Die Kamera ist dabei: Henning Baum im Gespräch mit Rettungskräften. Foto: RTL/Henning Baum - Rettungssanitäter

Die RTL-Dokureihe „Einsatz für Henning Baum“ schickt den beliebten Schauspieler zum dritten Mal los: Beim Deutschen Roten Kreuz in Essen erlebt er die extremen Arbeitsbedingungen der Rettungskräfte. Was sagt er zu den Angriffen auf die Helfer?

Erst Polizei und Bundeswehr, jetzt Rettungsdienste: Der Schauspieler Henning Baum begibt sich mitten in die Brennpunkt-Berufsgruppen. Beim DRK in Essen hat er sich während des Zivildienstes zum Rettungssanitäter ausgebildet – daran kann er bei seinem dritten „Einsatz“ anknüpfen. Im Interview fordert er vehement mehr Respekt für die Lebensretter.

Herr Baum, für Ihren jüngsten „Einsatz“ waren Sie, wie einst im Zivildienst, in Essen im Rettungswagen vom Deutschen Roten Kreuz unterwegs. Können Sie sich vorstellen, das wieder öfter zu machen, ehrenamtlich, ohne Kameras?

Wenn mir meine Arbeit als Schauspieler die Zeit dafür lässt, kann ich mir das sogar sehr gut vorstellen. Ich habe den Beruf vor dreißig Jahren sehr gern ausgeübt und bei der Rückkehr festgestellt, wie viel Freude mir das nach wie vor macht. Das habe ich beim DRK Essen auch kundgetan. Während der Einsätze hatte ich zudem das Glück, mit einem äußerst kompetenten Team zusammenzuarbeiten. Auf diese Weise konnte ich meine aufgefrischte Theorie nahtlos in die Praxis umsetzen.

Was ist Ihre Motivation für die „Einsatz“-Reihe?

Ich stelle bestimmte Gruppen vor – Polizei, Bundeswehr, Rettungskräfte –, um bei den Bürgern eine größere Wertschätzung dieser Arbeit zu wecken. Ich tue das mit Schwung und auch sehr gern, weil ich mir natürlich mehr Verständnis für diese Gruppen erhoffe.

In der RTL-Ankündigung zur Sendung heißt es, dies sei Ihr bislang „intensivster Einsatz“ gewesen. Intensiver als der Flug im Eurofighter in der letzten Ausgabe?

Das kann man schlecht miteinander vergleichen. Der Jetflug ist die extremste Art, sich fortzubewegen. Bei meinem Einsatz als Rettungskraft sind Begriffe wie „intensiv“ oder „extrem“ aber im Grunde fehl am Platz. Das war ja keine Übung und ich kein Praktikant, die Fälle waren nicht simuliert, ich war vielmehr direkt an der Rettung von Patienten beteiligt; deshalb hat diese Dokumentation einen anderen Stellenwert. Ich bin mit großer Freude in den Beruf zurückgekehrt, auch mit Dankbarkeit, weil ich an eine Vergangenheit anknüpfen konnte, die mich damals sehr erfüllt hat.

Sie sagen zur Einführung der Sendung, das sei hier „nicht irgendein Fernsehunsinn“. Ob man bei RTL geschluckt hat, weil der Sender derzeit die zweite Staffel der Mallorca-Serie „Der König von Palma“ mit Ihnen in der Hauptrolle zeigt?

Mit Verlaub: Das ist Unfug. Mit „Unsinn“ ist natürlich nicht diese hochkünstlerische Serie gemeint. Machen wir uns nichts vor: Das Fernsehen ist auch eine Plattform für allerlei Produktionen, die ich als wenig gehaltvoll bezeichnen würde; das wissen Sie als Kritiker besser als ich.

Was ist Ihnen von den Einsätzen neben der erfolgreichen Reanimation einer alten Frau am stärksten in Erinnerung geblieben?

Das lässt sich gar nicht an einzelnen Eindrücken festmachen, es war vor allem das Gesamterlebnis, das mich sehr beeindruckt hat. Entscheidender ist aber ohnehin eine Erkenntnis, die ich gewonnen habe: Es ist wichtig, dass die Vorgesetzten gut zuhören, wenn Feuerwehrleute und Rettungskräfte ihnen beschreiben, was bei den Einsätzen schief läuft. Daraus sollten die richtigen Schlüsse gezogen werden. Ich habe den Eindruck, dass in der Theorie des Schreibtischs allzu oft Entscheidungen getroffen werden, die nichts mit der Realität zu tun haben. Unsere Rettungskräfte sind hoch motiviert und bestens ausgebildet, aber wenn ihre Arbeit auf der Straße eher behindert als gefördert wird, sägt man an dem Ast, auf dem wir alle sitzen. Wir sind auf Rettungskräfte, Feuerwehr und Polizei angewiesen und sollten alles dafür tun, dass deren Mitglieder ihre Energie möglichst sinnvoll einsetzen und ihrer Arbeit auch weiterhin gern nachgehen.

Haben Sie eine Erklärung dafür, warum ausgerechnet Rettungskräfte, die bei den Einsätzen zum Teil ihr eigenes Leben riskieren, angepöbelt, bespuckt und sogar körperlich angegriffen werden?

Solche Vorfälle sind in meinen Augen ein klares Zeichen der Geringschätzung: Unsere Zivilgesellschaft ist diesen Leuten nichts wert. Deshalb wird mit Personen, die den Staat repräsentieren, auch so respektlos umgegangen. Politik und Gesellschaft, also letztlich wir alle, haben diese fatale Entwicklung zugelassen, weil nicht rechtzeitig gegengesteuert worden ist. In der Sendung zeigen wir die Bilder der Krawalle in Berlin-Neukölln vom vergangenen Silvester. Die Leute, die damals Brände gelegt und dadurch andere potenziell in Lebensgefahr gebracht haben und dann auch noch die Rettungskräfte beschossen und verletzt haben, waren von allen guten Geistern verlassen.

Wie sollte der Staat reagieren?

Indem die nötigen Schlussfolgerungen gezogen werden. Die Täter müssen konsequent bestraft werden, aber das findet nicht statt. In unserem Land hat sich eine Nachlässigkeit eingeschlichen, die zur Folge hat, dass solche Leute keine Folgen für ihr bösartiges Verhalten fürchten müssen.

Henning Baum – Schauspielprofi und Rettungssanitäter

Karriere
Henning Baum ist einer der populärsten deutschen Schauspieler. Bekannt wurde er durch die Serie „Mit Herz und Handschellen“ (Sat 1). Für die Rolle des schwulen Kommissars wurde Baum 2004 mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. 2011 erhielt er für die Titelrolle der Sat-1-Serie „Der letzte Bulle“ den Bayerischen Fernsehpreis. Aktuell ist er in der zweiten Staffel der RTL-Serie „Der König von Palma“ als Betreiber einer Bierkneipe am Ballermann zu sehen. Weitere Titelrollen spielte er in Filmen wie „Götz von Berlichingen“ (2014, RTL) oder „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ (2018).

Erfahrung
2021 hat RTL den ersten „Einsatz für Henning Baum“ ausgestrahlt, damals bei der Polizei, 2022 folgte ein Einsatz bei der Bundeswehr. Baum, vierfacher Vater, wurde am 20. September 1972 in Essen geboren, wo er noch heute lebt, dort hat er auch 1992 beim Deutschen Roten Kreuz seinen Zivildienst als Rettungssanitäter geleistet. RTL zeigt „Einsatz für Henning Baum: Rettungsdienst am Limit – Helden mit Hindernissen“ am 20. Juli um 20.15 Uhr.