Jakob Johnson spielte zuletzt für die Las Vegas Raiders. Bei welchem NFL-Club es für ihn weitergeht, ist offen. Foto: IMAGO///Stephen R. Sylvanie

Der Super Bowl am Sonntag bewegt die Sport-Welt. Der Stuttgarter NFL-Spieler Jakob Johnson spricht im Interview über das Megaevent - und seinen nächsten Besuch beim VfB Stuttgart. 

Jakob Johnson ist Baden-Württembergs ständige Vertretung in der amerikanischen Football-Profiliga NFL. Der 28-jährige Fullback aus Stuttgart will auch in der kommenden Saison in der stärksten Liga der Welt spielen – es wäre seine fünfte. Für welchen Club, ist offen. Bevor er im April wieder in den Kessel kommt, um im „Jakob Johnson Youth Camp“ bei den Stuttgart Surge auf der Waldau mit Kindern und Jugendlichen zu trainieren, hat er mit unserer Redaktion über die „Football Bromance WG“, seine anstehende Saisonvorbereitung und natürlich über das Megaevent in der Nacht von Sonntag auf Montag (0.30 Uhr/Pro Sieben) gesprochen: Der 57. Super Bowl im American Football steht an.

Herr Johnson, wo erwischen wir Sie gerade?

Ich sitze am Flughafen in Las Vegas, es geht nach Phoenix in die Football Bromance WG.

Was darf man sich darunter vorstellen?

Dort findet sozusagen unsere Warmmach-Phase für den Super Bowl statt. Patrick Esume, Björn Werner, Icke Domisch, Marcel Dabo, Jennifer Becks, Dominik Eberle, Kasim Edebali und ich haben dort eine Art „Football Big Brother“ am Start. Wir werden jeden Tag mehrere Stunden im Stream zu sehen sein, beispielsweise via Twitch und Youtube.

Klingt unterhaltsam.

Definitiv. Ich bin wirklich gespannt darauf.

Was passiert danach, die Saisonpause neigt sich ja schon fast wieder dem Ende zu.

Ich werde ein paar Tage Urlaub machen nach dem Super Bowl, dann geht es nach Florida zum Trainieren. Die Vorbereitung auf die neue Saison startet. Dann sind wieder 110 Prozent angesagt.

Warum Florida?

Wegen der Atmosphäre. Man trainiert dort mindestens den halben Tag, von morgens um 7 Uhr bis 13, 14 Uhr. Wenn die Freizeit, die man dann hat, sich ein wenig wie Urlaub anfühlt, macht es das etwas entspannter. Und das ist in Florida einfach der Fall. Ich werde in Fort Lauderdale Quartier beziehen.

Wie geht es dann weiter?

Mitte April geht es wieder nach Las Vegas, in die Raiders Training Facility. Dort gibt es dann nur noch die Vorbereitung auf die neue Runde.

Ein Besuch in Deutschland zwischendurch ist nicht drin?

Ich muss schauen, wie das zeitlich passt. Anfang April werde ich definitiv noch einmal in Stuttgart sein für mein Jugendcamp auf der Waldau.

Klappt es dann auch mit dem angekündigten Besuch in der Cannstatter Kurve bei einem Heimspiel des VfB Stuttgart?

Das kann ich nicht versprechen – aber ich habe es vor! Als ich Ende Januar hier war, gab es der Spielplan leider nicht her.

Wissen Sie schon, dass Sie sicher bei den Raiders in der kommenden Saison unter Vertrag stehen werden?

Nein, ich weiß noch nicht mal, ob ich überhaupt einen Job haben werde in der kommenden Saison! (lacht) Aber man geht natürlich vom optimalen Szenario aus, und das wäre ein Vertrag in Las Vegas. Im März wird es dazu Neuigkeiten geben.

So blickt Jakob Johnson auf den Super Bowl

Blicken wir auf den Super Bowl am Sonntag. Was ist atmosphärisch denn schon zu spüren von diesem Megaevent, das dieses Jahr in Glendale im Stadion der Arizona Cardinals stattfinden wird?

Jede Menge! Es gibt nach dem Pro Bowl am vergangenen Sonntag quasi kein anderes Thema mehr im Land. Sondersendungen überall, jedes noch so kleine Detail wird analysiert. Selbst die Socken und Schuhe der Spieler werden zum Thema.

Welcher Aspekt macht das Aufeinandertreffen der Kansas City Chiefs und der Philadelphia Eagles im große NFL-Endspiel so spannend?

So klischeehaft wie es klingt – aber es ist zuallererst das Duell dieser beide Ausnahme-Quarterbacks. Patrick Mahomes gegen Jalen Hurts - das sind schon zwei richtig gute Spieler. Beide waren Superstars am College, sind jung, sind sehr mobil – und es ist das erste Mal in der Geschichte des Sports, dass zwei afroamerikanische Quarterbacks aufeinandertreffen. Das macht es natürlich sehr speziell. Insbesondere weil es historisch betrachtet ja immer hieß, dass nur weiße Jungs Quarterback spielen können.

Gibt es neben den Quarterbacks noch Spieler oder Mannschaftsteile, die den Unterschied machen können?

Bei den Kansas City Chiefs sind es die offensiven Playmaker. Also natürlich zuerst Patrick Mahomes und Travis Kelce, aber auch Spieler wie Juju Smith-Schuster oder Clyde Edwards-Helaire. Eigentlich die komplette Offensive. Bei den Eagles dagegen sticht die Defensive heraus. Sie hat das Spiel gegen die 49ers entschieden, insbesondere mit dem Sack von Haason Reddick gegen Brock Purdy. Wenn man so eine gute Defensive hat, wird es für jedes Team schwer, seinen Quarterback zu schützen. Der Eagles Pass Rush gegen die O-Line der Chiefs – das wird das entscheidende Match-Up werden.

Welche Rolle wird Mahomes’ Knöchelverletzung spielen?

Ich denke, er wird es sicher noch spüren. Aber er hat schon im Conference Championship Game gegen die Bengals gezeigt, dass er trotzdem sehr gut spielen kann. Und seitdem hatte er viel Zeit zur optimalen Behandlung. Er wird keinen Tag davon verschwendet haben. Ich denke nicht, dass es ihn noch groß behindern wird.

Für Jakob Johnson haben es die Philadelphia Eagles mehr verdient

Wie groß ist das Thema Andy Reid als Chiefs-Trainer gegen seine eigene Vergangenheit bei den Eagles?

Alle sagen, dass sei kein großes Thema. Aber das glaube ich nicht. Tief drin wird es ihn beschäftigen, da bin ich sicher. Ich habe es selbst dieses Jahr gespürt. Wenn man gegen eine Mannschaft spielt, für die man selbst lange Zeit aktiv war, dann beschäftigt einen das. Da ist einfach mehr Feuer drin als gegen andere Mannschaften. Auch die Mitarbeiter, die für ihn in Philadelphia gearbeitet haben und noch da sind, spüren das. Ich denke daher, dass wir ein sehr hitziges Spiel in aufgeheizter Atmosphäre sehen werden.

Abschließend: Wer gewinnt das Spiel?

Ganz klar die Eagles! Ich bin ein Las Vegas Raider, da kann ich es ja schon alleine aus moralischer Sicht nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, für die Chiefs zu sein. Schließlich sind sie unser Conference-Rivale und haben uns in der Saison zweimal geschlagen. (lacht) Aber Spaß beiseite: Beide Teams haben es verdient, im Endspiel zu stehen. Ich gönne es aber den Eagles und Jalen Hurts einfach mehr. Sie haben eine sehr gute Saison gespielt, waren aber immer unter dem Radar. Keiner redete über sie, keiner nahm das Team ernst. Aber sie haben zuletzt gezeigt, dass mit ihnen zu rechnen ist. Ich denke, sie holen den Titel am Sonntag.