Mit besser entlohnten, dafür aber flexibel einsetzbaren „Leiharbeitskräften“ aus dem eigenen Haus will das Alexanderstift Personalengpässen entgegen wirken. Zudem können sich Mitarbeiter für die Empfehlung von neuen Kollegen etwas dazu verdienen.
Die Lage spitzt sich zu. Unternehmen der Altenpflege bekommen immer größere Schwierigkeiten, genügend Fachkräfte zu finden. Obwohl es täglich Anfragen gibt, können bisweilen in einzelnen Einrichtungen vorhandene Zimmer nicht belegt werden, weil sonst die Betreuung nicht mehr gewährleistet werden könnte. Im Alexander-Stift, einem Tochterunternehmen der Diakonie-Stetten, hatte man sich wegen chronischem Personalmangels im vergangenen Jahr zu einer noch drastischeren Maßnahme entschlossen: Ein Seniorenheim in einer ländlichen Gemeinde wird gänzlich geschlossen.
Hilfe aus der eigenen „Familie“
Immer wieder aber kommt es auch zu kurzfristigen Engpässen, weil offene Stellen schwer besetzt werden können oder Pflegekräfte krankheitsbedingt ausfallen. Oft ist der Rückgriff auf Kräfte, die von Zeitarbeitsfirmen gestellt werden, die einzige Möglichkeit, die pflegerische Versorgung aufrecht zu erhalten.
Auch das Alexander-Stift hat sich bisher auf diese Weise beholfen. Doch seit gut drei Monaten holt sich der Altenhilfe-Träger Hilfe aus der eigenen „Familie“: Ein neues Arbeitsmodell macht möglich, dass man quasi auf Leiharbeitskräfte aus dem eigenen Haus zurückgreifen kann.
„Flex im Alex“ nennt Gaby Schröder, die Geschäftsführerin, das Modell, in dessen Rahmen sich Mitarbeiter verpflichten, an festgelegten Tagen in anderen Häusern des eigenen Unternehmens in der Region auszuhelfen. Und sie spricht von einer „echten Win-Win-Situation“. Schröder: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Sicherheit einer Festanstellung in einem vertrauten Team und gleichzeitig Abwechslung und flexible Dienstpläne. Und uns als Träger hilft dieses Modell, die hohen Kosten für Zeitarbeit zu senken.“ Nach Angaben der Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG) kostet eine Zeitarbeitskraft das Zwei- bis Zweieinhalbfache einer fest angestellten Pflegekraft.
Aufschlag von bis zu 600 Euro
Das Alexander-Stift verspricht im Gegenzug bei der Dienstplanung nicht nur die individuellen Wünsche und Lebensumstände der Flex-Beschäftigten zu berücksichtigen. Für ihre Einsatzbereitschaft erhalten sie einen Aufschlag von bis zu 600 Euro monatlich auf ihr Tarifgehalt.
Das neue Modell bietet das Alexander-stift, das mit Einrichtungen an fast zwei Dutzend Standorten vertreten ist, seit November des vergangenen Jahres an. Seither haben laut Angaben des Unternehmens zwei Fachkräfte und drei sogenannte Seniorenbegleiter dafür gewonnen werden können.
Ein Standort hat bereits Erfahrungen gesammelt
Umgesetzt werde es bereits am Standort in Ludwigsburg-Eglosheim, von wo aus zwei Vollzeit-Mitarbeitende jeweils an fünf Tagen pro Monat flexibel eingesetzt werden können. Das heißt, sie arbeiten an diesen Tagen nicht in Eglosheim, sondern in anderen Häusern der Region. „Sie helfen dort aus, wo Not am Mann oder an der Frau ist“, sagt Kathrin Harzendorf, die Einrichtungs- und Pflegedienstleiterin.
Der zusätzliche Verdienst sei attraktiv, zumal die Flex-Beschäftigten ihre Prämie auch in den Monaten erhielten, in denen sie nicht anderweitig aushelfen müssen. Das Unternehmen wiederum profitiere nicht nur von ihrer flexiblen Einsetzbarkeit, sondern auch von zusätzlich gewonnenen Erfahrung mit unterschiedlichen einrichtungsspezifischen Strukturen und von einem kollegialen Austausch untereinander, glaubt Harzendorf.
Modell steht allen Berufsgruppen offen
Das Modell soll nun weiter ausgebaut, weitere Mitarbeiter sollen für „Flex im Alex“ gewonnen werden. Bewerber aus allen im Alexander-Stift benötigten Berufsgruppen seien herzlich willkommen, sagt Gaby Schröder: Pflegefachkräfte, Pflegehilfskräfte, Alltagsbegleiter, Hauswirtschaftskräfte genauso wie Servicekräfte.
Zudem wirbt sie für eine weitere Aktion, bei der Mitarbeiter ihr Salär etwas aufstocken können: Wer eine neue Kollegin oder einen neuen Kollegen für die Arbeit im Alexander-Stift begeistert, wird dafür mit Prämien zwischen 500 und 1500 Euro belohnt.