Königin Katharina Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Sie hat das Katharinenhospital, das Katharinenstift und den Vorläufer der BW Bank gegründet: Königin Katharina von Württemberg. Am 13. April 1816 kam die russische Großfürstin Katharina Pawlowna nach Stuttgart. Im Januar hatte die hübsche Zarentochter Kronprinz Wilhelm von Württemberg geheiratet. Bereits drei Jahre später starb die 30-Jährige, die die Herzen der Württemberger gewonnen hatte. Ihr Mann ließ für sie die Grabkapelle errichten - ein Monument der Liebe.

Worüber heute vermutlich in allen Medien weltweit berichtet würde, vollzog sich vor 200 Jahren etwas weniger spektakulär. Katharina Pawlowna, die Enkelin von Katharina der Großen, heiratete am 24. Januar 1816 den württembergischen Kronprinzen Wilhelm. Für beide war es die zweite Ehe - trotz aller politischen Hintergedanken offensichtlich eine Liebesheirat. Kein Wunder: Gemälde lassen es erahnen und Zeitgenossen beschreiben Katharina Pawlowna als „eine Schönheit“. Offensichtlich verdrehte sie 1815 auf dem Wiener Kongress, auf dem sich nach der Niederlage Napoleons zahlreiche Regenten aufhielten, vielen adligen Männern den Kopf. Dort lernten sich die Tochter von Zar Paul I. und der damalige Kronprinz Wilhelm kennen und lieben. Die königliche Lovestory passte auch aus machtpolitischem Kalkül. Beide wollten dem jungen Königreich Württemberg zu mehr Einfluss verhelfen. Sie heirateten in St. Petersburg und reisten mit einer beachtlichen Mitgift nach Württemberg. Am 13. April vor 200 Jahren kam das junge Ehepaar in Stuttgart an.

Am 30. Oktober stirbt König Friedrich von Württemberg. Wilhelm tritt die Nachfolge seines Vaters an. Katharina wird Königin von Württemberg und bringt sich mit ihrer Mitgift und ihrem sozialen Gedankengut in die Regentschaft ein. Es ist notwendig. Durch den Ausbruch des Vulkans Tambora auf Indonesien wird 1816 auch in Württemberg ein „Jahr ohne Sommer“. Die Sonne scheint kaum. Es kommt zu Missernten und einem Hungerswinter. Katharina und ihr Mann gründen den „Wohltätigkeitsverein“, den Vorläufer des Wohlfahrtswerks. Unter maßgeblicher Einwirkung seiner Frau lässt König Wilhelm 1817 das Katharinenhospital bauen. Die kluge Königin zieht auch Konsequenzen aus der Hungersnot. Sie animiert die Württemberger, den Vorläufer der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim zu gründen und gibt den Anstoß für eine landwirtschaftliche Messe, dem Ursprung des Cannstatter Volksfestes. Für die Bildung der weiblichen Nachkommen initiierte Katharina die Gründung des Königin-Katharinen-Stifts und auch die Württembergische Landessparkasse geht auf die Initiative des jungen Königspaars zurück. In nur zwei Jahren stellten sie die Weichen für ein fortschrittliches Land. Die Hunger und Not leidenden Württemberger hatten wieder eine Perspektive - doch leider erlebte die Wohltäterin die Erfolge ihrer Taten nicht mehr. Sie starb überraschend am 9. Januar 1819 im Alter von nur 30 Jahren. Einige Mythen ranken sich um ihren Tod. Offenbar starb sie an den Folgen eines durch eine Grippe ausgelösten Hirnschlags. Ihr tragischer Tod löste - eventuell vergleichbar mit dem Tod von Prinzessin Diana - größte Bestürzung im Volk aus. Auch ihr Mann wollte der Königin der Herzen ein Denkmal setzen. Er ließ die Stammburg der Württemberger schleifen und ein Mausoleum errichten. Die Aussicht vom Gipfel oberhalb von Untertürkheim hatte Katharina offenbar geliebt. Sie hatte ihren russisch-orthodoxen Glauben beibehalten. 1824 wurden ihre sterblichen Überreste von der Stiftskirche überführt. Über dem Portal des Monuments bekundete Wilhelm mit dem Spruch „Die Liebe höret nimmer auf“ seine Zuneigung. Nach seinem Tod im Jahr 1864 wird auch König Wilhelms Leichnam in der Gruft der russisch-orthodoxen Kapelle auf dem Württemberg beigesetzt.

Die Staatlichen Schlösser und Gärten erinnern am 13. April mit einer besonderen Veranstaltung an die ungewöhnliche Frau. Um 16 Uhr wird Kapellenverwalterin Christiane Grau über die Königin erzählen - aus einer ganz persönlichen Sicht. Das „A-cappella-Quartett“ mit Julia und Matthias Vetter und Karin und Jürgen Bauer wird Kirchenlieder in der außergewöhnlichen Akustik der Gruft singen. Erzpriester Ilya Limberger wird an Königin Katharina erinnern und einen Segen sprechen. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung beträgt 2,50 Euro; Dauer circa 45 Minuten.