Der Schleglerkasten ist das berühmteste Bauwerk von Heimsheim. Mit den echten Schleglern hat er allerdings gar nichts zu tun. Foto: Simon Granville/Simon Granville

Der Antrag der Stadt wurde angenommen. Sie darf sich auf Ortsschildern fortan so nennen.

Nun ist es offiziell: Die Stadt Heimsheim darf sich fortan als Schleglerstadt bezeichnen. Inoffiziell trug die Enzkreisgemeinde den Titel schon eine ganze Weile, schließlich ist sie eng mit der Geschichte um den Ritterbund der Schlegler verbunden. Jetzt aber hat das Innenministerium bestätigt, dass die Stadt diesen Namen „verdient“. Die Ortsschilder sollen entsprechend abgeändert werden, teilt der Bürgermeister Jürgen Troll auf Nachfrage mit.

Dass Kommunen überhaupt eine Zusatzbezeichnung tragen dürfen, wurde erst durch eine Änderung der baden-württembergischen Gemeindeordnung vor wenigen Jahren möglich. Es muss nur beim Innenministerium beantragt werden, das prüft, ob die Stadt den nötigen Bezug aufweist. Weil der Stadt zum Beispiel darf sich seit einiger Zeit offiziell als Keplerstadt bezeichnen. Im Fall von Heimsheim war das ebenfalls eher eine Formalität, mit einer Absage hatte niemand wirklich gerechnet, so Jürgen Troll. „Aber wir freuen uns sehr, dass ein wichtiger Teil unserer Geschichte und Identität bald auf den Ortseingangsschildern zum Ausdruck kommt.“ Die offizielle Verleihung ist für 8. September angesetzt.

Bei den Schleglern handelte es sich um einen Zusammenschluss verschiedener Ritter aus der Region. Als im 14. Jahrhundert der Einfluss der bisher so mächtigen Ritter gegenüber Grafenhäusern und Freien Städten deutlich abnahm, taten sich einige von ihnen zu einem Bund der Schlegler zusammen, um ihre Macht zu sichern und unter anderem gegen den Grafen Eberhard III. von Stuttgart vorzugehen. Doch sie wurden verraten und auf der Burg von Wolf zu Steinegg vom Grafen eingekesselt. Der Graf ließ die Stadt in Brand setzen, und die Schlegler mussten aufgeben.

Eben diese Burg stand in Heimsheim – allerdings nicht, wie viele meinen, in Form des heutigen „Schleglerschlosses“. Die Burg stand dort, wo heute das Graevenitzsche Schloss, also das Rathaus, steht. Bei dem Brand im Jahr 1395 wurden die größten Teile der einstigen Burg zerstört, nur noch Bruchstücke sind übrig geblieben.

Der berühmte „Schleglerkasten“ hat mit dem namensgebenden Ritterbund tatsächlich überhaupt nichts zu tun. Er wurde von den Herren von Gemmingen um das Jahr 1415 als freistehender Wehrturm errichtet – 20 Jahre nachdem die echte Schleglerburg abgebrannt war. Aufgrund von Heimsheims Historie schlich sich im Volksmund aber irgendwann die Bezeichnung Schleglerschloss ein, weshalb sich der Mythos, es handle sich um die historische Schleglerburg, bis heute hält.