Edelmannshof Foto: /Gottfried Stoppel

Andernorts sind bereits Zeltlager wegen Unwettern evakuiert worden. Im Zeltlager Edelmannshof und in Salbengehren am Ebnisee ist – trotz Regens – entspannter Normalbetrieb. Davon überzeugt sich auch ein Bürgermeister.

Auch angesichts der Meldungen aus anderen Teilen des Landes von überschwemmten und des Nachts evakuierten Zeltlagern können die Eltern der Kinder und Jugendlichen in den Zeltlagern im Rems-Murr-Kreis den Ferienbeginn entspannt genießen. Schon angesichts der Lage oben im Schwäbischen Wald droht – zum Beispiel – weder in Salbengehren am Ebnisee, wo der Sportkreis seit gut 70 Jahren Zeltlager veranstaltet, noch am Edelmannshof zwischen Rudersberg und Welzheim, wo die SG Weinstadt ihr inzwischen auch seit bald 60 Jahren bestehendes Zeltlager auf grüner Weise aufgebaut hat, nasse Gefahr. Geschweige denn ein ähnliches Katastrophenszenario wie in Mögglingen im Ostalbkreis oder im badischen Rastatt.

In Mögglingen wird ein Zeltlager geräumt

Bei Mögglingen war in der Nacht zum Sonntag das große Zeltlager der Ostalb–Jugendfeuerwehr mit 430 Teilnehmern sicherheitshalber schon bei Ankunft des ersten Gewitters geräumt worden. Die Jungen und Mädchen verbrachten die Unwetternacht in der nahen Mackilohalle, ehe sie am Morgen von ihren Eltern wieder abgeholt wurden. In Rastatt ist am Wochenende ein Zeltlager der Jugendfeuerwehr mit rund 250 Jugendlichen und Betreuern wegen starker Regenfälle vorübergehend geräumt worden. Dort stand das Wasser in der Nacht zum Sonntag auch in einer offenen Festhalle auf dem Gelände für eine kurze Zeit rund 15 Zentimeter hoch – viele Zelte wurden richtig nass. Gegen 23 Uhr, so wird berichtet, seien die Jugendlichen im Alter zwischen zehn und 17 Jahren zunächst wegen einsetzenden Regens in ihre Zelte geflüchtet. Gut eine Viertelstunde später stand der Sportplatz in Rastatt-Niederbühl unter Wasser. Als der Regen in die offene Festhalle drang, kamen die Kinder und Jugendlichen im benachbarten Feuerwehrhaus unter. Gegen vier Uhr am Morgen konnten sie in ihre Zelte zurückkehren. Dort waren inzwischen erhöhte Feldbetten aufgestellt worden, deshalb blieben Schlafsäcke und Gepäck weitestgehend trocken, berichtet ein Sprecher.

„Wir haben bisher keinerlei Probleme“, sagt Carl Pfeifer über eines der großen mehrwöchigen Zeltlager im Rems-Murr-Kreis. Der 23-Jährige ist einer von 17 Betreuern beim Zeltlager Edelmannshof, für das seit 57 Jahren die SG Weinstadt beziehungsweise zuvor der VfL Endersbach verantwortlich zeichnet. „Alles prima“, lautet am Donnerstagmorgen auch die Auskunft derer, die an dem Vormittag damit beschäftigt sind, ihre Zelte auszuräumen und sauber zu machen. Denn der Regen in den ersten Tagen hatte natürlich seine Folgen: Feuchte Klamottenhaufen etwa, die – abgesehen von wohnhygienischen Dingen – irgendwann auch das Durchkommen in den Unterkünften erschweren könnten. Das Resultat zeigt sich in Form einer beeindruckenden, vielreihigen T-Shirt- und Hosenparade an den Wäscheleinen neben dem Duschzelt.

Maultaschen, Fanta und Cola

Weinstadts Baubürgermeister Thomas Deißler ist just am Donnerstag zu Besuch im mit 67 Kindern gestarteten Weinstädter Zeltlager auf den Höhen über Rudersberg. Seit gut zehn Jahren schaut er jeweils einmal bei der Veranstaltung vorbei, die er für einen sehr wichtigen Beitrag zur Jugendarbeit in der Stadt hält. Am Mittag, bei Maultaschen in der Brühe, schallt denn auch der Dank für die mitgebrachten Getränke – ausnahmsweise Fanta und Cola – lauthals über die Zeltlagerwiese, die sich trotz der Regengüsse in gutem Zustand befindet.

Von keinerlei besonderen Problemen berichten auch die Verantwortlichen des Zeltlagers Ebnisee, einige Kilometer weiter in Salbengehren. Beim Zeltlager des Sportkreises hat man im Fall fordernder Witterung den Vorteil fester Holzroste unter den Zelten. Außerdem verfügt dieser Zeltplatz über jüngst grundlegend sanierte feste Bauten für Küche und Sanitär. 30 Jugendliche aus dem Kreis verbringen dort auf dem kreiseigenen Gelände zur Zeit einen Teil ihrer Ferien – zusammen mit 24 Gästen aus Wales, die im Rahmen einer Partnerschaft momentan im Kreis zu Gast sind.

Kochen über offenem Feuer

Die Wahl des Platzes am Edelmannshof wiederum hat verwandtschaftliche Gründe: Die Wiese gehörte damals dem Onkel und der Tante des Zeltlagergründers Siegfried Bayer. Deren Tochter Gise Knödler wacht noch heute mit über das leibliche Wohl der zeltenden Nachbarn. Und seit Jahrzehnten gehört Gises Salzkuchen zu den Leibgerichten aller Zeltlagerer. Drei Betreuer – der technische Dienst (TD) – kümmern sich am Edelmannshof ansonsten ums Kochen, und zwar über offenem Feuer. Das, sagt Carl Pfeifer, sei beim derzeitigen Wetter durchaus eine gewisse Herausforderung.

Was Gefahren durch Regen und Sturm angeht, sind die Betreuer – wie die Kollegen in Salbengehren – guter Dinge, alle Eventualitäten problemlos und wohlbehalten managen zu können. So wie seit 57 Jahren. Ein Vorteil ist am Edelmannshof, wo es keinerlei fest installierte Infrastruktur gibt, die leichte Neigung des Platzes. Samt optimaler Abflussmöglichkeiten ist eine echte Überschwemmung unmöglich. Liegen sind ohnehin Pflicht. Was auch wichtig ist: Sämtliche Zelte sind in ausreichendem Abstand zu den Bäumen am Waldrand aufgebaut. Und falls es auf dem Platz irgendwann doch zu matschig ist, werden gemeinsam Schaltafeln aus dem Baufundus ausgelegt und hölzerne Wegeverbindungen gebaut.