Robert Gulde (rechts) und der SV Sillenbuch müssen am Sonntag den TSV Plattenhardt II „stehen lassen“, um auch weiterhin in der Bezirksliga spielen zu dürfen. Foto: Archiv Günter Bergmann

Am Sonntag, 26. Juni, finden die entscheidenden Relegationsspiele im Fußballbezirk Stuttgart statt. Favoriten gibt es in den Spielen keine.

Ob in 90, 120 Minuten oder nach Elfmeterschießen – egal. Hauptsache, der Platz wird siegreich verlassen. Am Sonntag steht das Saisonfinale an, fallen im Stuttgarter Amateurfußball die letzten Entscheidungen über Aufstieg, Klassenverbleib oder Abstieg.

SV Sillenbuch – TSV Plattenhardt II (Sonntag, 16 Uhr, Sportgelände KV Plieningen. Entscheidendes Spiel zur Bezirksliga). Rückblickend auf die abgelaufene Runde schüttelt Zvonimir Topalusic immer noch den Kopf, kann es nicht fassen, dass sein SV Sillenbuch über das „Hoffnungsspiel“ die zukünftige Bezirksliga-Zugehörigkeit sichern muss. Vor allem das Drei-Punkte-Geschenk von Beograd nach Wechselfehler von Ermis und das 17:1-Torpolster-Paket, als Türkspor nur mit der zuvor schon 90 Minuten in Aktion gewesenen Reserve auflief, stoßen dem SVS-Coach immer noch sauer auf. Das sei nicht gerecht gewesen, „wir waren die einzige Mannschaft, die nicht gegen das geschwächte Türkspor-Vorrunden-Team gespielt hat“.

In der Endabrechnung hatte der SVS mit Beograd das exakt gleiche Torverhältnis, aber weniger Treffer markiert und muss in die Relegation. Eine Entscheidungsform, die den Sillenbuchern grundsätzlich nicht liegt – blickt man in die Vergangenheit. 2004 und 2017 verabschiedete man sich aus der Klasse nach unten, 2007 verpasste man den Sprung nach oben. Ein gutes Omen jedoch: Kein einziges Mal hieß der Coach Topalusic. Außerdem: Als Spieler mit der SG West II habe er einst an gleicher Stelle das entscheidende Relegationsspiel gewonnen. Fehlen wird Torjäger Sascha Blessing (Urlaub), aber „dennoch haben wir ein gutes Team, um Plattenhardt II zu schlagen und in der Bezirksliga zu bleiben“.

Plattenhardt besticht indes durch Beständigkeit und einen guten Zusammenhalt. Sieben, acht Akteure würden schon seit fast zehn Jahren zusammenspielen, hätten Höhen und Tiefen mitgemacht, weiß TSV-Abteilungsleiter Sascha Krammer. Komplettiert wird das Filderteam durch einige „Mittelalter-Akteure“ und junge Wilde. „Der Mix passt.“ Soll er auch am Sonntag, weshalb auf Anleihen aus dem Landesliga-Team größtenteils verzichtet werden soll. Auch zur Sicherheit, um einen möglichen Sieg aufgrund eines Formfehlers am grünen Tisch nicht wieder zu verlieren. „Man verliert schnell den Überblick, wer nun unten eingesetzt werden darf und wer nicht. Zudem hat die Mannschaft es verdient, so wie vergangene Woche in die entscheidende Begegnung zu gehen.“ Einzig Kapitän Pascal Garziella ist gut erholt aus dem Urlaub zurück.

MTV Stuttgart II – FSV Waldebene Ost II (Sonntag, 13 Uhr, Sportgelände TSV Bernhausen. Entscheidendes Spiel zur Kreisliga A, Staffel 1). Als der Sportliche Leiter des MTV, Luca Luchetta, zusammen mit dem Ex-Bezirksliga-Spieler Philipp Hug die Nachfolge des zurückgetretenen Trainers Michael Knecevic Ende Oktober 2021 antrat, standen gerade mal fünf Punkte auf der Habenseite des MTV – der Aufbau und das Zusammenfinden zu einer künftigen Kreisliga-B-Mannschaft schienen das realistische Ziel. Doch nun, acht Monate später, besteht doch noch die Chance auf den Klassenverbleib. Das sei unglaublich, das habe damals niemand mehr für möglich gehalten, so Luchetta, der nun mit seiner jungen Truppe und zwei spielberechtigten Akteuren aus dem Bezirksliga-Team den Klassenerhalt schaffen will. Dabei trifft der MTV II auf eine ebenfalls junge Truppe. Das Waldebene-II-Team fungiert als U-23-Mannschaft und hat laut Coach Sven Willing in Johannes Schulze und Timon Joos nur zwei Akteure, die die Altersmarke überschritten hätten. „Wir wissen, was uns erwartet – ein technisch starkes und lauffreudiges Team“, so Luchetta, man sei gewappnet. Luchettas angesprochene FSV-Tugenden kann sein Übungsleiterkollege nur bestätigen. „Damit haben wir während der Runde und auch im ersten Relegationsspiel überzeugt, wollen so erneut auftreten und aufsteigen“, so Willing. Personell gibt es beim FSV keine Baustellen.

VfL Stuttgart – SV Rot (Sonntag, 13 Uhr, Sportgelände SV Vaihingen. Entscheidendes Spiel zur Kreisliga A, Staffel 2). Ein Glück, dass das kommende Wochenende bei den Urlaubsplanungen der VfL-Spieler keine Rolle gespielt hat. Hätte es aber durchaus. Beim Team vom Neckarpark hatte man das Kapitel Kreisliga A nämlich bereits zugeschlagen, sah sich nach ersten Informationen des Bezirks zum jetzigen Zeitpunkt bereits abgestiegen. Eine Fehlinformation, wie vor dem letzten regulären Spieltag durchgesickert ist. Die glückliche Abstiegskonstellation in der Bezirksliga hält die Kreisliga-A-Hoffnung des VfL am Leben. Und dies soll nicht nur für die Partie am Sonntag gelten. „Wir sind überraschenderweise doch noch in der glücklichen Lage, den Klassenverbleib schaffen zu können“, sagt Trainer Erdem Ürün. Nun müsse man das Glück beim Schopfe packen. Ein gutes Gefühl geben dem Coach zwei auslaufende Sperren: Die starken Offensivspieler Volkan Okumus und Enes Güzelyavuz dürfen wieder mitwirbeln. Ein gutes Gefühl vor dem Endspiel hat auch der Kreisliga-B-Relegant SV Rot samt dem Trainergespann Felix Giese und Steffen Schadenberger. Grund: der Sieg im ersten Relegationsspiel gegen den SV Fasanenhof. „Der Gegner war mit sehr viel Qualität und höherklassiger Erfahrung besetzt. Meine junge Truppe hat sich trotzdem nicht unterkriegen lassen und durchgesetzt“, weiß der 30-jährige Giese. Da der VfL eher eine miese Runde gespielt habe, komme das Team sicherlich nicht mit breiter Brust. Das gelte es zu nutzen. Die Kicker von der Fürfelder Straße setzen auf ihre Offensivstärke, im Besonderen auf die Kaltschnäuzigkeit des Brüderpaares Berin und Ademir Kardumovic. Von den 128 Saisontoren haben die beiden 40 beigesteuert. Verzichten müssen die Rotler auf Stammtorhüter Steve Schrag (Fingerverletzung). Dafür steht erneut Laurin Quast – Sohn der Rot-Legende Ronny Quast – zwischen den Pfosten.

FV Sontheim/Brenz – Sportvg Feuerbach (Sonntag, 15 Uhr, Sportgelände FV Sontheim. Entscheidendes Spiel zur Landesliga der Frauen). Elfmeterschießen hat das Trainerduo Salvatore Barraco und Kay Henne nicht üben lassen. Warum auch? „Wir entscheiden die Partie vorher“, ist sich Henne sicher. Mit dem (Noch-)Landesligisten Sontheim/Brenz hat man sich indes durchaus beschäftigt. „Aber nicht zu viel“, fügt Henne hinzu. Das Übungsleiterduo baut auf die eigenen Stärken. „Wenn wir unser Können auf den Platz bringen, dann gewinnen wir und steigen auf.“ Dabei vertraut man bei den Talkrabben auf die Fähigkeiten aller Akteurinnen. „Die Form und die Einstellung stimmen.“ Trotz aller Zuversicht stößt Henne eines sauer auf: die Platzwahl. Warum könne man nicht auch bei den Frauen solch ein Endspiel auf einem neutralen Platz austragen, übt Henne Kritik am WFV, um gleich wieder in den Zuversichtsmodus zu schalten: „Eigentlich egal, wir gewinnen auch dort.“ Der Aufstieg in die Landesliga – so hoch haben die Frauen der Sportvg noch nie ihr Können gezeigt – wäre der zweite Erfolg in dieser Runde nach dem Gewinn des Bezirkspokals – und ein toller Abschluss für die Zusammenarbeit des Duos Henne/Barraco. Ersterer hört nach der Runde auf.