Sina Löhle vom Kreisverband des DRK zeigt, was zu tun ist, um einen Patienten nach einem Kreislaufstillstand zu reanimieren Foto: Frank Eppler

Das Ergebnis des wissenschaftlich begleiteten Projekts „Gemeinsam gegen den Herzinfarkt“ soll erst bei einer Abschlussveranstaltung in Fellbach bekannt gegeben werden. Aber es deutet sich schon jetzt an, dass die Ziele mehr als erreicht worden sind.

Etwa 300 000 Menschen erleiden in Deutschland jedes Jahr einen Herzinfarkt. Obwohl die Medizin immer wirkungsvollere Gegenmaßnahmen entwickelt, stirbt nach wie vor fast jeder dritte von einer Herzattacke Betroffene – ein guter Teil davon vor dem Eintreffen in einer Klinik. Das müsste nicht sein, sagen Experten. Denn würden die Symptome schnell erkannt und Erste Hilfe unverzüglich und richtig angewandt, dann stiege auch die Überlebensrate bei den Infarktopfern dramatisch an.

Gemeinsam gegen den Herzinfarkt

Kardiologen aus dem Rems-Murr-Kreis, niedergelassene wie Krankenhausärzte, haben vor fünf Jahren deshalb den Verein „Gemeinsam gegen den Herzinfarkt“ gegründet. Ihr Ziel: zusammen mit Projektpartnern wie dem Deutschem Roten Kreuz (DRK), der AOK oder Deutscher Herzstiftung die Aufklärung über die Symptome des Herzinfarkts und entsprechendes Handeln voranzutreiben.

Nach fast 100 Aufklärungsaktionen bei Vereinen, Kirchengemeinden, Firmen oder Schulen geht das wissenschaftlich begleitete Projekt „Gemeinsam gegen den Herzinfarkt“ mit einer großen Abschlussveranstaltung am Freitagabend in Fellbach offiziell zu Ende. Ergebnisse der Studie sollen zwar erst dann gemeinsam von allen Projektpartnern bekannt gegeben werden und außerdem noch in eine Doktorarbeit münden, aber es deutet sich an, dass die Ziele der Kardiologen trotz zwischenzeitlicher Coronapause mehr als erreicht worden sind.

Nicht nur die Ersthelferquote ist – so viel lässt der Vereinsvorsitzende, der Fellbacher Facharzt für Kardiologie, Thomas Eul, durchblicken – im Landkreis signifikant verbessert worden. Vor dem Projektstart im Jahr 2016 hatte diese noch bei 28 Prozent und damit in etwa auf Landesdurchschnitt gelegen. Nun deutet sich an, dass bei mehr als der Hälfte der in einem heimischen Krankenhaus anlandenden Herzinfarkt-Patienten vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes eine Reanimation durch Laien begonnen wurde.

Defibrillatoren in Datenbank erfasst

Für Furore hat auch ein bis dato einzigartiges Projekt gesorgt, das aus der Initiative des Kardiovereins heraus geboren wurde und in der Rettungsleitstelle des DRK in Waiblingen bereits zum Einsatz kommt. Dort sind die Standorte von zurzeit gut 375 Defibrillatoren erfasst und mit jeweiligen Besonderheiten in einer Karte hinterlegt worden. So kann ein Ersthelfer nicht nur von der Leitstelle zu dem nächstgelegenen Gerät gelotst werden, das mittels Stromstößen ein Flimmern des Herzmuskels beendet – Voraussetzung für die Herzdruckmassage. Er kann auch gezielt und individuell über das Telefon dazu angeleitet werden. Das System haben laut Thomas Eul bereits zwölf weitere Landkreise adaptiert.

Auch das Beispiel des Kardiovereins an sich dürfte noch weiter Schule machen. Im Kreis Ludwigsburg ist mit „Ditzingen schockt“ bereits eine erste Veranstaltung nach Rems-Murr-Vorbild über die Bühne gegangen, bei der Menschen theoretisch und praktisch informiert wurden, wie sie im Notfall Leben retten können.

Das soll auch noch mal in diesem Rahmen bei der großen Abschlussveranstaltung in der Fellbacher Schwabenlandhalle möglich sein. Thomas Eul und seine Mitstreiter haben rund 100 Puppen besorgt, an denen unter Anleitung die Handhabung von Defibrillator und Herzmassage geübt werden kann. „Die gesamte Bevölkerung ist eingeladen, dies zu tun“, sagt Thomas Eul. Auch prominente Gäste aus Sport und Politik würden an dem Abend, der um 18 Uhr beginnt, erwartet. Unter anderem wird der Gesundheitsminister Manfred Lucha ein Grußwort sprechen und auch der ehemalige Fußballnationalspieler und VfB-Stuttgart-Profi Hansi Müller hat zugesagt, den Verein bei seiner Arbeit zu unterstützen – weil es ihm eine Herzensangelegenheit ist.

Kampf dem Infarkt

Kardioverein
 Der Verein besteht aus 21 Kardiologen aus dem Rems-Murr-Kreis, niedergelassenen und Krankenhausärzten. Offizielle Partner sind die AOK Ludwigsburg-Rems-Murr, die Deutsche Herzstiftung, das Deutsche Rote Kreuz, der Landkreis, die Rems-Murr-Kliniken und die Stiftung der Kreissparkasse.

Veranstaltung
 Die Abschlussveranstaltung unter dem Motto „Rems-Murr schockt“ findet am Freitag, 21. April in der Fellbacher Schwabenlandhalle, Guntram-Palm-Platz 1, statt. Beginn ist um 18, Saalöffnung um 17 Uhr. Der Eintritt ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. 

Weitere Informationen unter:
www.kardioverein.de