Das Jobcenter soll in Zukunft nicht mehr für die berufliche Orientierung von jungen Bürgergeldbeziehern zuständig sein. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Evangelische Gesellschaft und Caritasverband fürchten Nachteile für ihr junges Klientel, wenn ein Sparvorhaben vom Bund umgesetzt wird.

Eine vom Bund geplante Änderung der Sozialgesetzgebung, sorgt für Aufruhr bei den Stuttgarter Trägern Evangelische Gesellschaft (Eva) und den Caritasverband Stuttgart. Sie halten wenig von dem Vorhaben von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), dass in Zukunft nicht mehr die Jobcenter, sondern die Agentur für Arbeit für den Weg in den Beruf von Menschen unter 25 Jahren zuständig sein soll, die Bürgergeld erhalten. In einer gemeinsamen Pressemitteilung kritisieren die anvisierte Verschiebung scharf.

Eva und Caritas fürchten um Angebote wie das Projekt „Yes, you can!“, die maßgeschneidert für dieses Klientel seien und große Erfolge vorzuweisen hätten. Rund 575 Jugendliche und junge Erwachsene werden derzeit in Stuttgart nach Vermittlung durch das Jobcenter von Eva und Caritas betreut. In der Agentur für Arbeit, so die Träger, fehlten die Strukturen, um die jungen Menschen, die vielfältige Probleme hätten, zu beraten. Die Änderung soll ab 2025 in Kraft treten, um den Etat des Bundesarbeitsministeriums um 900 Millionen Euro zu entlasten.

Jobcenter haben einen Brandbrief geschrieben

Für die jungen Erwachsenen würde sich der Aufwand dann erhöhen: Für finanzielle Hilfen müssten sie weiter zum Jobcenter – in Sachen Stellensuche und Weiterbildung aber zur Arbeitsagentur. „Dies ist für stark belastete junge Menschen eine Überforderung“, sagt die zuständige Bereichsleiterin bei der Eva, Ulrike Mucke. Das sieht auch der Fachdienstleiter Jugendberufshilfe der Stuttgarter Caritas, Eckhard Juwig, so. Er befürchtet „schwerwiegende Nachteile für unsere jungen Klienten“. Gemeinsam haben sich Mucke und Juwig auch in einem Brief an den Gemeinderat gewandt und diesen gebeten, sich gegen den Plan einzusetzen. Den lehnt auch das Jobcenter Stuttgart ab – so wie deutschlandweit alle rund 400 Jobcenter. In einem gemeinsamen Brandbrief des Bundesnetzwerks Jobcenter heißt es, der Plan stelle „einen radikalen Systemwechsel dar und wird weitreichende gesellschaftliche, organisatorische und personelle Folgen haben“.