STZ-Regionalchef Achim Wörner im Gespräch mit OB Gabriele Zull und FZ-Redaktionsleiter Sascha Schmierer Foto: Gottfried Stoppel

Die Fellbacher Zeitung feiert in den Redaktionsräumen mit zahlreichen Gästen aus der Stadt ihr 75-jähriges Bestehen. Oberbürgermeisterin Gabriele Zull wünscht der Redaktion weiterhin eine spannende Berichterstattung und appelliert: „Je mehr Lokales, desto besser!“

Es war ein Treffen der Persönlichkeiten und Repräsentanten des gesellschaftlichen Lebens in Fellbach, wie es sonst allenfalls bei den Neujahrsempfängen der Stadt oder der Industrie- und Handelskammer zu erleben ist. Anlass des großen Stelldicheins von Lokalpolitikern, Vereinsvorsitzenden, Geschäftsinhabern sowie Leserinnen und Lesern war das Fest zum 75-jährigen Bestehen der Fellbacher Zeitung.

Bereits 1890 gab es den „Boten vom Kappelberg“

Wobei das dreiviertel Jahrhundert an sich zwar stimmt, die Historie des Zeitungswesens in Fellbach aber deutlich länger zurückreicht, wie Sascha Schmierer, gemeinsam mit Frank Rodenhausen Leiter der Fellbach/Rems-Murr-Redaktion, in seiner Begrüßung erläuterte. Denn bereits 1890 hatte der Buchdrucker Wilhelm Weller den Wagemut, eine Zeitung in dem damals gerade mal 4000 Köpfe zählenden Wengerterdorf zu etablieren. Titel des Blatts: „Bote vom Kappelberg“

Mitten im Ersten Weltkrieg übernahm der Buchdrucker Gottlieb Conradi den Verlag und änderte 1916 den Titel in „Fellbacher Tagblatt, Bote von Rommelshausen, Freund von Schmiden“. Die Nazis machten daraus eine linientreue Zeitung, ehe im März 1944 der Verlag und das Druckhaus am Löwenbrunnen im Fellbacher Oberdorf durch Brandbomben zerstört wurden. Der Neustart nach dem Zweiten Weltkrieg folgte durch den Verleger Hans-Heinrich Feldhoff am 27. November 1948 mit der Fellbacher Zeitung als „unabhängiges Heimatblatt für Politik, Kultur und Wirtschaft“.

Christoph Reisinger, Chefredakteur der Stuttgart Nachrichten, zu denen die Fellbacher Zeitung seit 1975 gehört, begann seine Rede zum 75-jährigen Bestehen mit dem Ausruf: „Wir sind noch da – und wie!“ Denn, so Reisinger, es sei „ein positiver Fakt: Wir haben so viele Leser wie noch nie in der Geschichte“. Allerdings: Es gibt große Umbrüche. „Das Digitale bestimmt die Taktung.“

Die Zeitung ist für die Menschen da, die hier wohnen und arbeiten

Der wichtigste Punkt, so der Chefredakteur: „Relevante Inhalte zu produzieren, das ist der Schlüssel von allem.“ Ziel müsse sein, „an die Lebenswirklichkeit der Leser anzudocken“, die Zeitung sei „in erster Linie für die Stadt da, für die Menschen, die hier wohnen und arbeiten“. Es gehe um „solide, belastbare Informationen aus dem Nahraum“. Deshalb sei in den Turbulenzen der vergangenen Jahre im Printbereich auch „niemand auf die absurde Idee gekommen: Brauchen wir die Fellbacher Zeitung noch?“

Dass die Verschmelzung der Fellbacher Lokalredaktion mit der Kreisredaktion Rems-Murr der Stuttgarter Zeitung bei etlichen Lesern den Eindruck verstärkt hat, dass lokale Themen weniger stark berücksichtigt werden als bisher, ist auch in der Chefredaktion angekommen. Oberbürgermeisterin Gabriele Zull habe sich in etlichen Mails „kritisch und konstruktiv mit der Entwicklung auseinandergesetzt – das ist gut so, auch wenn es für uns nicht immer angenehm ist“, räumte Reisinger ein.

Die angesprochene OB betonte in ihrer Rede, dass sie „ganz intensiv verbunden“ sei mit der Fellbacher Zeitung, „den ersten offiziellen Termin nach meiner Wahl hatte ich hier in diesen Räumen“. Die Zeitung gehöre zur Fellbacher Identität, „sie steht eng an der Stadtgesellschaft und ist Bindeglied zwischen den Generationen“.

Allerdings müsse sie auch „Wasser in den Wein gießen“, denn in den vergangenen Jahren müsse man sich fragen, ob Fellbach noch weiterhin in dem Maß drinstehe, wie der Titel suggeriere. Natürlich erkenne auch sie die Veränderungsprozesse und Anpassungszwänge. „Aber die Bevölkerung interessiert das Lokale.“ Sie wünsche der Redaktion weiterhin eine spannende Berichterstattung, denn: „Je mehr Lokales, desto besser!“

Fellbacher Musikreihe „Live im Park“ startet am 4. Juli 2024

Anschließend bestand bei Fingerfood und (natürlich) Weinen aus Fellbach wie auch nicht alkoholischen Getränken reichlich Gelegenheit zum Small Talk – ein Wort, dass 1890, 1916 und vermutlich auch 1948 kein Fellbacher verstanden hätte – und Austausch von Neuigkeiten. Sabine Sorg, Marketingfachfrau bei den Stadtwerken Fellbach, verriet, dass für die kommende Saison der Musikreihe „Live im Park“ die Termine bereits feststehen – es sind erneut zehn Donnerstagabende vom 4. Juli bis 5. September.

Wird Fellbach bei der EM wieder zum Tifosi-Epizentrum?

Ein wichtiges Datum im kommenden Sommer hatte auch der Fellbacher Revierleiter Jan Kempe sofort parat: nämlich den Beginn der Fußball-Europameisterschaft. Nicht, weil er so ein großer Fußballfan wäre, sondern weil sich die Italiener ja doch mit Ach und Krach die Teilnahme gesichert haben und Fellbach vom 14. Juni an wieder das Epizentrum der Tifosi aus der ganzen Region Stuttgart sein wird – und die hiesige Polizei wieder alle Hände voll zu tun haben wird, die Party in erträgliche Bahnen zu lenken.